Hagen-Haus

Hagen-Haus in Nendeln, Ansicht aus Süd-Ost

Das Hagen-Haus ist eine im liechtensteinischen Ort Nendeln gelegene Hofstätte samt Stallgebäude, Waschhaus, Schützenhäuschen und einem 2024 zugebauten modernen Hofhaus. Der klassizistische Gebäudekomplex stammt im Kern aus dem 19. Jahrhundert und ist später durch weitere Gebäudeteile erweitert worden. Der Gebäudekomplex steht seit 1988 unter Denkmalschutz[1] und gilt als die wohl am besten erhaltene Hofanlage in Liechtenstein aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[2]

Lage

Das Hagen-Haus steht an der Feldkircherstrasse 18 in Nendeln und somit direkt an der historischen Poststrecke Lindau - Mailand. Der Gebäudekomplex besteht aus einem Doppelwohnhaus im Süden und einem Stallgebäude im Norden entlang der Hauptstrasse sowie in zweiter Reihe, hangseitig, von Süden her aus einem Waschhaus, einem modernen Funktionsgebäude aus dem Jahr 2024 und einem Schützenhäuschen. Nordöstlich des Gebäudekomplexes schliesst ein Weinberg an.

Architektur

Doppelwohnhaus

Das klassizistisch gestaltete Doppelwohnhaus wurde 1837 erbaut und ist streng symmetrisch gegliedert, dreigeschossig und besitzt zwei Tonnengewölbekeller. Türen und Fenster sind in Sandstein ausgeführt, das Gebäude mit einem weissen Kalkputz verputzt. Das Haus wird von einem Vollwalmdach abgeschlossen. Die Wände der Wohnräume sind aufwändig bemalt, die Räume enthalten zwei historische Kachelöfen.[3]

Stallscheune

Die Stallscheune ist wie das Wohnhaus 1837 exakt symmetrisch erbaut worden und wird von einem Halbwalmdach überdeckt. Es enthält im Erdgeschoss einen aus Bruchstein errichteten Kuh- und Pferdestall darüber liegt eine holzgedeckte Futtertenne.[4]

Waschhaus

Das Waschhaus ist eingeschossig und in derselben Art wie das Wohnhaus errichtet und trägt einen Kalkputz. Als Boden sind Sandsteinplatten verlegt.[4]

Schützenhäuschen

Das freistehende Schützenhäuschen in leerer Fachwerkbauweise errichtet und aussen mit Brettern verkleidet. Es hat nach aussen aufklappbare Läden und ist Zeugnis einer einschlägigen Vereinstätigkeit. Das Gebäude wurde vermutlich Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet.[4]

Hofhaus

Das Hofhaus ist eingeschossig und liegt hangseits hinter dem Wohnhaus. Es wurde 2024 errichtet und enthält ein Foyer sowie alle modernen Technikteile wie Heizung, Lüftung und Tonstudio.

Geschichte

Entstehungsgeschichte

Das Hagen-Haus wurde 1837 gleich nach dem Ende des Bauverbotes in Liechtenstein durch den Vaduzer Architekten Joseph Anton Seger errichtet. Seger erbaute weitere, klassizistische Häuser in Schaan (Seger-Haus), Vaduz (Gubser-Haus) und Triesen (Theodor Banzer-Haus). Es sind die ersten Beispiele für eine in Liechtenstein damals neue Architekturrichtung. Bauherren waren Josef Alois Schlegel und Dominick Öhri.[5]

Nutzung

Das Haus wurde als kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus mit angeschlossenen landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäuden von zwei Familien genutzt. Es enthielt ab 1864 die erste k.u.k. Poststation im Liechtensteiner Unterland. Als Posthalter fungierte der Bauherr Josef Alois Schlegel selbst. Die Poststation bestand bis 1912. Eugenia, eine Grossenkelin Schlegels, heiratete 1891 den Lehrer Fidel Hagen, wodurch die Hofstätte zu ihrem heutigen Namen kam. Das Haus wurde weiterhin im Erdgeschoss als Geschäftslokal genutzt. So u. a. von einem Schuster und einem Schneider. 1985 kam das Haus in den Besitz der Erbengemeinschaft Hörndlinger. Seit Ende der 1980er Jahre war das Haus, bis in jüngste Zeit, unbewohnt und verfiel zusehends.[6]

Umnutzung und Erweiterung

Am 30. Mai 2020 erfolgte der Spatenstich für die Revitalisierung der Hofstätte Hagenhaus. Das Projekt wurde auf private Initiative des Vereines Pro S' Hagen Huus z'Nendla von der Stiftung Hagenhaus mit weitgehend privaten finanziellen Mitteln umgesetzt. Mit der Planung wurde das Büro Cukrowicz Nachbaur Architekten aus Bregenz betraut. Das Wohnhaus wird weiterhin als solches genutzt, das Stallgebäude wurde in einen nach Peter Kaiser benannten Konzertsaal umgebaut. Das Waschhaus dient neu als Wohnraum, das Schützenhäuschen als Veranstaltungsraum. Ein modernes Hofhaus ergänzt das bestehende Ensemble und übernimmt auch die moderne Haustechnik. Am 1. Juni 2024 übergab die Stiftung Hagenhaus als Eigentümerin nach zweijähriger Bauzeit die Hofstätte der Musikakademie in Liechtenstein zur Nutzung als Ausbildungsstätte für hochbegabte Musiker sowie als Veranstaltungsort für Konzerte und andere Anlässe.[7]

Verschiedenes

Das Hagen-Haus ist Motiv mehrerer liechtensteinischer Briefmarken[8].

Literatur

  • Marcus Büchel: Die Revitalisierung der Hofstätte Hagenhaus in Nendeln. Vom «alten Haus von Rocky Docky» zu einem neu gefassten Juwel der klassizistischen Baukultur, In Jahrbuch des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein, 2023, Band 122, S. 135–160. ISBN 978-3-906393-96-4

Einzelnachweise

  1. Amt für Kultur, Kulturgüterregister - Eschen | https://www.llv.li/serviceportal2/amtsstellen/amt-fuer-kultur/denkmalpflege/pdf-dateien/verzeichnis-der-geschuetzten-kulturgueter-im-fuerstentum-liechtenstein/kulturguterverzeichnis_eschen_2020.pdf
  2. Themenheft Hochparterre - Klangvolles Denkmal, Dezember 2024 | https://shop.hochparterre.ch/cms/Artikel-Detail/87062?itemID=TH-hagen
  3. P. & H. Albertin-Eicher: Baugeschichtliches Gutachten. 2006, S. 5.
  4. a b c P. & H. Albertin-Eicher: Baugeschichtliches Gutachten. 2006, S. 12.
  5. M. Büchel in Jahrbuch des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein, 2023, Band 122, S. 135–160.
  6. M. Büchel in Jahrbuch des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein, 2023, Band 122, S. 135–160.
  7. M. Büchel in Jahrbuch des Historischen Vereins des Fürstentums Liechtenstein, 2023, Band 122, S. 135–160.
  8. 2. Briefmarkenausgabe der Philatelie Liechtenstein 2025, abgerufen am 29. Juli 2025

Koordinaten: 47° 12′ 5,1″ N, 9° 32′ 43,7″ O; CH1903: 759618 / 229973