Heinrich Hensel

Heinrich August Hensel (* 29. Oktober 1874 in Neustadt an der Haardt; † 25. Februar 1935 in Hamburg)[1][2] war ein deutscher Opernsänger in der Stimmlage Tenor.

Heinrich Hensel als „Siegfried“ LCCN2014686055

Leben

Heinrich Hensel Vater war der Fleischwarenfabrikant Karl Hensel (1851–1904), seine Mutter Charlotte Hensel, geb. Baab (1852–1925). Er wurde von dem Dirigenten Felix Mottl entdeckt und war Schüler von Gustav Walter in Wien (1896/97), von Eduard Bellwidt in Frankfurt a. M., von Oscar Saenger in New York und von Jacques Stückgold in München. 1897 debütierte er am Stadttheater von Freiburg i. Br. als Alessandro Stradella in der gleichnamigen Oper von Friedrich von Flotow. Von dort kam er 1900 an das Opernhaus von Frankfurt, wo er als Lyonel in Flotows Martha debütierte, und dem er bis 1906 angehörte. Hier sang er in der Uraufführung von Engelbert Humperdincks Oper Dornröschen (1902) und in der Erstaufführung von Karl Goldmarks Götz von Berlichingen (1903). 1906 wurde er als lyrischer Tenor nach Wiesbaden verpflichtet, übernahm aber zunehmend Partien aus dem Fach des Heldentenors. Dort lernte er Richard Tauber kennen, der ihn sehr bewunderte. Am 23. Januar 1910 wirkte er am Hoftheater von Karlsruhe in der Uraufführung von Siegfried Wagners Oper Banadietrich mit. Im gleichen Jahr wurde er zum Großherzoglich badischen Kammersänger ernannt. 1911 verließ er Wiesbaden und gastierte eine Spielzeit lang. Ab 1912 wurde er am Stadttheater Hamburg der führende Heldentenor.[3] Dieser Bühne gehörte er bis 1921 an, danach gab er nur noch Gastspiele.[4]

Hensel trat an allen großen deutschen Operntheatern als Gast auf, u. a. in Stuttgart, Hannover, Karlsruhe, Mannheim, Berlin, aber auch in Paris, Zürich, London, Brüssel. 1899 gastierte er einmalig an der Wiener Hofoper als Turiddu in Cavalleria rusticana.[5] In den Jahren 1911 und 1912 sang er bei den Bayreuther Festspielen den Parsifal und den Loge im Rheingold.[6] In der Saison 1911/12 sang er am Auditorium Theatre in Chicago sowie an der Metropolitan Opera New York den Lohengrin, Siegmund, Siegfried und den Hans in der Verkauften Braut.[7] Den Parsifal interpretierte er noch in London (Covent Garden Opera, 1914), Brüssel (Theatre de la Monnaie, 1914) und Hamburg. In den 1920er Jahren erschien er auch als Operetten- und Liedsänger. Er zog sich im Jahr 1929 von der Bühne zurück und wirkte als Gesangslehrer zunächst in München und ab 1932 in Hamburg.[2]

1902 heiratete Hensel die Sopranistin Elsa Schweizer (Künstlername Hensel-Schweitzer, * 1877 in Frankfurt a. M.; † 1947 in New York).[8] Das Paar hatte die Tochter Elisabeth („Elsbeth“) Maria (* 19. Dezember 1902 in Frankfurt). 1910 trennten sich die beiden Künstler. 1912 heiratete er in New York Louise Oppenheimer (* 1878 in Niedermarsberg; † 1945 in Hamburg).[9] Mit ihr hatte er den Sohn Ottheinrich (* 8. Dezember 1913 in Köln). Louise Hensel überlebte das Ghetto Theresienstadt um wenige Monate,[10] auch beide Kinder, ab 1935 rechtlich als „jüdische Mischlinge ersten Grades“ eingestuft, überlebten die nationalsozialistische Verfolgung.

Hensel starb im Alter von 60 Jahren im Krankenhaus Hamburg-St. Georg an den Folgen eines Schlaganfalls.[11] Er ist auf dem Hauptfriedhof Karlsruhe begraben (Hensel'sches Familiengrab im Bürklin’schen Mausoleum, Kolumbariennische, Grabstätte 053).[12]

Seit 2022 wird alle zwei Jahre an der Hochschule für Musik Karlsruhe der Heinrich-Hensel-Preis an junge Studierende verliehen. Gestiftet wurde er von Hensels Großnichte.[13]

Tondokumente

Hensel machte relativ viele Schallplattenaufnahmen: 1903, 1905 und 1909–1910 für die Grammophon,[14] 1911 und 1913 in London für Edison, 1912 in Berlin für Pathé, 1913 für Odeon und 1921 für Parlophon.[15]
1979 wurden 13 Titel auf einer LP wiederveröffentlicht, darunter auch Duette mit Elsa Hensel-Schweitzer (Preiser Records/Court Opera Classics CO 339).

Literatur

  • Hensel, Heinrich in: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929, Sp. 532 (Online). (Einträge beruhen auf Eigenauskunft der Künstler.)
  • Nachruf Heinrich Hensel in: Deutsches Bühnen-Jahrbuch. 47. Jahrgang 1936. Berlin 1935. S. 122 f
  • Hensel, Heinrich in: Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens, Hansjörg Rost: Großes Sängerlexikon. Vierte, erweiterte und aktualisierte Auflage. K. G. Saur, München 2003, ISBN 3-598-11598-9 (7 Bände). S. 2041.
Commons: Heinrich Hensel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Standesamt Hamburg 01a, Sterbeurkunde Nr. 351 vom 26. Februar 1935
  2. a b Karl-Josef Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. De Gruyter, 2004, ISBN 978-3-598-11598-1, doi:10.1515/9783598440885.
  3. Hensel, Heinrich. In: wiesbaden.de. Abgerufen am 16. Juli 2025.
  4. Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. Limpert, Dresden 1929, Sp. 532
  5. Archiv Wiener Staatsoper
  6. Wagnermanía database
  7. Metropolitan Opera database
  8. Standesamt Frankfurt a. M., Heiratsurkunde Nr. 346 vom 28. Februar 1902
  9. Standesamt Hamburg-Rotherbaum, Sterbeurkunde Nr. 752 vom 28. August 1945
  10. Louise Hensel in Mapping the lives
  11. Hamburger Fremdenblatt vom 26. Februar 1935, S. 2 [1]
  12. Heinrich August Hensel in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 25. August 2025.
  13. Christine Gehringer: Zur Erinnerung an einen bemerkenswerten Sänger – und zur Motivation für junge Künstler [2]
  14. Gramophone Co. Discography
  15. GHT-Base Web 2