Hans Neuhoff (Volkswirt)

Hans Walter Neuhoff (* 9. April 1921 in Königsberg; † 30. September 1978) war ein deutscher Volkswirt und Funktionär.

Leben

Geboren als Sohn des Lehrers Dr. Walther Neuhoff (1891–1971) und der Ella, geb. Gramberg († 1978)[1] besuchte er das Löbenichtsche Realgymnasium seiner Heimatstadt, das er mit dem Abitur abschloss. 1939 wurde er zunächst zum Reichsarbeitsdienst eingezogen, begann dann aber ein Studium der Volkswirtschaft. Schon vor seinem Beitritt zur NSDAP am 1. September 1940 profilierte er sich als Funktionär des NS-Studentenbundes. Seit dem 26. August 1940 wirkte er als "Mitarbeiter und Leiter der Kartei" des SS-Ansiedlungsstabes im oberschlesischen Bielitz. Im Zuge dieser Tätigkeit war er vermutlich auch an der Deportation jüdischer Einwohner beteiligt.[2]

Nach Kriegsende und kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft nahm Neuhoff sein Studium an der neugegründeten Universität Mainz wieder auf und schloss es 1948 mit einer Dissertation zur Infrastruktur des Regierungsbezirks Trier bei dem Finanzwissenschaftler Robert Philipp Nöll von der Nahmer ab.[3]

Sein Doktorvater, der zudem für die FDP parteipolitisch tätig war, lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Thema der finanziellen Entschädigung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus dem Osten. Im Oktober 1948 entstand nach einer Tagung in Wiesbaden und Heidelberg daraus ein Fachausschuss Lastenausgleich der in Gründung befindlichen Vertriebenenorganisationen, dessen Vorsitz auf Initiative des ebenfalls aus Ostpreußen stammenden Linus Kather Neuhoff übernahm und bis zu seinem Tode leitete. In den folgenden Jahrzehnten veröffentlichte Neuhoff eine Reihe von Beiträgen zu diesem Thema, darunter die Dokumentenedition zu den Lastenausgleichsgesetzen. Von 1973 an war er als Nachfolger von Herbert Schwarzer zudem Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen. Außerdem leitete er die von ihm begründete Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen.

Neuhoff war unverheiratet.

Literatur

  • Michael Schwartz, Funktionäre mit Vergangenheit, München 2013.
  • Clemens J. Neumann, Ein Mann und sein beispielhaftes Werk, in: Ostpreußenblatt vom 28. Oktober 1978, S. 13.
  • Kussl, Ein unersetzbarer Verlust, in: Ostpreußenblatt vom 7. Oktober 1978, S. 15.
  • Hans Michael Kloth; Klaus Wiegrefe, Unbequeme Wahrheiten, in: Der Spiegel vom 13. August 2006.

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Todesanzeige der Mutter in "Ostpreußenblatt" vom 24. Juni 1978.
  2. Schwartz, S. 78/79.
  3. Die Wirtschafts- und Verkehrsverflechtung des Regierungsbezirkes Trier, Mainz 1948, 114 Bll.