Heimertshausen

Heimertshausen
Stadt Kirtorf
Koordinaten: 50° 45′ N, 9° 10′ O
Höhe: 286 m ü. NHN
Fläche: 10,4 km²[1]
Einwohner: 297[2]
Bevölkerungsdichte: 29 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36320
Vorwahl: 06635

Heimertshausen ist ein Stadtteil von Kirtorf im Norden des mittelhessischen Vogelsbergkreises.

Ortsgeschichte

Mittelalter

Am 26. Juni 1272 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt: „... in villam nostram in Heimershusen ...“. (In unserem Dorf Heimertshausen).[3] Dieser Verkauf wurde in einem Kopiar aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Die Herren von Romrod verkauften das ganze Dorf an das Haus des Deutschritterordens in Marburg mit allen Rechten.[4] 1272 wird auch die Siedlungsform villa für den Ort angegeben. Elf Jahre später lautet ein Eintrag: „... apud villam Heimershusin ...“ (Beim Dorf Heimertshausen)[5] und schließlich 1370: „... uz Heimuodeschem...“[6]

Der Ortsname wird als „Siedlung des Heimwart“ erklärt.[7]

Standesherren waren die Herren von Romrod und später die Herren von Lehrbach, die den Ort an den Deutschritterorden Haus Marburg verkauften, die ihn schließlich 1528 ebenfalls veräußerten.[8] Dann folgten die hessischen Landgrafen.

Neuzeit

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Heimertshausen:

„Heimertshausen (L. Bez. Kirtorf) evangel. Filialdorf; liegt an dem Kleinbach, 1 St. von Kirtorf, hat 1 Kirche, 67 Häuser und 401 evangelische Einwohner. In der Gemarkung wurde früher Bergbau getrieben.“[9]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Am 1. August 1972 wurde Heimertshausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch Landesgesetz in die Stadt Kirtorf eingegliedert.[10][11]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Heimertshausen angehört(e):[1][12][13]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das Hofgericht Gießen als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Heimertshausen das „Amt Romrod“ zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Homberg an der Ohm“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht in Homberg an der Ohm, das für Heimertshausen zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Homberg an der Ohm“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[19] Gleichzeitig wurde Heimertshausen dem Bereich des Amtsgerichts Alsfeld zugeordnet.

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Heimertshausen 318 Einwohner. Darunter waren 3 (0,9 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 57 Einwohner unter 18 Jahren, 99 zwischen 18 und 49, 81 zwischen 50 und 64 und 81 Einwohner waren älter.[20] Die Einwohner lebten in 120 Haushalten. Davon waren 27 Singlehaushalte, 42 Paare ohne Kinder und 39 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 30 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 66 Haushaltungen lebten keine Senioren.[20]

Einwohnerentwicklung

• 1791: 330 Einwohner[21]
• 1800: 318 Einwohner[22]
• 1806: 335 Einwohner, 60 Häuser[16]
• 1829: 401 Einwohner, 67 Häuser[9]
• 1867: 366 Einwohner, 65 Häuser[23]
Heimertshausen: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015
Jahr  Einwohner
1791
  
330
1800
  
318
1806
  
335
1829
  
401
1834
  
381
1840
  
380
1846
  
377
1852
  
362
1858
  
353
1864
  
377
1871
  
365
1875
  
358
1885
  
320
1895
  
335
1905
  
358
1910
  
318
1925
  
324
1939
  
321
1946
  
545
1950
  
524
1956
  
413
1961
  
363
1967
  
354
1970
  
361
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
318
2015
  
292
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[20]; Stadt Kirdorf: Stadtteile im Webarchiv

Historische Religionszugehörigkeit

• 1829: 401 evangelische (= 100 %) Einwohner[1]
• 1961: 301 evangelische (= 82,92 %), 57 katholische (= 15,70 %) Einwohner[1]

Ortsbeirat

Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Ortsvorsteher ist Horst Krick.[24]

Verkehr

Durch den Ort führt die Landesstraße 3151. Den öffentlichen Personennahverkehr stellen Busse der Linie VB 13 der Verkehrsgesellschaft Oberhessen im Rhein-Main-Verkehrsverbund sicher.

Infrastruktur

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Homberg an der Ohm) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Heimertshausen, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Stadtteil Heimertshausen. Stadt Kirtorf, abgerufen am 30. Juli 2025.
  3. Arthur Wyss: Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Band 1–3. Leipzig 1879–1899. Band 1. Nr. 295.
  4. Ursula Braasch-Schwersmann: Das Deutschordenshaus Marburg. Wirtschaft und Verwaltung einer spätmittelalterlichen Grundherrschaft. = Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 11. Herausgegeben vom HessischenArthur Wyss: Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Band 1. Nr. 414, S. 309. Landesamt für geschichtliche Landeskunde. Dissertation. Marburg 1989. S. 182.
  5. Arthur Wyss: Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Band 1. Nr. 414, S. 309.
  6. Arthur Wyss: Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei Hessen. Band 3. Nr. 1104, S. 102.
  7. Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation. Göppingen 1973. S. 171.
  8. Ulrich Weiss: Die Gerichtsverfassung in Oberhessen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. = Schriften des hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 37 (1978), S. 272, Anmerkung 52.
  9. a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 117 (Google Buch).
  10. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Alsfeld und Lauterbach (GVBl. II 330-12) vom 1. August 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 215, § 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 347 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  12. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Google Buch).
  14. Die Zugehörigkeit des Amtes Romrod anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  15. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Google Buch).
  16. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 230 (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 422 (online bei Google Books).
  18. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 6 ff. (online bei Google Books).
  19. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  20. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 38 und 78, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  21. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 179 (Online in der HathiTrust digital library).
  22. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 189 (Online in der HathiTrust digital library).
  23. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 38 (Google Buch).
  24. Ortsbeirat Heimertshausen. Abgerufen am 30. Juli 2025.

Literatur