Happy Rizzi House

Happy Rizzi House
Südansicht des Happy Rizzi House vom Ackerhof aus gesehen

Südansicht des Happy Rizzi House vom Ackerhof aus gesehen

Daten
Ort Braunschweig
Architekt Konrad Kloster
Baujahr 1999–2001
Koordinaten 52° 15′ 44″ N, 10° 31′ 44″ O
Happy Rizzi House (Niedersachsen)
Happy Rizzi House (Niedersachsen)
Besonderheiten
Fassadenmalerei auf mehr als 2000 m² im Stil der Pop Art.
Baustruktureller Kontext: das "Rizzi-House" zwischen Schlossarkaden und Magniviertel (2024)

Das Happy Rizzi House (Eigenschreibweise Happy RIZZI House; meist nur „Rizzi-Haus“ genannt) ist ein zeitgenössisches Gebäude in Braunschweig, das von dem US-amerikanischen Künstler James Rizzi (1950–2011) entworfen und vom Braunschweiger Architekten Konrad Kloster umgesetzt wurde. Es befindet sich am Ackerhof.

Geschichte

Die Idee zum Rizzi-Haus entstand 1997 auf Initiative des Braunschweiger Galeristen Olaf Jaeschke.[1] Der Grundstein wurde während des 26. Magnifestes, das vom 3. bis 5. September 1999 stattfand, durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski gelegt. Nach zweijähriger Bauzeit war das aus neun verbundenen Teilbaukörpern bestehende Haus fertiggestellt.

Das Rizzi-Haus ist Teil der nördlichen räumlichen Kante des Magniviertels, das seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs unbebaut war. Diese Stadtkante zu schließen, war die Aufgabe des im Jahr 1979 durchgeführten städtebaulichen Ideenwettbewerbs: Wohnen in der städtebaulichen Verdichtung "Ackerhof" in Braunschweig[2] an dem u. a. die Büros Hartmut Rüdiger, Braunschweig (ein 1. Preis)[3], Ferdinand Stracke mit Cord Machens, Braunschweig (ein 2. Preis), Carsten Henze im Büro Sievers/Vahen, Braunschweig (ein 2. Preis)[4], sowie Oswald Mathias Ungers (Köln)[5] und Peter Riemann mit Wolfgang Pax (Bonn/Hannover)[6], teilnahmen. Ein durchgängiges Gesamtkonzept aus diesem Wettbewerb wurde nicht realisiert, es verblieb eine Restfläche im Bereich des Ackerhofs an der Georg-Eckert-Strasse. Der an dieser Stelle errichtete fünfgeschossige Bau zwischen der fachwerkbestückten Traditionsinsel Magniviertel und dem 2005–2007 rekonstruierten Braunschweiger Schloss wurde als Bürogebäude genutzt. Insbesondere nach dem Schlosspark-Gutachten von Oswald Mathias Ungers[7], aus dem Jahr 1976 wurde sowohl Kritik an Braunschweigs unentschiedener Stadtplanung geübt, als auch das "Happy Rizz-Haus" selbst architektonisch und städtebaulich in Frage gestellt.[8] Abgesehen von der Frage nach der Bedeutung des Gebäudes innerhalb der Pop Art als Reaktion auf die Konsumgesellschaft und die damit einhergehende Kommerzialisierung der Kunst, ist das Gebäude ein Baustein des Ensembles an der Georg-Eckert-Straße, das der Bauhistoriker und Stadtteilheimatpfleger Elmar Arnhold "in Gänze als städtebauliches Debakel" bezeichnet.[9]

Das "Happy Rizzi House" im städtebaulichen Kontext des Magniviertels mit dem Point de vue "Horten-Bau" (Langedammstrasse) und Schlossarkaden (Ackerhof) im Jahr 2010

2011 war der langjährige Mieter der Büroräume, der bis dahin alle Räume im Gebäude benötigt und genutzt hatte, aus dem Rizzi-Haus ausgezogen. Dadurch ergab sich die Möglichkeit zu neuen Nutzungen. In Betracht gezogen wurden unter anderem ein Rizzi-Museum und Gastronomie.[10] Von August 2012 bis November 2012 wurde das Gebäude u.sa. wegen Bauschäden und die komplette Fassade saniert. Die Arbeiten unter der Leitung des Fassadenkünstlers Oliver Kray erstreckten sich auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern. Ende 2012 war eine mögliche Nutzung des Gebäudes noch offen.[11] Mittlerweile ist ein Teil der Verwaltung des Braunschweiger Modeunternehmens New Yorker dort eingezogen. Seitdem befindet sich auch das rote Firmenlogo des Unternehmens über dem Haupteingang an der bunten Fassade.

Architektur

Die Fassaden des Gebäudes sind zwei- und dreidimensional nach Pop-Art-Manier gestaltet. Häufigstes Motiv an der Fassade sind fröhlichen Gesichter. Darüber hinaus findet man weitere wiederkehrende Motive wie u. a. Herzen, Augen, Sterne und Vögel.

Ähnlich wie beim "Baukünstler" Friedensreich Hundertwasser, der wie Rizzi ohne Architekt nicht auskommt, fehlt es aber auch nicht an Kritik: "Das 2001 fertiggestellte Happy Rizzi House wird vom zugehörigen Verein als fröhlicher Kontrast zu den alten Fachwerkbauten und Nachkriegsbebauungen in der Braunschweiger Stadtmitte bezeichnet. Das sehen bei weitem nicht alle Braunschweiger so. Während James Rizzis Pop-Art großen Anklang findet, wird diese Übersetzung seiner Kunst in die Wirklichkeit von vielen kritisch beäugt und als Bausünde bewertet. Dieses Werk in einer deutschen, mittelgroßen Stadt zu verstehen, fällt eben auch schwer. Man sucht in diesem Kontext nach Erklärungen und fragt sich: Ist das ein Kindergarten mit zu viel Budget? Was wollen diese derart laut gestalteten Fassaden mir sagen?[12] Wie so oft, so nimmt die Kritik mit der Entfernung vom Ort des Geschehens zu, denn das architektonische Debakel ""Happy Rizzi House" taucht inzwischen im Bildband „Kunst der Bausünde“ auf.[13]

Commons: Happy Rizzi House – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Happy RIZZI House. In: www.braunschweig.de. Abgerufen am 13. April 2016.
  2. Städtebaulicher Ideenwettbewerb Wohnen in der städtebaulichen Verdichtung "Ackerhof" in Braunschweig. In: Deutsches Institut für Urbanistik. 1980, abgerufen am 26. Januar 2025.
  3. Hartmut und Ingeborg Rüdiger: Wettbewerb Ackerhof Braunschweig. In: Arch+, Heft 59, Seite 46. 1981, abgerufen am 26. Januar 2025.
  4. Ackerhof Braunschweig. In: Website von Dipl.-Ing. Architekt BDA Carsten Henze. 2025, abgerufen am 26. Januar 2025.
  5. Wettbewerbsbeitrag O.M. Ungers, mit S. Ungers, L. Kiss und G. Wooding, Werkmonographie Nr. 61, Seite 248, in: "Oswald Mathias Ungers - Architektur 1951-1990", DVA, Stuttgart 1991
  6. "Wohnen in der städtebaulichen Verdichtung" Lageplan zum Wettbewerb "Ackerhof" Braunschweig (1979)
  7. Cord Machens: Exkurs II - Die Postmoderne: Objekt, Solitär, Collage. In: "James Rizzi in Braunschweig - Glücksfall oder Fehlbesetzung", Richard Borek Stiftung. 1999, abgerufen am 26. Januar 2025.
  8. Cord Machens: Entwurf einer Collage Der Beitrag des Rizzi Hauses. In: "James Rizzi in Braunschweig - Glücksfall oder Fehlbesetzung", Richard Borek Stiftung. 1999, abgerufen am 26. Januar 2025.
  9. Ralph-Herbert Meyer: Das Desaster rund ums Rizzi-Haus. In: "Der Loewe", Medienplattform der Braunschweigischen Stiftungen. 11. November 2020, abgerufen am 2. Februar 2025.
  10. Unser38.de: Idee vom Museum im Rizzi-Haus (Memento vom 9. Januar 2016 im Internet Archive)
  11. Bettina Habermann: Happy Rizzi Haus saniert – Nutzung noch offen. In: Braunschweiger Zeitung. 12. November 2012, abgerufen am 1. Februar 2015.
  12. Anja Neubauer: Die größten Bausünden – 5 schauderhaft charmante Bauwerke aus deutschen Innenstädten. In: "Senkrechtstarter - Das Schindler Magazin". 22. Mai 2023, abgerufen am 1. Februar 2025.
  13. Martin Jasper: Braunschweigs Rizzi-Haus im Bildband „Kunst der Bausünde“. In: Braunschweiger Zeitung. 21. August 2020, abgerufen am 1. Februar 2025.