Harvey-Stahl

Harvey-Stahl ist ein Stahl, der in den frühen 1890er Jahren entwickelt wurde und zur Panzerung von Kriegsschiffen genutzt wurde. So waren die Einheitslinienschiffe der Majestic-Klasse (1895) der Royal Navy durch einen 229 mm dicken Panzergürtel aus Harvey-Stahl geschützt.[1]

Die Oberfläche der Stahlplatten wurde im Harvey-Verfahren gehärtet. Hierzu wurde die Stahlplatte mit Holzkohle bedeckt und zwei bis drei Wochen lang auf etwa 1200 Grad Celsius erhitzt. Dies führte zu einer Erhöhung des Kohlenstoffgehalts der Frontfläche auf etwa 1 %, während in tieferen Bereichen der Stahlplatte der Kohlenstoffgehalt nur etwa 0,1 bis 0,2 % betrug. Im zweiten Verfahrensschritt wurde die Stahlplatte dann in einem Ölbad und anschließend in einem Wasserbad abgekühlt. Der kohlenstoffreiche Frontbereich war sehr hart, aber spröde. Der kohlenstoffarme Stahlbereich sorgte hingegen für die Elastizität der Stahlplatte. Der Frontbereich der Platte sollte ein auftreffendes Geschoss brechen, während die tieferen Schichten Splitter auffangen und die Platte vor einem Brechen und Einreißen schützen sollten. Das Harvey-Verfahren wurde von dem amerikanischen Ingenieur Hayward A. Harvey entwickelt und patentiert.[2]

Sehr schnell wurde der Harvey-Stahl durch den bereits 1898 eingeführten Krupp-Stahl verdrängt, da sich dieser in seiner Schutzwirkung als effektiver erwies.[3] So wurden schon die Einheitslinienschiffe der Formidable-Klasse von 1901 mit Krupp-Zementstahl gepanzert.[4]

Einzelnachweise

  1. Burt: British battleships 1889-1904. Naval Institute Press, Annapolis 2013, S. 118 ff.
  2. Decrementally-harden ed armor-plate. US460262A, 29. September 1891 (google.com [abgerufen am 2. Juli 2025]).
  3. Krupp Armor for Battle Ships. Senate, 55. Congress, Document No. 141, 27. Februar 1899, abgerufen am 2. Juli 2025.
  4. Conway's all the world's fighting ships, 1860-1905. 1st American ed Auflage. Mayflower Books, New York 1979, ISBN 978-0-8317-0302-8, S. 36.