Haiweeit
| Haiweeit | |
|---|---|
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| Allgemeines und Klassifikation | |
| IMA-Nummer |
1962 s.p.[1] |
| IMA-Symbol |
Hwe[2] |
| Andere Namen | |
| Chemische Formel | |
| Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Silikate und Germanate – Schichtsilikate (Phyllosilikate) |
| System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
VIII/A’.15 VIII/H.37-020 9.AK.25 53.03.02.02 |
| Kristallographische Daten | |
| Kristallsystem | orthorhombisch |
| Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m |
| Raumgruppe | Pbcn (Nr. 60)[5] |
| Gitterparameter | a = 18,30 Å; b = 14,23 Å; c = 17,92 Å[5] |
| Formeleinheiten | Z = 8[5] |
| Physikalische Eigenschaften | |
| Mohshärte | 3,5 |
| Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,35; berechnet: [4,93][7] |
| Spaltbarkeit | gut nach {100}[7] |
| Farbe | hellgelb bis gelb |
| Strichfarbe | weiß |
| Transparenz | durchscheinend |
| Glanz | Perlmuttglanz |
| Radioaktivität | sehr stark mit 85,16 kBq/g[4] |
| Kristalloptik | |
| Brechungsindizes | nα = 1,560 bis 1,571[8] nβ = 1,575 bis 1,580[8] nγ = 1,578 bis 1,582[8] |
| Doppelbrechung | δ = δ = 0,018[8] |
| Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
| Achsenwinkel | 2V = 15° (gemessen); 46° bis 50° (berechnet)[8] |
| Weitere Eigenschaften | |
| Chemisches Verhalten | löslich in Säuren |
Haiweeit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung Ca(UO2)2(Si5O12)(OH)2·6H2O und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Calcium-Uranyl-Silikat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Haiweeit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt kurze, nadelige oder flockenartige Kristalle, aber auch radialstrahlige Mineral-Aggregate von hellgelber bis grünlichgelber Farbe. Die Oberflächen der durchscheinenden Kristalle zeigen perlmuttähnlichem Glanz auf den Oberflächen.[7]
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Haiweeit im Haiwee Reservoir, einer Uran-Vererzungen in Granit in den Coso Mountains im Inyo County des US-Bundesstaates Kalifornien. Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1959 durch Thomas Chester McBurney und Joseph Murdoch, die es nach dessen Typlokalität benannten.
Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial von Haiweeit ist nicht bekannt.[7][9]
Klassifikation
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Haiweeit zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Neso-Subsilikate“, wo er gemeinsam mit Weeksit sowie im Anhang mit Calcioursilit, Soddyit und Ursilit in der „Weeksit-Gruppe (UO2 : SiO2 = 1 : 3)“ mit der Systemnummer VIII/A’.15 steht.
In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/H.37-020. Dies entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Haiweeit zusammen mit Coutinhoit, Metahaiweeit und Weeksit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VIII/H.37 bildet.[3]
Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Haiweeit in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Uranyl-Insel- und Polysilikate“ zu finden, wo es zusammen mit Metahaiweeit die „Haiweeitgruppe“ mit der Systemnummer 9.AK.25 bildet.
In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Haiweeit die System- und Mineralnummer 53.03.02.02. Das entspricht der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen mit (UO2)“ in der „Weeksitgruppe“, in der auch Weeksit, Metahaiweeit und Coutinhoit eingeordnet sind.
Kristallstruktur
Haiweeit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pbcn (Raumgruppen-Nr. 60) mit den Gitterparametern a = 18,30 Å; b = 14,23 Å und c = 17,92 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von über 52,8 % sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von etwa 85,16 kBq/g[4] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität. Unter UV-Licht fluoresziert das Mineral schwach grünlich.
Bildung und Fundorte
Haiweeit findet sich als Sekundärmineral in der Oxidationszone von Uran-Lagerstätten und oberflächlich aufgebrochenen Pegmatiten, entlang turmalinhöffigen Brüchen in Graniten und in Hohlräumen aus verdichtetem Sedimenten.[7] Als Begleitminerale treten unter anderem Autunit, Meta-Autunit, Uranophan, Uranophan-beta, Phosphuranylit, Torbernit, Meta-Torbernit, Chernikovit und Opal auf (Perus District, São Paulo, Brasilien).
Es sind nur eine geringe Anzahl von Fundorten des Haiweeits bekannt, neben der Typlokalität Coso Mountains zählen dazu: Mammoth Mine in Texas, USA, Margaritas No.1 Mine, Nopal Mine, und Animas Mine in Chihuahua, Mexiko, Ningyo-Toge Mine (Ningyo-Tohge Mine) auf Honshu in Japan, Minas Gerais, Bahia und São Paulo in Brasilien, Portezuelo Hill, Ranquil District in Argentinien, Radhausberg bei Salzburg in Österreich, Saskatchewan in Kanada, Rössing Mine in Namibia und die Los Azules Mine in Chile sowie weitere Fundorte.[11]
Vorsichtsmaßnahmen
Auf Grund der Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Haiweeit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte wegen der hohen Toxizität und Radioaktivität von Uranylverbindungen eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- T. C. McBurney, J. Murdoch: Haiweeite, a new uranium mineral from California. In: American Mineralogist. Band 44, 1959, S. 839–843 (englisch, rruff.info [PDF; 268 kB; abgerufen am 24. September 2020]).
- Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 45, 1960, S. 753–756 (englisch, rruff.info [PDF; 297 kB; abgerufen am 24. September 2020]).
- William G. R. de Camargo, Darcy P. Svisero: Haiweeite, a new occurrence in Bazil. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 966–969 (englisch, minsocam.org [PDF; 237 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
- Peter C. Burns: A new uranyl silicate sheet in the structure of Haiweeite and comparison to other uranyl silicates. In: The Canadian Mineralogist. Band 39, 2001, S. 1153–1160 (englisch, rruff.info [PDF; 603 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
Weblinks
- Haiweeit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung
- Haiweeite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF) (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database – Haiweeite. In: rruff.geo.arizona.edu. (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- ↑ a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- ↑ a b c David Barthelmy: Haiweeite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
- ↑ a b c d Jakub Plášil, Karla Fejfarová, Jiří Čejka, Michal Dušek, Radek Škoda, Jiří Sejkora: Revision of the crystal structure and chemical formula of haiweeite, Ca(UO2)2(Si5O12)(OH)2·6H2O. In: American Mineralogist. Band 98, 2013, S. 718–723 (englisch, Abstract verfügbar bei minsocam.org [PDF; 234 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
- ↑ Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 566 (englisch).
- ↑ a b c d e Haiweeite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 314 kB; abgerufen am 14. September 2019]).
- ↑ a b c d e Haiweeite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 14. September 2019 (englisch).
- ↑ Catalogue of Type Mineral Specimens – H. (PDF 81 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 24. September 2020.
- ↑ Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
- ↑ Fundortliste für Haiweeit beim Mineralienatlas und bei Mindat
