Harlessem (Wüstung)

Harlessem ist eine wüst gefallene Siedlung im heutigen Stadtgebiet von Hildesheim westlich des Stadtteils Itzum.
Geschichte
Harlessem ging vermutlich im 14. Jahrhundert durch Abwanderung der Bewohner unter anderem in die Hildesheimer Neustadt unter. Die zum Amt Losebeck gehörige Flur der eine knappe Wegstunde südlich der Neustadt auf dem Höhenrand des Innerstetals unweit der Burg Marienburg gelegenen Siedlung wurde im Herbst 1422 von Eckehard von Hanensee, der als Hildesheimer Dompropst sowohl Grundherr von Losebeck als auch Stadtherr der Neustadt war, letzterer zur Nutzung übertragen. Die Knappheit von Weideland für die Bewohner der Neustadt wurde dadurch etwas gemildert.
Aus Harlessem stammt dem Namen nach die Hildesheimer Bürgermeisterfamilie von Harlessem; nach dieser – und nicht nach der Ortschaft – wurde 1908 die Hildesheimer Harlessemstraße benannt. Aus der Familie von Harlessem stammten auch die beiden Erbauer des Tempelhauses, Roleff und Eggert von Harlessem.
Archäologie
Bei den ab 2019 vorgenommenen archäologischen Untersuchungen im Baugebiet Wasserkamp wurden Siedlungsreste gefunden, die Harlessem zugerechnet werden. Es handelte sich um Pfostenlöcher, Gruben und mögliche Gebäudegrundrisse. Auch wurden die Reste von fünf Brunnen aus Kalkbruchsteinen gefunden. Eine gefundene Kreuzemailfibel lässt sich in das 9. bis 10. Jahrhundert datieren.
Im etwa 35 Hektar großen Untersuchungsgebiet dokumentierten Mitarbeiter von Grabungsunternehmen bis heute (2025) rund 2300 Befunde. Dazu zählt auch das bis dahin unbekannte Erdwerk am Wasserkamp. Der Öffentlichkeit wurden die Ausgrabungen 2025 bei einem „Tag der offenen Grabung“ vorgestellt.[1]
Literatur
- Johannes Heinrich Gebauer: Geschichte der Neustadt Hildesheim. Lax, Hildesheim/Leipzig 1937, ISBN 3-8269-6305-9
- W. Retelsdorf: Wo liegt Harlessem? in: Hildesheimer Kalender. Jahrbuch für Geschichte und Kultur, 2019, S. 46–59
- Christoph Salzmann, Julia Köhler: Bericht zu den archäologischen Voruntersuchungen am „Wasserkamp“ aus den Jahren 2019 & 2020 (Online, 2 MB, pdf)
- Christoph Salzmann, Tobias Uhlig, Sarah Enders: Der Wasserkamp in Hildesheim im Wandel der Zeit – Erdwerk – Siedlung – Wüstung – Stadtquartier In: Archäologie in Niedersachsen, 2024, S. 138–142
- Archäologische Untersuchungen am Wasserkamp. Ein Überblick über die Voruntersuchungen 2019/20 und die aktuelle Grabung seit 2021 vom 7. Mai 2025 (Online, S. 12-15, 4,95 MB, pdf)
Einzelnachweise
- ↑ Wiebke Barth: Treffen an Hildesheims umstrittenstem Baugebiet: Was schlummert noch so im Boden am Wasserkamp? in Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 14. Mai 2025
Koordinaten: 52° 7′ 24,6″ N, 9° 58′ 40,2″ O