Heimatmuseum Zehlendorf

Heimatverein Zehlendorf e. V. (1886)[α 1]
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Rechtsform eingetragener Verein (gemeinnützig)
Gründung 25. Jan. 1957[1] in Berlin-Zehlendorf
Gründer Hellmuth Engelhardt, Hanna Steinkopff[2][α 2]
Sitz „Historischer Winkel“
Clayallee 355, 14169 Berlin-Zehlendorf ()
Vorläufer Zehlendorfer Ortsverein, 1886[3]
  • „Verein für Heimatkunde und Vorgeschichte Zehlendorfs“, 1949
  • „Heimatverein für den Bezirk Zehlendorf“, 1957[2]
Zweck Bewahrung der Geschichte Zehlendorfs sowie Heimatkunde
Vorsitz Matthias Aettner[α 3]
Website www.heimatmuseum-zehlendorf.de

Das Heimatmuseum Zehlendorf ist ein regionales Museum für die Ortsgeschichte des ehemaligen Berliner Bezirks Zehlendorf und der Ortsteile im heutigen Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Es hat seinen Sitz im alten Schulhaus im „Historischen Winkel“ Zehlendorfs an der Clayallee 355. Träger des Museums ist der Heimatverein Zehlendorf e. V. (1886).

Geschichte

Nachdem das Dorf Zehlendorf 1872 eine selbstständig gewordenen Landgemeinde in Preußen geworden war, konnten in Orts- und Museumsvereinen wie dazumal dem Zehlendorfer Ortsverein von 1886 bereits Dokumente und Gegenstände der Heimatgeschichte gesammelt werden. Bemühungen zur Errichtung eines eigenen Heimatmuseums gingen jedoch in den Wirren des Zweiten Weltkriegs unter. 1949 wurde der Heimatverein als Verein für Heimatkunde und Vorgeschichte Zehlendorfs e. V. gegründet, welcher die bereits vorhandenen historischen Sammlungen übernahm und sie 1957 – nun unter dem neuen Namen „Heimatverein für den Bezirk Zehlendorf e. V.“ – in angemieteten Räumen der Sidonie-Scharfe-Stiftung in der Scharfestraße unterbrachte.

Unter welchen erheblichen Mühen und Schikanen der (amerikanischen) Besatzungsmacht in Form der Alliierten Kommandantur bloß unweit im hiesigen Bezirk Zehlendorf selbst (als Ständige Vertretung des Alliierten Kontrollrats über Gesamt-Deutschland), die Vereinsgründung im Nachkriegsdeutschland seinerzeit stand, davon zeugt die dokumentierte schriftliche ursprüngliche Kunde von keinem geringeren als dem damaligen Oberbürgermeister Ernst Reuter höchstselbst – Im Zuge dessen rezitiere der Heimatverein im Rahmen einer Sonderausstellung zum 120. Geburtstag Ernst Reuters folgendes Archiv-Dokument;

„Der Heimatverein Zehlendorf ist Ernst Reuter in besonderer Weise verbunden – nicht nur, weil er viele Jahre in der Zehlendorfer Bülowstraße wohnte, sondern auch, weil er 1949 „Geburtshelfer“ des Vereins war.

Mit der Anordnung BK/O (47) 66 vom 22. März 1947 regelte die Alliierte Kommandantur das Zulassungsverfahren für nichtpolitische Organisationen. Anträge waren 27fach [sic!], darunter auch in englischer, russischer und französischer Sprache, einzureichen. Auf dieser Grundlage erhielt der „Verein für Heimatkunde und Vorgeschichte Zehlendorfs“ – er führt erst später den kürzeren Namen Heimatverein Zehlendorf – seine Tätigkeitserlaubnis:

Magistrat von Groß-Berlin
Berlin-Schöneberg, den 14. Oktober 1949

An die Gründer des
Vereins für Heimatkunde und Vorgeschichte Zehlendorfs e.V.
zu Händen Herrn Curt Riedel

Der Magistrat von Groß-Berlin hat den Verein für Heimatkunde und Vorgeschichte Zehlendorfs e.V. als nichtpolitische Organisation auf Grund des von Ihnen eingereichten Antrages für den Bereich von Groß-Berlin anerkannt.
Die Organisation darf vom 14. Oktober 1949 ab ihre Tätigkeit im Bereich von Groß-Berlin ausüben. Jede Änderung der Satzung ist dem Magistrat von Groß-Berlin – Stadtkanzlei – vorzulegen; die Satzungsänderung wird erst mit der Genehmigung durch den Magistrat wirksam.

R e u t e r
Oberbürgermeister

Klaus-Peter Laschinsky (Vereinsvorsitz): Zehlendorfer Heimatbrief. 52. Jahrgang, Nr. 2, September 2009[4]

Die Pläne zur letztendlichen Errichtung von auch der Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellungsräumen wurden erst 1973 realisiert, nachdem vom Bezirksamt Zehlendorf das alte Schulhaus an der Clayallee 355 übernommen werden konnte.

Altes Schulhaus

Altes Schulhaus Berlin-Zehlendorf, Sitz des Heimatmuseums und des Heimatvereins Zehlen­dorf e. V. (1886)

Das alte Schulhaus wurde 1828 von Wilhelm Pasewaldt als Ersatz für einen Vorgängerbau errichtet und beherbergte ein Klassenzimmer sowie die Wohnung des Dorflehrers. Erster Bewohner war der Küster, Lehrer und Dorfchronist Ernst Ferdinand Schäde (1772–1861). Zusätzlich zu seinen Tätigkeiten unterhielt dieser in dem Gebäude eine Seidenraupenzucht, was im Heimatmuseum auch dargestellt wird.[5] Nachdem 1876 die neue Gemeindeschule (die spätere Nordschule) eröffnet worden war, zog die Verwaltung der Landgemeinde Zehlendorf in das Gebäude. Umbauten erfolgten 1876 und 1895. Im Dachgeschoss wurde dabei eine Wohnung für den Gemeindediener eingerichtet. Auf der Nordseite entstanden in den Jahren 1900 und 1909 Erweiterungsbauten für die Zehlendorfer Verwaltung. 1924 zog in das alte Schulhaus eine Schuhmacherwerkstatt ein, 1934–1972 wurde das Gebäude vom Tiefbauamt Zehlendorf – seit 1920 ein Bezirk Groß-Berlins – genutzt. 1973 stellte das Bezirksamt das Gebäude – ohne die nördlichen Erweiterungsbauten – dem inzwischen zum Heimatverein Zehlendorf e. V. (1883) umbenannten Heimatverein zur Verfügung. Gemeinsam mit der Alten Dorfkirche, ihrem Kirchhof und der Friedenseiche von 1871 bildet das alte Schulhaus den „Historischen Winkel“ Zehlendorfs.[6] Das Gebäude ist als Baudenkmal unter der Nummer 09075718 in die Denkmaldatenbank des Landesdenkmalamtes des Landes Berlin eingetragen.[7]

Sammlungen und Aktivitäten

Bibliothek im Heimatmuseum Zehlendorf

Dauer- und Sonderausstellungen des Vereins haben im Erdgeschoss des alten Schulhauses ihren Platz. Im Obergeschoss wurden neben Verwaltungsräumen die Bibliothek und das Archiv der umfangreichen Sammlungen an Zeitungen, Fotos, Landkarten, Dokumenten sowie Unterlagen zu Persönlichkeiten und Institutionen des Bezirks eingerichtet. Der Bestand des Archivs wird fortlaufend von ehrenamtlichen Mitarbeitenden mithilfe einer Museumssoftware digitalisiert.[8]

Dauerausstellung

Unter der Überschrift „Vom Bauernhof zur Vorortgemeinde“ wird in der Dauerausstellung im Wesentlichen die Geschichte des Ortes bis zur frühen Nachkriegszeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt. Zahlreiche Ausstellungsstücke geben Einblicke in die Entwicklung Zehlendorfs und in das Leben seiner Einwohner. Neben einem Modell des alten Dorfes um 1820 beherbergt die Ausstellung Zeugnisse aus der Geschichte Zehlendorfs bis zur Eingemeindung nach Berlin 1920, Objekte aus der früheren Dorfschule sowie Erinnerungsstücke an den Bezirk und ihrer hier lebenden Berühmtheiten. Eine Aktualisierung der Dauerausstellung, die noch in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg endet (Stand: 2023), ist geplant.[8]

Sonderausstellungen (Auswahl)

  • Wannsee 1945 – Die letzten Tage“ (1980)
  • „150 Jahre Erste preußische Eisenbahn Potsdam – Zehlendorf – Berlin“ (1988)
  • AVUS-Geschichte(n) – Vom Gestellweg zur Autobahn“ (1996)
  • „Unsere Amis – Amerikaner in Zehlendorf 1945–1994“ (2000)
  • „Weltpolitiker und Privatmann – Ernst Reuter in Zehlendorf zu Hause“ (2009)[α 4][9]
  • Zum 80. Jahrestag der Machtergreifung: Zerstörte Vielfalt – „Zehlendorf wurde braun“ (2013)[10][α 5]
  • Schönow – Ein Dorf zwischen Teltow und Zehlendorf“ (2014)
  • „Vielfalt im Achteck – 250 Jahre Alte Dorfkirche Zehlendorf“ (2018)
  • „100 Jahre Bauhaus in Zehlendorf“ (2019)
  • „Zehlendorfer Künstler in den ZwanzigernWeimarer Kultur in der Peripherie“ (2020)
  • Bruno Taut und die Amsterdamer Schule“ (2021)
  • Hans Söhnker – Leinwandheld und Lebensretter“ (2021)
  • „Verlorengegangen (worden) – Auf Spurensuche jüdischen Lebens in Zehlendorf“ (2022)
  • „Zehlendorf à la carte – Landkarten und Luftbilder unter der Lupe“ (2024)[11]
  • „Die Geschichte des Bali-Kinos am S-Bahnhof Zehlendorf“ (2024)[12][α 6]
  • „Die Stunde Null, die es nicht gab – Zehlendorf ’45 – Zwischen Kapitulation und Befreiung“ (2025)[13][14][α 7]

Die Themen der Sonderausstellungen werden stets als Titelthema im Zehlendorfer Heimatbrief behandelt oder es wird ihnen ein Sonderheft der Publikation gewidmet.

Öffnungen und Besucher

Bei freiem Eintritt werden die Öffnungszeiten des Museums durch ehrenamtliche Mitarbeitende des Heimatvereins gewährleistet. Die Zahl der Museumsbesucher und der Teilnehmer an Veranstaltungen lag 2019 bei 4622.[15] Zusätzlich zu den regelmäßigen Öffnungszeiten ist das Museum auch in den Schulferien sowie zur jährlich stattfindenden Langen Nacht der Museen in Berlin geöffnet.

Literatur

  • Kurt Trumpa. 1949: Renaissance des Zehlendorfer Heimatvereins (1886). In: Heimatbrief. 42. Jg. Ausg. 2. Heimatverein Zehlendorf (Hrsg.) Berlin 1999, S. 5 f.
  • Benno Carus. Das Zehlendorfer Schulhaus von 1828. In: Zehlendorfer Chronik, 5/87. Schriftenreihe des Heimatvereins für den Bezirk Zehlendorf e. V. Berlin 1987, S. 5 ff.
Commons: Heimatmuseum Zehlendorf – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Gemäß historischen Abdrucks (HD) des Vereinsregisters vom 20. April 2001;
    Seit dem 22. Februar 2001 trägt der Verein den heutigen Namen.
  2. Gemäß historischen Abdrucks (HD) des Vereinsregisters vom 20. April 2001;
    „Den Vorstand bilden jetzt: Bauingenieur Hellmuth Engelhardt, Berlin, Vorsitzender; Hausfrau Hanna Steinkopff, Berlin, Schatzmeister“
  3. Gemäß aktuellen Abdrucks (AD) des Vereinsregisters vom 12. Juni 2025.
  4. Ausstellungsdauer: 15. Oktober 2009–1. Februar 2010
  5. Ausstellungsdauer: 19. September 2013 bis 31. Januar 2014
  6. 10. November 2024 – 13. April 2025
  7. Ausstellungsdauer: 8. Mai–14. September 2025

Einzelnachweise

  1. Handelsregisterauszug Amtsgericht (Berlin-) Charlottenburg – Vereinsregister: VR 2805 B (Aktueller Abdruck). In: Handelsregister.de. Gemeinsames Registerportal der Länder, 12. Juni 2025, abgerufen am 12. Juni 2025: „Die Satzung ist errichtet am 25.01.1957.“
  2. a b Handelsregisterauszug Amtsgericht (Berlin-) Charlottenburg – Vereinsregister: VR 2805 B (Historischer Abdruck). In: Handelsregister.de. Gemeinsames Registerportal der Länder, 7. April 1977, abgerufen am 12. Juni 2025: „a) Name: Heimatverein für den Bezirk Zehlendorf, b) Ort: Berlin-Zehlendorf“
  3. Heimatmuseum Zehlendorf. In: Berlin.de. Das offizielle Hauptstadtportal, 29. September 2023, abgerufen am 10. Juni 2025: „Das Heimatmuseum wird vom Heimatverein Zehlendorf e.V., dem Nachfolger des Ortsvereins von 1886, getragen und ist im alten Schulhaus von 1828 untergebracht. Gemeinsam mit der Kirche aus dem Jahr 1768, dem Kirchhof und der Friedenseiche ist das Haus Teil des "historischen Winkels" und damit ein Teil des alten Dorfkerns. Neben der ständigen Ausstellung zum Bezirk Zehlendorf werden wechselnde Sonderausstellungen gezeigt.“
  4. Klaus-Peter Laschinsky: Weltpolitiker und Privatmann – Ernst Reuter in Zehlendorf zu Hause: In eigener Sache. (PDF) In: Heimatmuseum-Zehlendorf.de. via Zehlendorfer Heimatbrief. 52. Jahrgang, Nr. 2, September 2009, 7. April 2009, abgerufen am 12. Juni 2025.
  5. Eckard Siedke: Beschnitt der Maulbeerbäume an Dorfkirche in Zehlendorf Mitte. In: Tagesspiegel Online. 25. November 2015, abgerufen am 10. Juli 2023.
  6. Brigitte Grunert: Besuch im Historischen Winkel von Zehlendorf. In: tagesspiegel.de. 7. November 2013, abgerufen am 10. Juli 2023.
  7. Eintrag 09075718 in der Berliner Landesdenkmalliste
  8. a b Karla Rabe: Regionalgeschichte bewahren: Heimatverein Zehlendorf dokumentiert Vergangenheit und macht sie erlebbar. In: berliner-woche.de. 1. März 2022, abgerufen am 10. Juli 2023.
  9. Armin Lehmann: Heimatverein Zehlendorf e.V - Sonderausstellung: Weltpolitiker und Privatmann – Ernst Reuter in Zehlendorf zu Hause. In: Heimatmuseum Zehlendorf. 20. Oktober 2009, archiviert vom Original am 20. Oktober 2009; abgerufen am 12. Juni 2025.
  10. Armin Lehmann: Ausstellung zum 80. Jahrestag der Machtergreifung: Zehlendorf wurde braun. In: TagesSpiegel. 19. September 2013, abgerufen am 12. Juni 2025.
  11. Verlängerung der Sonderausstellung im Heimatmuseum Zehlendorf. In: Berlin.de. Das offizielle Hauptstadtportal, 8. Februar 2024, abgerufen am 12. Juni 2025.
  12. Die Geschichte des Bali-Kinos am S-Bahnhof Zehlendorf. In: Heimatmuseum Zehlendorf. 10. November 2024, abgerufen am 12. Juni 2025.
  13. Sonderausstellung des Heimatmuseum Zehlendorf: „Die Stunde Null, die es nicht gab – Zehlendorf '45: Zwischen Kapitulation und Befreiung“. In: Berlin.de. Das offizielle Hauptstadtportal, 2. Mai 2025, abgerufen am 12. Juni 2025.
  14. Zehlendorf 1945: Zwischen Kapitulation und Befreiung - Geschichte hautnah erleben: Das Heimatmuseum Zehlendorf. In: Heimatmuseum Zehlendorf. 8. Mai 2025, abgerufen am 12. Juni 2025.
  15. Lother Beckmann: Erfreulicher Rückblick und geschäftiger Ausblick. In: Zehlendorfer Heimatbrief. 63. Jg. Nr. 1 vom 1. April 2020 S. 26.