Hans Stimmann

Hans Stimmann (* 9. März 1941 in Lübeck; † 30. August 2025 ebenda[1]) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner. Er war von 1991 bis 1996 und 1999 bis 2006 Senatsbaudirektor von Berlin sowie von 1996 bis 1999 Staatssekretär in der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie.
Leben
Nachdem er die Mittlere Reife erlangt hatte, absolvierte Stimmann von April 1958 bis April 1961 eine Maurerlehre, die er als Facharbeiter abschloss. In den folgenden Jahren studierte er Architektur an der Staatlichen Ingenieurschule Lübeck und erlangte 1965 einen Abschluss als Ingenieur (grad.).
Bis 1970 war Hans Stimmann angestellter Architekt für Industrie-, Wohnungs- und Schulbau in Frankfurt am Main. Anschließend begann er ein Studium der Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität Berlin, das er als Diplom-Ingenieur abschloss. 1975 wurde er Doktorand am Institut für Stadt- und Regionalplanung der TU Berlin; mit einer Arbeit zum Thema Verkehrsflächenüberbauung wurde er dort 1977 promoviert. Anschließend trat er eine Stellung als technischer Referent beim West-Berliner Senator für Bau- und Wohnungswesen an, die er vier Jahre lang innehatte.
Von 1980 bis 1985 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin und an der Technischen Universität Hamburg-Harburg, danach ein Jahr lang freier Mitarbeiter im Büro für Bauwesen und Stadtentwicklung in Berlin.
Von 1986 bis 1991 bekleidete Stimmann das Amt des Bausenators in seiner Heimatstadt Lübeck und engagierte sich unter anderem für die Aufnahme der Altstadt ins UNESCO-Welterbe. In Lübeck wurde er auch Mitglied der SPD.[2]
1991 berief ihn der Berliner Senator für Bau- und Wohnungswesen, Wolfgang Nagel (SPD), als Senatsbaudirektor in der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen in die Bundeshauptstadt.[3] In dieser Position prägte Stimmann sechs Jahre lang das Baugeschehen in Berlin, in der in dieser Hinsicht besonders ereignisreichen Zeit des Wiederzusammenwachsens der Stadt nach ihrer und der deutschen Wiedervereinigung.
Zwischen 1996 und 1999 war er Staatssekretär für Planung in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umweltschutz und Technologie unter Peter Strieder (SPD). Er konzipierte in dieser Zeit unter anderem das Planwerk Innenstadt und setzte sich nachdrücklich für einen kontextuellen Städtebau im Sinne der kritischen Rekonstruktion ein, die sich am historischen Stadtgrundriss und an der lokalen Bautypologie orientiert. Von Dezember 1999 bis Oktober 2006 bekleidete Stimmann erneut das Amt des Senatsbaudirektors. In dieser Zeit geriet er einige Male in die Kritik (Berliner Landesentwicklungsgesellschaft,[4] Topographie des Terrors,[5] Spreedreieck[6]).
Ab 2007 war Hans Stimmann Honorarprofessor am Institut für Stadtbaukunst der TU Dortmund.[7]
Hans Stimmann war verheiratet mit Margret Jahnke-Stimmann.[8]
Bewertung und Kritik
Die von Stimmann bevorzugte Bauweise wurde häufig von bekannten Architekten wie Daniel Libeskind, Rem Koolhaas[9], Richard Meier, Günter Behnisch oder Michael Wilford kritisiert. Stimmanns Vorgaben würden die Arbeit der Architekten zu stark einschränken. Unterstützt wurde Stimmann von den Architekten Hans Kollhoff, Christoph Mäckler, Josef Paul Kleihues und Franco Stella, die gerade die engen Vorgaben als notwendig für eine Stadt wie Berlin erachteten.
Auszeichnung
Hans Stimmann erhielt 2009 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für sein Bemühen um die Wiedergewinnung des Berliner Stadtgrundrisses als historisches Gedächtnis. In ihrer Laudatio würdigte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer die durch Stimmann bewirkte Entwicklung Berlins zur „Stadt der Begegnung und zur Europäischen Stadt“.[10]
Literatur
- Michael Mönninger, Dieter Hoffmann-Axthelm: Ich bin doch kein Geschmacksdiktator. In: Berliner Zeitung, 29. April 2000.
Weblinks
- Literatur von und über Hans Stimmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Deutschlandfunk Dlf Zeitzeugen im Gespräch vom 28. April 2022: Architekt Hans Stimmann. Heiler zwischen Ost und West, Hans Stimmann im Gespräch mit Stephan Detjen.
- Berliner Städtebaugespräche - Dr. Hans Stimmann – Video-Interview mit dem AIV Berlin im März 2021
Schriften
- Die Friedrichstraße, ein Stadtschicksal; in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Dezember 2020, S. 15.
- FAZ.net vom 3. April 2016 (Gastbeitrag): Einstürzende Altbauten. Zur Bebauung an der Friedrichswerderschen Kirche.
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeigen Hans Stimmann. In: lebenswege.faz.net. 6. September 2025, abgerufen am 6. September 2025.
- ↑ Lübecker SPD trauert um Hans Stimmann auf hl-live.de vom 4. September 2025
- ↑ esch: Hans Stimmann. In: Die Tageszeitung: taz. 11. Mai 1991, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 2. September 2025]).
- ↑ Berliner Zeitung, 8. August 2001: Zu viele Schulden – Senat löst die Entwicklungsgesellschaft auf.
- ↑ Berliner Morgenpost, 27. Mai 2004: Stuhl des Senatsbaudirektors wackelt.
- ↑ FAZ.net 11. Januar 2011: Das Haus, das keiner wollte.
- ↑ https://www.hoermann.de/portal/portal-52-berlin/de/bilanzen/ auf hoermann.de, abgerufen am 2. September 2025
- ↑ Traueranzeige Jürgen Stimmann auf hamburgertrauer.de vom 23. April 2022, abgerufen am 3. September 2025
- ↑ BAUWELT – Wettbewerb Potsdamer Platz vor 25 Jahren. Abgerufen am 20. August 2021.
- ↑ Ehemaliger Senatsbaudirektor Dr. Stimmann erhält Verdienstkreuz. Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vom 27. August 2009.