Harley-Davidson RR

Harley-Davidson RR 250, wie sie 1972 von Michel Rougerie (FRA) gefahren wurde
Harley-Davidson RR 350 aus dem Jahr 1975

Harley-Davidson RR ist die Bezeichnung zweier Rennmaschinen, die aus einer Unternehmenskooperation von Aeronautica Macchi und Harley-Davidson (die unter dem Namen Aermacchi-Harley-Davidson firmierte) entstanden. Die Maschinen hatten einen Hubraum von 250 und 350 cm³ und traten in den jeweiligen Klassen der Motorradweltmeisterschaft an.

Hintergrund

Schon kurz nach dem Zusammenschluss 1960 engagierte sich der neu entstandene Hersteller in verschiedenen Kategorien des Motorradsports. In dieser Epoche kamen auf der Rundstrecke die Aermacchi Ala d’Oro mit ihren Einzylinder-Viertaktmotoren in verschiedenen Hubraumgrößen (175, 250 und 350 cm³) zum Einsatz. In der 500er-Klasse trat das Werksteam mit einer in Zusammenarbeit mit Rickman gebauten und auf 408 cm³ aufgebohrten 350er Ala d’Oro an.

Während all diese Maschinen mit dem liegenden Einzylinder-Viertaktmotor ausgestattet waren, wurden parallel dazu ab 1967 erste Erfahrungen mit der „Aletta“ (italienisch für „Flügelchen“) gesammelt, einem Einzylinder-Zweitakter mit 125 cm³, der etwa 20 PS leistete und Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 160 km/h ermöglichte.

Entwicklung

Als Antwort auf die Herausforderung durch die Yamaha TD und die Yamaha TR begann 1971 die Entwicklung der Zweizylinder-Zweitakt-Rennmotoren mit 250 und 350 cm³ Hubraum, die bei Aermacchi von Chefingenieur William Soncini konstruiert wurden. Die erste 250-cm³-Harley-Davidson RR war mit 46 PS bei 11.000/min sehr schnell und wog nur 250 Pfund (ca. 113 kg). Nachdem Harley-Davidson 1972 nach dem Ausstieg von Aermacchi 100 % am Unternehmen hielt, finanzierte HD die weitere Rennentwicklung im Aermacchi-Werk, und die Rennmaschinen trugen das Harley-Davidson-Logo auf dem Tank. Mit diesen Zweitakt-Twins errang Harley-Davidson seine einzigen Grand-Prix-Siege und vier Weltmeisterschaften: die 250-cm³-Weltmeisterschaft 1974, 1975 und 1976 sowie die 350er-Weltmeisterschaft 1976, alle unter dem Fahrer Walter Villa.[1]

Erfolge

Walter Villa 1976 auf der 250er (mit der er in jenem Jahr Weltmeister wurde) beim GP von Deutschland auf dem Nürburgring

Die erzielten Titel der Harley-Davidson RR250 und Harley-Davidson RR350

  • 1973 – Italienische 350-cm³-Meisterschaft (Renzo Pasolini)
  • 1974 – 250-cm³-Weltmeisterschaft (alle mit Walter Villa)
  • 1975 – 250-cm³-Weltmeisterschaft
  • 1975 – Italienische 250-cm³-Meisterschaft
  • 1976 – 250-cm³-Weltmeisterschaft
  • 1976 – 350-cm³-Weltmeisterschaft
  • 1976 – Italienische 250-cm³-Meisterschaft
  • 1976 – Italienische 350-cm³-Meisterschaft
  • 1977 – Italienische 250-cm³-Meisterschaft (Franco Uncini)

Sonstiges

Der mit Aermacchi entwickelte 250er-Motor wurde zwischen 1975 und 1977 von Harley Davidson auch in einem Fahrwerk von Bimota (der HDB2) eingesetzt und errang insgesamt 13 GP-Siege, z. B. 1976 in Mugello, Nürburgring, Le Mans – 1977 in Imola, Francorchamps, Brno.[2]

Technische Daten

Harley-Davidson RR
RR 250[3] [4][5] RR 350[6]
Motor
Bauart: Luftgekühlter Zweitakt-Twin, Luftgekühlter Zweitakt-Twin,
später: wassergekühlter Parallel-Twin
Hubraum: 246 cm³ 347 cm³
Verdichtung: 12 : 1 12 : 1
Bohrung × Hub: 56 mm × 50 mm 68 mm × 50 mm
Vergaser: 30 mm Mikuni k. A.*
Antrieb
Antrieb: 6-Gang-Getriebe, Trockenkupplung, Kette 6-Gang-Getriebe, Trockenkupplung, Kette
Leistung
Leistung: 49 PS (36,03 kW) bei 11.400/min (1972)
58 PS (43,00 kW) bei 12.000/min (1976)
70 PS (52 kW) bei 11.400/min
Drehmoment: 30,64 Nm bei 10.250/min 43,8 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 233 km/h (145 mph) k. A.
Rahmen und Maße
Rahmen: Stahlrohr (Aermacchi) Stahlrohr (Aermacchi)
Radstand: 1250 mm 1250 mm
Gewicht: 112 kg 108–112 kg
Tankinhalt: 19 l 19 l
Verbrauch: k. A. k. A.
Fahrwerk vorn/hinten
Radführung: 34 mm Ceriani-Teleskopgabel, Twin Girling hinten 34 mm Ceriani-Teleskopgabel, Twin Girling hinten
Räder: 3.00 × 18, 3.25 × 18 k. A.
Bremsen: 230 mm Ceriani/230 mm Ceriani 230 mm Ceriani/230 mm Ceriani
Reifen: k. A. k. A.

*k. A = wird bei Vorliegen der Information nachgetragen

Literatur

  • Mick Walker, Aermacchi Harley Davidson Motorcycles: History. Enthusiasts Series (2005). ISBN 978-0-9544357-6-9
Commons: Harley-Davidson RR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mick Walker: Mick Walker's Italian Classic Gallery - the Racing Bikes. 1991, Haynes. ISBN 0-85429-835-5
  2. Bimota Spirit - Bimota HDB2. Abgerufen am 17. August 2025 (englisch).
  3. admin: Harley Davidson RR250 Race Bike. In: Classic Motorbikes. 2. Mai 2013, abgerufen am 17. August 2025 (britisches Englisch).
  4. Phil Aynsley: Aermacchi 250 GP Racer | A two-stroke Harley GP machine! In: MCNews. 23. Mai 2019, abgerufen am 17. August 2025 (britisches Englisch).
  5. Titled in the US – 1975 Harley-Davidson RR250. In: Bike-urious. 29. November 2017, abgerufen am 17. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  6. SprintCRPage. Abgerufen am 17. August 2025.