Hans Kilian (Drucker)

Werk Christianae Religionis Summa von Juan Diaz de Cuenca, gedruckt 1546 von Hans Kilian in Neuburg an der Donau mit dem Druckersignet der Druckerei Kilian, der Lettern siebenden Frau.
Komposition „Discantus“ von Hans Kilian, um 1556

Hans Kilian (* ca. 1515 in Neuburg an der Donau; † 29. Dezember 1595 in Passau) war ein deutscher Rentschreiber, Musiker, Kunsthandwerker, Illustrator, Buchdrucker und Verleger am Hof des Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten Ottheinrich.

Leben

Hans Kilian war vermutlich der Sohn des Neuburger Ratsherrn gleichen Namens im Dienste des Pfalzgrafen Ottheinrich[1]. Um 1537 ist er als Mitarbeiter in der Finanzverwaltung des Fürstentums nachweisbar[2] Nach Einführung der Reformation in der jungen Pfalz, dem Herrschaftsgebiet des Pfalzgrafen im Jahr 1542 wird vermutet, dass Ottheinrich den ihm wegen seiner vielfachen Begabungen aufgefallenen Hans Kilian mit dem Aufbau einer Druckerei in Neuburg an der Donau beauftragte.[3]

Während für Kilian die Vertreibung des Mentors Ottheinrich aus seinem Herrschaftsgebiet und der Stadt Neuburg infolge der Schuldenkrise 1544 noch keinen wirtschaftlichen Schaden zufügte, bedeutete die über Ottheinrich ausgesprochene Reichsacht und die Einnahme der Stadt Neuburg durch Truppen Kaiser Karl V. am 21. September 1546 das Ende seiner Druckerei in der Herrenstraße A 85. Truppen des Kaisers plünderten und zerstörten die Werkstatt, während wenigstens das Wohnhaus in der Herrenstraße A 86 unversehrt blieb. Erstaunlicherweise wurde Hans Kilian zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt, jedenfalls während der Besatzungszeit Neuburgs zwischen 1546 und 1550 und durch Kaiser Karl V. erlaubt ein Wappen[4] zu führen und Lehen zu halten. Am 2. Februar 1550 bestellte Ottheinrich Kilian als Diener auf Lebenszeit,[5] verbunden mit einem gesicherten jährlichen Sold von 100 Gulden und weiteren materiellen und immateriellen Vorteilen, etwa auf Reisen von einem Knecht begleitet zu werden. Der letzte belegte Druck aus der Kilianschen Druckerei ist für das Jahr 1557 belegt, in dem Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken vermutlich aufgrund der Schulden Ottheinrichs an ihn die Regentschaft über die Stadt Neuburg übernahm. Spätestens nach dem Tod von Ottheinrichs 1559 und der Verlegung des Zentrums der „Jungen Pfalz“ nach Lauingen und der Einrichtung einer herrschaftlichen Druckerei dort im Jahr 1562 geriet Kilian in finanzielle Schwierigkeiten. 1569 war Kilian gezwungen sämtliches Neuburger Eigentum inklusive Inventar zu verkaufen[6] Kilian lebte weiter in Neuburg zusammen mit seiner Ehefrau Ursula und zeugte bis zum Jahr 1579 zehn Kinder (Ursula, Elisabeth, Hans, Magnus, Maria Magdalena, Ludwig, Elisabeth, Anna Christina, Barbara und Andreas).[7]

Druckwerke 1544–1546

In der im Jahr 1544 errichteten Druckerei entstanden bis zur Zerstörung in Folge der Einnahme Neuburgs durch Kaiser Karl V. folgende Werke:

Druckwerke 1556–1557

Der Mitte des Jahres 1552 abgeschlossene Passauer Vertrag gab Ottheinrichs die Herrschaft über seine „Junge Pfalz“ zurück und ermöglichte den allmählichen Wiederaufbau der Kilianschen Druckerei im Jahr 1556. In dieser zweiten Phase entstanden folgende Werke:

Kompositionen

Kilian trat auch als Komponist von Liedern hervor; das sogenannte Heidelberger Kapellinventar von 1544 verzeichnet von ihm zwölf Werke, die aber nicht erhalten sind.[12]

  • Mottete
    • Memor esto
  • Lieder
    • Das .a. die Lauten
    • Es thet ain maidlein frue auff stan
    • Hertz lieb
    • Ich armer sünder clag mich seer
    • So beissen dich
    • Vill kurtzweil in der Lauten ist
    • Vnd da der pfarrer köchin schlug
    • Vnd do ich saß
    • Vnd ein praunen peittel
    • Wasser Vogl
    • Wie kundt ich trost

Literatur

  • Hans Kilian Buchdrucker im Dienste Ottheinrichs. Verlag Benedikt Bickel, Augsburg, 1994, ISBN 978-3-922803-82-9.

Einzelnachweise

  1. Deutsche Digitale Bibliothek: Michael Cramer-FÜRTIG: Landesherr und Landstände des Fürstentums Pfalz-Neuburg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Abgerufen am 21. September 2023.
  2. BHStA, Pfalz-Neuburg Urk. Klöster und Pfarreien 1609. — Vgl. Reinhard H. Seitz, Zur Geschichte der Neuburger Drucker und Druckereien des 16. Jahrhunderts, in: Neuburger Kollektaneenblatt 116, 1963, S. 8–12, hier: S. 12 Anm. 2.
  3. Vgl. Karl Schottenloher, Die Neuburger Druckerwerkstätte Hans Kilians im Dienste Ottheinrichs und der Reformation, in: DERS., Pfalzgraf Ottheinrich und das Buch (= Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, H. 50/51), Münster i. Wests. 1927, S. 77 Nr. 1.3 und 79 Nr. 17. — Vgl. auch Impressumvermerk: Katalog-Nr. 13 und 17. Quelle: https://doi.org/10.11588/diglit.2069#0004
  4. Gustav Adelbert Seyler, Die Wappen bürgerlicher Geschlechter Deutschlands und der Schweiz, Teil 3 (= J. Siebmachers Großes Wappenbuch, Bd. 11), Neustadt an der Aisch 1973, S. 25 und Tafel 24 (Nr. 1).
  5. "BHStA, Pfalz-Neuburg Urk. Bestallungen (1550 Februar 2).
  6. BHStA, Pfalz-Neuburg, Urk. Alte Landgerichte 394 (1570 Oktober 2).
  7. Gerhart Nebinger, Das Taufbuch 1565–1591 der evang. Hofkapelle in Neuburg a.d.D., in: BLÄTTER DES BAYERISCHEN VEREINS FÜR Familienkunde, 25 (1962), S. 171–186
  8. Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana: Stamp. Pal. VI. 115(2)
  9. Dillingen an der Donau, Studienbibliothek: 11707
  10. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek: B deutsch 1545 04
  11. Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz: Qg 2348
  12. Jutta Lambrecht, Das „Heidelberger Kapellinventar“ von 1544 (Codex Pal. Germ. 318). Edition und Kommentar, Bd. 2, Heidelberg 1987, S. 573 (Digitalisat der UB Heidelberg)