Hans Christoph Diederich Victor von Levetzow
Hans Christoph Diederich Victor von Levetzow (* 9. September 1754 im Herrenhaus Schwiessel, heute Ortsteil von Prebberede; † 28. Oktober 1829 in Barmstedt) war ein schleswig-holsteinischer Verwaltungsjurist in dänischen Diensten.
Leben
Hans von Levetzow entstammte der später so genannten jüngeren holsteinischen Linie des ursprünglich mecklenburgischen Adelsgeschlechts Levetzow/Levetzau. Er war das zweite Kind und der einzige Sohn des dänischen Offiziers und Hofjunkers Joachim Diederich von Levetzow († 1800) auf Madsow, Bützin (Prebberede) und Schwiessel (bis 1774) in Mecklenburg und dessen Frau Caroline Louise Wilhelmine, geb. Reichsfreiin Treusch von Buttlar.
1770 trat er als Hofjunker in dänische Hofdienste. 1777 wurde er Kammerjunker. 1781 war er in der königlichen Rentekammer in der Abteilung für Grönland, Island und die Färöer tätig.

Nach dem Eintreffen der ersten Nachrichten vom verheerenden Ausbruchs der Laki-Krater, der globale Auswirkungen im Winter 1783/84 hatte, sandte König Christian VII. im Herbst 1783 Levetzow zusammen mit dem Studenten Magnus Stephensen auf einem Schiff mit Hilfsgütern nach Island. Ihre Aufgabe war es, die südwestlich von Reykjanes neu gebildete Insel Nýey für Dänemark in Besitz zu nehmen, die Unterstützung der Bevölkerung sowie ein genauer Bericht.[1][2] Sie erreichten Island im Frühjahr 1784. Zu diesem Zeitpunkt war Nýey durch Erosion schon wieder unter Wasser verschwunden. 1785 wurde Levetzow zum Stiftsamtmann für Island mit Sitz in Bessastaðir ernannt. Damit war er der ranghöchste Vertreter der dänischen Krone auf Island. 1789 wechselte er, ebenfalls als Stiftsamtmann, nach Kristiansand.
1800 erfolgte seine Ernennung zum Amtmann über die Ämter Husum und Bredstedt. Damit verbunden war er Oberdirektor (Verwaltungsleiter) der Städte Husum, Tönning und Garding, Oberstaller der Landschaft Eiderstedt und der Insel Pellworm sowie Oberdeichgraf.[3] In seine Amtszeit fielen die Auswirkungen der Napoleonischen Kriege, insbesondere der Kosakenwinter 1813/14 mit der Besetzung Husums.[4] 1814 war Theodor Storms Vater Johann Casimir Storm sein Amtssekretär.[5]
Im August 1826 wurde von Levetzow Administrator der Grafschaft Rantzau und Intendant der königlichen Herrschaften Sommerland und Grönland (heute Ortsteil von Sommerland). In dieser Stellung blieb er bis zu seinem Tod.
In erster Ehe war er seit April 1785 verheiratet mit Martha Tillisch (* 1758 in Stavanger). Sie ertrank mit zwei kleinen Söhnen des Paares am 30. April 1801 im Kleinen Belt. In zweiter Ehe heiratete er im Januar 1802 Juliane Marie, geb. von Krogh (1773–1848). Aus der ersten Ehe hatte er acht Kinder, darunter Dietrich Wilhelm von Levetzow (1786–1849), Vater von Cornelia von Levetzow, und Emilie Caroline (1794–1875), die Wilhelm Benedict von Schirach heiratete. Aus der zweiten Ehe stammten fünf weitere Kinder, darunter Friedrich Ferdinand von Levetzow.
Auszeichnungen
- Kammerherr (1. März 1782)
- Titel Geheimer Konferenzrat, Prädikat Exzellenz (28. Oktober 1817)
- Dannebrogorden
Literatur
- H. R. Hiort-Lorenzen: v. Levetzow, Hans Christoph Diederich Victor. In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 10: Laale–Løvenørn. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1896, S. 242 (dänisch, runeberg.org).
- Danmarks Adels Aarbog 1890, S. 318
- Claudia E. Wiener: Haze, Hunger, Hesitation: Disaster aid after the 1783 Laki eruption. In: Journal of Volcanology and Geothermal Research 406 (2020) (Volltext)
Einzelnachweise
- ↑ Katrin Kleemann: A Mist Connection. An Environmental History of the Laki Eruption of 1783 and Its Legacy. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2023, ISBN 978-3-11-073202-3, doi:10.1515/9783110731927 (open access), S. 109
- ↑ Stephensens Bericht: Kort Beskrivelse over den Nye Vulcans Ildsprudning I Vester-Skaptefields-Syssel Paa Island I Aaret 1783. Copenhagen 1785 Digitalisat
- ↑ Gertrud Nordmann: Schleswig-Holsteinische Beamte 1816–1848. Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig 1997, S. 147
- ↑ Siehe dazu Dieter Kienitz: Der Kosakenwinter in Schleswig-Holstein 1813/14. Boyens, Heide 2000, ISBN 3-8042-0865-7, S. 159
- ↑ Gertrud Storm: Theodor Storm: Ein Bild seines Lebens. Band 1: Jugendzeit, S. 20
- ↑ Königlich-Dänischer Hof- und Staats-Calender 1826 (Digitalisat), Sp. 20
- ↑ Königlich-Dänischer Hof- und Staats-Calender 1829 Digitalisat, Sp. 19