Hans Erdmann (Filmkomponist)

Johannes Erdmann Themotius Guckel (* 7. November 1882 in Breslau; † 21. November 1942 ebenda) war ein deutscher Filmmusik-Komponist und Musikpublizist. Hans Erdmann war sein Künstler- und Autorenname.

Leben und Wirken

Der Sohn des fürstbischöflichen Rechnungsbeamten Joseph Guckel und dessen Frau Adelheid, geb. Heinze,[1] studierte in seiner Heimatstadt Breslau Violine, Musiktheorie und Komposition. Mit einer Arbeit über die Geschichte der katholischen Kirchenmusik in Schlesien beendete er 1912 sein Studium und promovierte zum Dr. phil. Er arbeitete als Konzertmeister am Schauspielhaus Breslau und führte dort 1913 Claudio Monteverdis L’Orfeo in einer eigenen Bearbeitung auf. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Soldat diente, war er am Deutschen Theater Riga und am Stadttheater Jena tätig. Als Direktor der Kammerspiele führte er dort seine eigene Komposition Die Tänzerin auf. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Potsdam und Stadttheater Brandenburg.

Zu Beginn der 1920er Jahre begann Erdmann, Filmmusiken zu schreiben, u. a. 1921/22 die Originalmusik zu Friedrich Wilhelm Murnaus Nosferatu, die er zur Uraufführung am 4. März 1922 dirigierte. Er arbeitete eng mit dem Leiter des UFA-Orchesters und der Filmmusikabteilung der Decla-Bioskop Giuseppe Becce zusammen. Ab 1924 schrieb Erdmann als Musikredakteur für das Reichsfilmblatt und die Zeitschrift Filmtechnik. 1926 wechselte er zur Zeitschrift Film – Ton – Kunst, die sich mit der Theorie und Praxis von Stummfilm-Begleitmusiken beschäftigte. 1928 leitete Erdmann die Akademie für Filmmusik am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin und bildete dort junge Filmmusikkomponisten aus. Damit war er einer der wichtigsten Theoretiker der Stummfilmmusik in den 1920er Jahren. Zusammen mit Giuseppe Becce und Ludwig Brav verfasste Erdmann 1927 das Allgemeine Handbuch der Film-Musik, ein Standardwerk der Stummfilm-Kinomusik.

Hans Erdmann war ab 1916 mit Käthe Heinze verheiratet, einer Tochter des Brieger Buchfabrikanten Hugo Heinze. Aus der Ehe, die später geschieden wurde, gingen zwei 1918 und 1919 geborene Söhne hervor. Gegen Ende der 1930er Jahre kehrte Erdmann in seine schlesische Heimat zurück, wo er in Trebnitz ein Haus besaß.[2][3] Er starb zwei Wochen nach seinem 60. Geburtstag im St.-Joseph-Krankenhaus in Breslau an den Folgen eines Hodgkin-Lymphoms.[4]

Filmografie

Als Komponist und musikalische Leitung

Literatur

  • Hans Erdmann, Giuseppe Becce: Allgemeines Handbuch der Film-Musik. 2 Bände. Schlesinger, Berlin-Lichterfelde 1927.
  • Helmut Scheunchen: Lexikon deutschbaltischer Musik. Verlag Harro von Hirschheydt, Wedemark-Elze 2002, ISBN 3-7777-0730-9, S. 96.

Einzelnachweise

  1. Archiwum Państwowe we Wrocławiu, Geburtsregister Standesamt Breslau I, Nr. 4301/1882 (online).
  2. Bundesarchiv (Lastenausgleichsarchiv), Akte Käthe Guckel, ZLA 1/10172101 (vgl. Eintrag bei Invenio).
  3. Bundesarchiv (Lastenausgleichsarchiv), Akte Klaus Guckel, ZLA 1/10172092 (vgl. Eintrag bei Invenio).
  4. Urząd Miejski Wrocławia, Sterbebuch Standesamt Breslau III, Nr. 2124/1942.