Hanja
![]() Schriftzeichen und im koreanischen Alphabet | |
| Koreanische Schreibweise | |
|---|---|
| Koreanisches Alphabet: | 한자 |
| : | 漢字 |
| Revidierte Romanisierung: | Hanja |
| McCune-Reischauer: | hancha |
Hanja (koreanisch 한자; Hanja 漢字; IPA []; dt. etwa „Han-Zeichen“) sind klassisch chinesische Schriftzeichen, die für die koreanische Sprache verwendet werden. In Nordkorea sind sie seit 1949 für den offiziellen Gebrauch in Publikationen abgeschafft.

Verwendet wurden Hanja historisch auf Rechtsdokumenten. Dazu werden die Hanja des Wortes zusätzlich zur Schreibung mit dem koreanischen Alphabet in Klammern angegeben.
Geschichte
Während der Joseon-Dynastie (1392–1896) wurden Gesetzbücher und Rechtsdokumente in klassischem Chinesisch und in Idu verfasst. Die Sprache der Idu-Texte war Koreanisch mit eingefügten klassischen chinesischen Lemmata. Nach der Gabo-Reform wurden ab 1896 neu verfasste Gesetze in koreanischer Schriftsprache, einer Mischschrift aus Hangul und Hanja genannt Sin-munche (kor. 신문체, Hanja 新文體; „neuer Schreibstil“, wörtl. „neuer Schreibschrift“), geschrieben und ersetzten Idu.
Während der japanischen Besatzung Koreas förderten die japanischen Behörden den alltäglichen Gebrauch von Hanja, auch bekannt als Kanji, wie es in Japan üblich war, sowie die Nutzung von aus chinesischen Schriftzeichen abgeleiteten Schriften wie Hiragana und Katakana. Für amtliche Registrierungen wurde die Verwendung chinesischer Schriftzeichen verlangt. Gleichzeitig wurde der Gebrauch von Hangul verboten. Im Gegensatz zu Japan war Hanja in Korea nie weit verbreitet, da die Alphabetisierungsrate gegen Ende der Besatzung nur bei 28 % lag, verglichen mit 97,5 % in Japan.
Als Teil der versuchten Auslöschung der koreanischen Sprache, wurde die Nutzung von „chinesischen“ Lehnwörtern, die im Japanischen verwendet wurden, erzwungen, um einheimische koreanische Begriffe zu ersetzen. Beispiele davon sind 도시락 Dosirak „Lunchbox“ mit Bento von Bentou (japanisch 弁当), kor. 나무젓가락 Namujeotgarak „(Einweg-)Essbesteck“ mit Waribasi von jap. 割り箸 Wari bashi, kor. 이쑤시개 Issusigae „Zahnstocher“ mit Yoji von jap. 楊枝 Youji, kor. 느낌 Neukkim „Gefühl“ mit jap. 感じ Ganji usw.
Während des Koreakriegs wurde die gesamte Bildungsinfrastruktur zerstört, und chinesische Schriftzeichen galten als überflüssig, sodass es keinen Grund gab, sie zusammen mit Hangul zu lehren.
In Südkorea wurde 1970 der Grundschulunterricht für chinesischen Schriftzeichen eingestellt, da das koreanische Alphabet leichter zu lernen ist und so der Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung leichter anzuheben wäre. In der Mittel- und Oberstufe wurden weiterhin eine Anzahl an Zeichen (Hanja) gelehrt.
Hanja wurden bis in die 1990er in Zeitungsartikeln verwendet. Heute werden Hanja meist nur für die Schreibung von Personennamen benutzt. Der Unterricht beginnt in Südkorea in der siebten Klasse und endet mit der Abschlussklasse 12. Das Pensum an Hanja für die Schüler beträgt 1800 Schriftzeichen, etwa 300 Zeichen weniger als japanische Schüler – die allerdings von der ersten bis zur neunten Klasse – zu lernen haben. Auf Universitäten werden in manchen Fächern weitere Hanja der jeweiligen Fachrichtung gelehrt.
In Texten, die ansonsten ausschließlich mit dem koreanischen Alphabet geschrieben sind, werden chinesische Schriftzeichen bei Bedarf angegeben, um die Etymologie hervorzuheben bzw. die Bedeutung von Eigennamen und Homophonen zu klären.[1] So wurde der Name im Reisepass in lateinischen, koreanischen und noch vor einigen Jahren auch in den chinesischen Schriftzeichen angegeben.
Zeitungen und wissenschaftliche Publikationen waren oder sind noch Bereiche, in denen die Verwendung noch stattfindet. Diese Texte beschränkten sich vor allem nicht auf die in der Schule gelehrten 1.800 chinesischen Zeichen, sondern gingen darüber hinaus.[2] Im Journalismus kam es seit Ende der 1980er Jahre zur allmählichen Abschaffung der Benutzung von chinesischen Zeichen. Dies lag daran, dass die Generation, die nicht mit dem Chinesischen vertraut war, zu den Ziellesern heranwuchs.
In wissenschaftlichen Texten wird die Darstellung der chinesischen Zeichen noch praktiziert, vor allem in den geisteswissenschaftlichen Gebieten. Unter diesen besteht ein Unterschied zwischen den westlich-orientierten und den orientalisch-basierten Bereichen. Wenn in den älteren wissenschaftlichen Generationen die alleinige Angabe chinesischer Zeichen bei Begriffen eine Selbstverständlichkeit war, ist eher eine parallele Verwendung üblich, indem das Chinesische hinter dem Koreanischen in Klammern angegeben wird.
Etwa ein Jahrzehnt nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Volksrepublik China und dem gleichzeitigen Abbruch der Beziehungen zur Republik China (Taiwan) wurde in Seoul das erste Konfuzius-Institut errichtet. Dieses Institut hatte zum Ziel, die Verwendung chinesischer Schriftzeichen im Ausland zu fördern.
Nordkorea
Nordkorea schaffte mit der Staatsgründung die chinesischen Schriftzeichen ab, revidierte diesen Schritt 1964 wieder und verlangt von seinen Schülern die Kenntnis von etwa 2000 Hanja.
Aussprache
Viele Wörter sind zweimal in der koreanischen Sprache vorhanden, einmal rein koreanischen Ursprungs und ein zweites Mal in sinokoreanischer Form, also chinesischen Ursprungs. Zum Beispiel bedeutet das Schriftzeichen 木 „Baum“ und wird mok (목) ausgesprochen. Das rein koreanische namu (나무) hat die gleiche Bedeutung, kann aber im Gegensatz zu den meisten sinokoreanischen Sememen wie mok auch allein stehen. Im heutigen Hanja wird die phonetische Lesung eumdok (음독, 音讀) verwendet, das Hanja 木 wird daher für mok und nicht namu benutzt. Für rein koreanische Wörter wie Seoul existieren keine Hanja.
Bei Hanja-Wörtern handelt es sich meist um Fachbegriffe. Ausnahmen stellen Wörter wie san „Berg(e)“ (산), mun „Tür“ (문) und byeok „Wand“ (벽) dar, welche die archaischen Wörter moe „Berg“ (뫼), dat „Verschließung“ (닫) und dam „Mauer“ (담) verdrängt haben, die jedoch in zusammengesetzten Wörtern wie moedoeji „Wildschwein“ (뫼돼지, wörtlich „Bergschwein“) und doldam „Steinmauer“ (돌담) noch erhalten sind.
Eumhun
Die Aussprache jedes Hanjas wird in einer Zusammensetzung aus der Aussprache (eum-, 음 bzw. 音) und dem zur Erläuterung oder zum Beibringen (-hun, 훈 bzw. 訓; auch saegim 새김 genannt, d. h. „Erläuterung“) des Zeichens verwendeten semantischen Wert und wiedergegeben. Zusammen bildet dieses eumhun sozusagen den Namen des Hanjas.
- Beispiel 1
Das Zeichen 日 „Tag“ wird auf Koreanisch nal il (날 일) genannt. Nal il heißt so viel wie „Tag-/il/“ oder „[Zeichen, das] Tag [bedeutet und] il [ausgesprochen wird]“ – nal ist das rein koreanische Wort für „Tag“, il ist die koreanische Aussprache des Zeichens 日, die mit der mandarinchinesischen Aussprache rì verwandt ist.
- Beispiel 2
Das Zeichen 一 „eins“ wird auf Koreanisch han il (한 일) genannt. Han il heißt so viel wie „Eins-/il/“ – han ist das rein koreanische Wort für „eins“, il ist die koreanische Aussprache des Zeichens 一, die mit der mandarinchinesischen Aussprache yī verwandt ist.
Die beiden gleichlautenden (il, il) und mit dem koreanischen Alphabet gleich geschriebenen (일, 일) Sememe können anhand ihrer eumhun-Namen (nal il, han il), ihrer Hanja-Schreibungen (日, 一) oder durch den Kontext unterschieden werden. Samsibil kann je nach Kontext „31“ (三十一) oder „der 30. Tag [eines Monats]“ (三十日) bedeuten.
Der semantische Wert wird in beiden Beispielen mit einem rein koreanischen Wort angegeben, in anderen Fällen auch mit einem gemischt rein und sinokoreanischen Wort oder mit einem rein sinokoreanischen Wort. Oft kommt das benannte Semem in der semantischen Angabe selbst vor, z. B. 字 = geulja ja (글자 자) oder die semantische Angabe besteht nur daraus, beispielsweise 門 = mun mun (문 문).
Siehe auch
Literatur
- Young-ja Beckers-Kim, Helmut Hetzer: Hanja – Handbuch der chinesischen Schriftzeichen in der koreanischen Sprache.1. Auflage, überarbeitete Neuausgabe. Hetzer, Regensburg 2017, ISBN 978-3-9811287-3-4.
- Ik-sop Lee, Sang-oak Lee, Wan Chae: Die koreanische Sprache. 3. Auflage. Hetzer, Regensburg 2017, ISBN 978-3-9811287-4-1.
Weblinks
- Hanja-Wiki bei Wikia (koreanisch)
- Hanja-Wörterbuch bei Naver.com (koreanisch)
Einzelnachweise
- ↑ Christa Dürscheid: Einführung in die Schriftlinguistik. 5., aktualisierte und korrigierte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, ISBN 978-3-8252-4495-8, S. 89 (doi:10.36198/9783838544953); Insup Taylor, Maurice M. Taylor: Writing and literacy in Chinese, Korean and Japanese. John Benjamins, Amsterdam 1995, ISBN 1-55619-319-X, S. 223, 245 (doi:10.1075/swll.3).
- ↑ Ho-min Sohn: The Korean language (= Cambridge Language Surveys). überarbeitete neue Auflage. Cambridge University Press, Cambridge (UK)/New York 2001, ISBN 0-521-36943-6, S. 145 (englisch, eingeschränkte Vorschau – alternativ im Internet Archive).
