Hanns Haas (Maler)

Hanns Haas (* 20. Juli 1890 in München als Johann Baptist Haas; † 28. Februar 1963 in München) war ein deutscher Grafiker und Maler, der auch als Kostüm- und Bühnenbildner tätig war. Bis etwa Mitte der 1920er Jahre nannte er sich auch mit dem Künstlernamen Hanns G. Haas.

Leben

Hanns Haas wurde 1890 in München als Johann Baptist Haas geboren.[1] Seine Eltern waren der gleichnamige Johann Baptist Haas und Anna Haas, geborene Feist.[1]

Anlässlich des Besuches des württembergischen Königspaares Ende März 1914 stellten mehrere Künstler ihre Werke in den Räumlichkeiten des Münchner Kunstvereins aus, unter dem Namen Hanns G. Haas konnte er einige „mystische Zeichnungen“ im Treppensaal ausstellen.[2] 1914 eröffnete seine spätere Ehefrau Magda Bauer – die auch Tanzauftritte gab – eine Tanzschule in München, die zu den bekanntesten der Stadt avancierte. Die bei den Vorstellungen getragenen Kostüme stammen oft von Hanns G. Haas, welche gute Kritiken bekamen.[3]

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er als Reservist zum Militärdienst eingezogen, allerdings wurde er im Oktober 1914 am rechten Unterarm verwundet, so dass er nicht weiter an der Front dienen musste.[4] Im Oktober 1915 schrieb er sich unter Hans Haas für ein Studium an der Münchner Akademie der Künste bei Franz von Stuck ein, der auch schon Schüler wie Wassily Kandinsky und Paul Klee unterrichtete.

Ab 1919 erweiterte Magda Bauer ihre Tanzschule zu einem Internat. Die Leitung für den Zeichenkursus, welcher den Schülern im Unterricht Anleitungen zum Selbstentwerfen künstlerischer Kostüme gab, übernahm Hanns G. Haas.[5] Diese Kurse gab er aber auch privat. Vermutlich um 1920 herum heiraten die beiden, behielten ihre Namen aber jeweils bei, jedenfalls wird in einem Zeitungsartikel vom 21. August 1920 erstmals von Magda Bauer-Haas geschrieben.[6]

Da die Tänzerin Magda Bauer zu dieser Zeit bereits auch Gastauftritte in Berlin wahrnahm, entstand ein erster Kontakt der beiden zur Berliner Künstlerszene. Sie erarbeitete sich einige Bekanntheit, und bereits mit Beginn des Jahres 1921 gab sie und der niederländischen Tänzer Irail Gadescov (Richard Vogelesang), der zuvor am New Yorker Metropolitan Opera House engagiert war, zahlreiche Konzerte. Hanns G. Haas entwarf auch mindestens eines der Kostüme für Gadescov.[7]

Im Mai 1920 ließ sich Hanns G. Haas zusammen mit Eugen Coenegracht aus Berlin ein Patent zum „Färben und Bemalen von Stoffen“ beim Reichspatentamt eintragen,[8] welches er allerdings fünf Jahre später – wohl aus Geldmangel – wieder veräußerte.

Anfang 1921 verkaufte Magda Bauer ihre Tanzschule in München und zog mit Hanns G. Haas Mitte 1921 nach Berlin, wo er bei einigen Stücken im Schlossparkthater[9] und im Deutschen Theater[10] als Bühnenbildner sowie im Lessing-Theater für das Kostümbild zuständig war.[11] Über den Geheimrat Hermann Muthesius lernte er 1923 Gerhart Hauptmann kennen, beide trafen sich öfter persönlich und schrieben sich bis 1932.

Aquarell des Malers Hanns G. Haas, 1923, Bezeichnung: "Hiddensee 23", ca. 45 cm × 34 cm, aus dem Bestand des Fördervereins Heimatmuseum Insel Hiddensee e.V.

Hanns G. Haas und seine Frau wurden spätestens ab 1923 in den Sommermonaten Teil der Künstlerkolonie auf Hiddensee und hatten dort Kontakt zu weiteren Künstlern, u a. Max von Schillings und Thomas Mann, sehr wahrscheinlich aber auch zu Albert Einstein, da er dessen engen Freund Isaac Don Levine anschrieb und für eine Veröffentlichung seiner Zeichnungen gewinnen wollte.

1925 erschien das Buch Tage mit Gerhart Hauptmann von Hans von Hülsen, zu dem Hanns G. Haas 36 Zeichnungen – neben Innen- und Außenansichten von Hauptmanns Haus Wiesenstein in Agnetendorf, vor allem Portraits Hauptmanns und seiner Frau – beisteuert[12].

Als 1926 sein Atelier in Berlin niederbrannte, stellte ihm Hermann Muthesius Räumlichkeiten in einem Atelierhaus zur Verfügung, welches sich in der Berliner Königin-Augusta-Allee 51 (heute: Reichpietschufer) befand. Hier kam er in Kontakt zu anderen Künstlern, die hier ebenfalls ihr Atelier hatten, unter anderem der Otto Heinrich Engel, Otto Niemeyer-Holstein, Robert Genin, Rudolf Tewes oder auch der Bildhauer Alexander Oppler, Bruder des impressionistischen Malers und Grafikers Ernst Oppler. In der Illustrierten Die Gartenlaube wurde ein Bericht nebst selbstgemalten Bildern über die Haustiere in seinem Atelier veröffentlicht: Turmfalke "Boro" und Gerfalke "Bibi" sowie die Perserkatze "Uschi"[13]. Hanns Haas signierte seine Werke offenbar ab diesem Zeitpunkt mit einem kursiven, handschriftlichen "HH.", aber auch "H.H." bzw. "HH".

Stempelsignatur von Hanns Haas, angebracht auf einer Aktzeichnung

In den folgenden Jahren berichtet er in seinen Briefen an Gerhart Hauptmann immer wieder von anhaltenden (wirtschaftlichen) Schwierigkeiten. Als die Nationalsozialisten den 1. Mai 1933 auf dem Tempelhofer Feld in Berlin mit gewaltigen Feierlichkeiten inszenieren, setzt sich Hanns Haas gegen 50 andere Künstler durch und liefert das passende Gemälde dazu, für das er von den Nationalsozialisten sehr gelobt wurde. Sein Bild „Der Tag der nationalen Arbeit“ wurde 1933 auf der Weltausstellung in Chicago der Weltöffentlichkeit als 6. Teil der sieben deutschen Weltwunder aus dem Bereich Technik und Organisation präsentiert.[14]

Ab Mitte der 30er Jahre sind von Hanns Haas zahlreiche Akt- und Erotikzeichnungen[15] bekannt, die – falls überhaupt – durch eine kursive Stempelsignatur "HH." gekennzeichnet wurden. Weitere Erkenntnisse über den weiteren Lebensweg von Hanns Haas in der Zeit des Dritten Reichs sowie der Nachkriegszeit fehlen bislang.

Am 28. Februar 1963 starb Hanns Haas in München.[16]

Werke (Auswahl)

  • 1922: Mappe mit Kompositionen zu Sonnenhymnen Amenophis III
  • 1924: Plakat der Souveränen-Kunstfischer-Republik Hiddensee[17] und Urkunde Regierungsabtritt Max von Schillings[18], auf der Website der Kulturstiftung der Länder; Künstler: Hanns G. Haas, der auch unterschrieben hat[19]
  • 1924: 36 Zeichnungen zu Gerhart und Margarete Hauptmann, aber auch Innen- und Außenansichten ihres Hauses Wiesenstein, veröffentlicht in dem Buch "Tage mit Gerhart Hauptmann" von Hans von Hülsen aus dem Carl Reissner Verlag Dresden, 1925 erschienen
  • 1926: La Argentina,[20]
  • 1928: 24 Aquarelle zum Thema Insel der großen Mutter mit einem von Gerhart Hauptmann verfassten Geleitwort, nicht im Handel erschienen[21]
  • 1928: Gemälde "Kite Th-D"[22] sehr wahrscheinlich Teil 4 (D) von 8 seiner Arbeit an einem Oktychon zum Thema "Frauen der Jetztzeit" von der er in einem Brief an Gerhart Hauptmann schreibt
  • 1932: Zeichnung "Colette",[23] vermutlich: Colette Corder, Bleistift auf Papier, 45 × 36 cm aus der Sammlung Brabant, Museum Wiesbaden
  • 1933: Gemälde "Der Tag der nationalen Arbeit",[24] ausgestellt auf der Weltausstellung in Chicago

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Urkundennummer 6724 aus dem Jahr 1890 des Standesamtes München I
  2. 'münchner neueste nachrichten : wirtschaftsblatt, alpine und sport-zeitung, theater- und kunst-chronik. 1914 = jg. 67, 3 ## vorabend-blatt, 25.03.1914' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 4. September 2025.
  3. 'münchner neueste nachrichten : wirtschaftsblatt, alpine und sport-zeitung, theater- und kunst-chronik. 1914 = jg. 67, 5 ## vorabend-blatt, 17.05.1914' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 4. September 2025.
  4. Verlustlisten 1. Weltkrieg, Seite 1489: Haas Johann Baptist (München). Abgerufen am 4. September 2025.
  5. 'münchner neueste nachrichten : wirtschaftsblatt, alpine und sport-zeitung, theater- und kunst-chronik. 1919 = jg. 72, 9 ## morgen-ausgabe, 20.09.1919' - Digitalisat | MDZ. Abgerufen am 4. September 2025.
  6. Dresdner neueste Nachrichten - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 4. September 2025.
  7. hanns g. haas Allard pierson - Search. Abgerufen am 4. September 2025 (britisches Englisch).
  8. DEPATISnet | Dokument DE000000366340A. Abgerufen am 4. September 2025.
  9. Archiv der Akademie der Künste Berlin. Abgerufen am 13. September 2025.
  10. Archiv der Akademie der Künste Berlin. Abgerufen am 13. September 2025.
  11. Archiv der Akademie der Künste Berlin. Abgerufen am 13. September 2025.
  12. Hans von Hülsen: Tage mit Gerhart Hauptmann. Carl Reissner Verlag, Dresden 1925.
  13. Die Gartenlaube, Ausgabe 1/1929, Seite 412/413, Digitalisat.
  14. Hamburgischer Correspondent : Morgen-Zeitung d. Börsen-Halle, Morgenausgabe - Deutsches Zeitungsportal. Abgerufen am 4. September 2025.
  15. D.M. Klinger (Dominik Mario Klinger): Erotische Kunst in Europa - 1500 bis ca.1935. 1. Auflage. Supplementband 2b (1880-1935). DMK-Verlags-GmbH, Nürnberg 1984, ISBN 3-923642-22-9, S. 143–150.
  16. Urkunden-Nr. 744 aus dem Jahr 1963 des Standesamtes München I
  17. Kulturstiftung Plakat "Republik Hiddensee". Abgerufen im Jahr 2025.
  18. Kulturstiftung Urkunde. Abgerufen im Jahr 2025.
  19. Claus Pese, Matthias Hamann: Künstlerkolonien in Europa. Band 1. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, 2001, ISBN 978-3-926982-81-0, S. 281.
  20. Zeichnung, Paris, Deutsches Tanzarchiv Köln
  21. Hans-Egon Hass - fortgeführt von Martin Machatzke: Gerhart Hauptmann - Sämtliche Werke, Seite 1069. In: Archive.org. Propyläen Verlag, 1974 .
  22. Bildnis "Kite Th. D.", Berlin. Abgerufen im Jahr 2025.
  23. Colette. Abgerufen im Jahr 2025.
  24. "Tag der nationalen Arbeit". 1933, abgerufen im Jahr 2025.
  25. Buch: Tage mit Gerhart Hauptmann - Digitalisat.