Heinkel He 178

Heinkel He 178

Heinkel He 178
Typ Experimentalflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Hersteller Heinkel
Erstflug 27. August 1939
Indienststellung keine
Stückzahl 1

Die Heinkel He 178 war ein Versuchsflugzeug der Ernst Heinkel Flugzeugwerke. Es war das erste Flugzeug der Welt, das von einem Strahltriebwerk angetrieben wurde. Der von Erich Warsitz durchgeführte Erstflug fand am 27. August 1939, wenige Tage vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, in Rostock-Marienehe statt. Er dauerte rund acht Minuten.

Geschichte

Die He 178 war ein sehr kleines Flugzeug
Das Turbojet-Triebwerk HeS 3, für dessen Flugerprobung die He 178 gebaut worden war (Schnittmodell im Deutschen Museum München)

Entwicklung

Bei der Entwicklung der He 178 handelte es sich um ein rein privat finanziertes firmeneigenes Projekt der Heinkel Flugzeugwerke in Rostock-Marienehe, persönlich vorangetrieben von Ernst Heinkels Leidenschaft für die Entwicklung neuer Technologien für Hochgeschwindigkeits-Flugzeugantriebe.

Bereits ab 1936[1] hatte er dem Physiker Hans Joachim Pabst von Ohain die Ressourcen seines Betriebs zur Verfügung gestellt, nachdem dieser ihn vom Konzept seines Turbinenstrahlantriebs überzeugen konnte. Anfänglich war Ohains Triebwerksentwicklung von vielen Rückschlägen gekennzeichnet, die auch die Flugzeugwerke finanziell sehr belasteten. Nach einer langen Testphase hatte Ohain mit dem Triebwerk HeS 3 schließlich ein sicheres und zuverlässiges Aggregat geschaffen, das in die eigens dafür entwickelte He 178 eingebaut wurde.

Konstruktion

Die He 178 war ein einstrahliger Schulterdecker mit konventionellem Einziehfahrwerk. Sie war einer der wenigen Strahlflugzeugtypen mit Spornrad. Der Flugzeugrumpf war in Schalenbauweise aus Duraluminiumblech hergestellt. Die Tragflächen bestanden aus Holz. Eine Asbestbeschichtung sollte die betroffenen Holzteile vor der Hitze des Triebwerkes schützen. Die Luft für das Triebwerk wurde durch eine große Öffnung im Rumpfbug eingesogen, durch einen Kanal unter der Pilotenkanzel in das rumpfmittig eingebaute Triebwerk geleitet und durch ein konisches Schubrohr am Heck ausgestoßen.

Flugleistung

Obwohl beim ersten Flug nur eine relativ geringe Schubkraft erreicht wurde, erzielte die He 178 eine erhebliche Geschwindigkeitssteigerung im Vergleich zu herkömmlichen Flugzeugen mit Kolbentriebwerken. Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) hatte jedoch keinerlei Interesse an einer Serienproduktion des schon wegen seiner geringen Reichweite für Einsatzzwecke ungeeigneten Flugzeuges und hatte unter der Bezeichnung He 180 (später als Heinkel He 280 realisiert) bereits vor dem Erstflug der He 178 die Entwicklung eines zweistrahligen Jagdflugzeuges angeordnet. Der Auftrag für einen Parallelentwurf ging an Messerschmitt.

Technische Daten

Nachbau der He 178 in Rostock-Laage
Gedenkstein in Rostock an den ersten Düsenflug der Welt
Kenngröße Daten
Besatzung 1
Länge 7,48 m
Spannweite 7,20 m
Höhe 2,10 m
Flügelfläche 9,1 m²
Flügelstreckung 5,7
Leermasse 1620 kg
Startmasse 2000 kg
Höchstgeschwindigkeit 700 km/h in Meereshöhe
Reichweite 200 km (theoretisch)
Flugzeit 8 min (erreicht)
Triebwerk ein HeS 3B mit 550 kp Standschub

Sonstiges

Erich Warsitz war Testpilot. Die Flugversuche fanden in Rostock-Marienehe statt und wurden nach zwölf Testflügen eingestellt. Das Flugzeug stand im Rostocker Werk und wurde dort bei einem Luftangriff zerstört. Ein zweiter Prototyp wurde fertiggestellt, kam aber wegen des Desinteresses des RLM nicht mehr in die Flugerprobung.[2]

Nachbauten der Heinkel He 178 befinden sich in der Ausstellung zur Geschichte der Luftfahrt im Terminal des Flughafens Rostock-Laage und im PhanTECHNIKUM Wismar.

Siehe auch

Literatur

  • Volker Koos: Zur Geschichte des Flugzeugbaus in Mecklenburg. Die Entwicklung des ersten Strahlflugzeugs He 178. Rostock 1986, S. 64–69 (In: Mecklenburgische Persönlichkeiten und ihre Beiträge zum wissenschaftlich-technischen Fortschritt in der Geschichte. Heft 13 der Reihe Rostocker Wissenschaftshistorische Manuskripte, hrsg. von der Sektion Geschichte der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock)
  • Roger Ford: Die deutschen Geheimwaffen des Zweiten Weltkriegs. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim, ISBN 3-89555-087-6.
  • Lutz Warsitz: Flugkapitän Erich Warsitz – Der erste Düsenflugzeugpilot der Welt. Books on Demand, Norderstedt 2006, ISBN 3-8334-5378-8
  • Lutz Warsitz: The First Jet Pilot – The Story of German Test Pilot Erich Warsitz. Pen and Sword Books, England 2008, ISBN 978-1-84415-818-8
Commons: Heinkel He 178 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Joachim Ebert: Pabst, Hans Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 742 f. (Digitalisat).
  2. Heinz Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933–45. Band 2 (1993), ISBN 3-7637-5466-0, S. 233.