Gymnasium Antonianum Vechta

Gymnasium Antonianum Vechta
Schulform Gymnasium
Schulnummer 68846
Gründung 1719
Adresse Willohstraße 19
Ort 49377 Vechta
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 43′ 28″ N, 8° 17′ 22″ O
Träger Landkreis Vechta
Schüler 933
Lehrkräfte 90
Leitung Inge Wenzel
Website www.antonianum-vechta.de

Das Gymnasium Antonianum Vechta (GAV) ist ein allgemeinbildendes Gymnasium in Vechta (Niedersachsen).

Überblick

Hauptgebäude des Gymnasiums

Die Schule ist das älteste Gymnasium des Oldenburger Münsterlandes und blickt auf eine 300-jährige Geschichte sowie auf den seitherigen von christlicher Grundhaltung geprägten Erziehungsauftrag zurück.

Der franziskanische Leitspruch „IUVENTUTI INSTITUENDAE“ („der Erziehung und Bildung der Jugend verpflichtet“) über dem Schulportal weist auf die Gründung und den Auftrag dieser Schule hin.

Der Namensgeber und Schutzpatron der Schule, der heilige Antonius von Padua, der im 13. Jahrhundert in vielen Städten Europas lebte und wirkte, kann besonders den Jugendlichen Leitbild sein, die Chancen in der Europaschule zu nutzen und mitzugestalten.

Geschichte

Vorgeschichte - Die Klosterschule

Bald nach der Gründung eines Konvents der Franziskaner 1642 wurde eine Klosterschule eingerichtet, welche 1652 erstmals als Lateinschule für Jungen gesichert erwähnt wurde. Dort unterrichteten drei Mitglieder des Konvents, die Zahl der Schüler betrug zwischen 40 und 80.[1]

Das Klostergymnasium

Durch einen Vertrag mit der Stadt Vechta wurde die Klosterschule im Jahre 1719[2] zum Vollgymnasium ernannt.

Als eigenes Schulgebäude wurde 1726 das zwischen der Klosterkirche und dem späteren St. Marienhospital liegende Rektorhaus bezogen.

Hochdeutsch löste 1775 das bis dahin als Unterrichtssprache übliche Latein ab.

1803 ging die Zahl der Schüler auf 10 zurück.[3]

Nachdem das Kloster während der französischen Besatzung 1812 aufgelöst worden war, konnten die drei Lehrer weiter Unterricht erteilen, jedoch ohne Ordenshabit.[4]

Das Großherzogliche Gymnasium

Das alte Gymnasium von 1846. Grundriß und Ansicht. Maßstab 1:200.

Auf dem Gelände der ehemaligen Zitadelle wurde 1846 ein neues Schulgebäude errichtet.

Die Theatergruppe Rhetorica Vechtensis wurde 1855/56 gegründet.

1937 bezog das Antonianum den seit 1928 errichteten Bau des neuen Schulgebäudes mit Turnhalle und Aula auf der ehemaligen Kälbermarsch (heute Willohstraße).

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde des altsprachliche Gymnasiums 1938 in eine achtjährige Oberschule umgewandelt und hieß in den Jahren 1940 bis 1945 Staatliche Oberschule für Jungen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude in den Jahren 1942 bis noch 1947 auch als Lazarett genutzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Ende des Krieges begann der Unterricht wieder im Oktober 1945 in der unzerstörten Schule, die in Staatliches Gymnasium Antonianum umbenannt wurde. Schon drei Jahre später richtete die Schule einen neusprachlichen und einen mathematischen Zug ein.

1954 wurde die Trägerschaft der Schule durch die Stadt Vechta übernommen.

Seit 1965 besuchen erstmals seit Kriegsende wieder Mädchen das Antonianum (Koedukationsschule), womit eine Zeit der regen Bautätigkeit begann: 1968 entstand das Niedersachsenhaus und der naturwissenschaftliche Trakt.

Als erste Schule im Verwaltungsbezirk Oldenburg führte das Antonianum 1972 die Oberstufenreform in einem Schulversuch erfolgreich ein. Die Trägerschaft der Schule wurde 1975 vom Landkreis Vechta übernommen. Im selben Jahr wurde eine Orientierungsstufe eingeführt. Der Basketballverein Rasta Vechta, der aus einer Basketball-AG des Gymnasiums Antonianums entstand, wurde am 26. Juni 1979 gegründet.

1989 feierte die Schule aufgrund der inzwischen als falsch erkannten Annahme, sie sei bereits 1714 gegründet worden, ihr 275-jähriges Jubiläum.

Die wachsende Schülerschaft machte abermals umfangreiche Neu- und Anbauten erforderlich (Musikpavillon (1994), den Umbau des Lesesaals zu Klassenräumen (1998), den Anbau zwischen Europahaus und Niedersachsenhaus (2002), den Bau der Sternwarte (2003) sowie die Erweiterung des naturwissenschaftlichen Traktes mit der Mensa).

Besondere Unterrichtsangebote

Europaschule Antonianum

  • Austausch mit sieben Partnerschulen in ganz Europa
  • Teilnahme an den verschiedenen Europa-Projekten
  • Sprachprüfungsvorbereitung und -durchführung (CAE, DELE, DELF)

Angebote außerhalb des Unterrichts

Der Antoniuspreis

Jährlich wird am Donnerstag vor dem Antoniustag, der am 17. Juni zu Ehren des Namenspatrones der Schule begangen wird, der Antoniuspreis vom Förderverein der Schule an besonders sozial engagierte Schüler vergeben.

Bekannte Schulleiter

Das Lehrerkollegium unter Rektor Wennemer 1873
Das Lehrerkollegium unter Direktor Wennemer 1896
Das Lehrerkollegium unter Direktor Werra 1904
Das Lehrerkollegium unter Direktor Kotthoff 1914

Bekannte Lehrer

  • Franz Heinrich Reinerding (1814–1880), am Antonianum von 1842 bis 1851; später Professor und Domherr in Fulda
  • Theodor Niehaus (1820–1887), am Antonianum von 1851 an; Bischöflich Münsterscher Offizial
  • Anton Stukenborg (1830–1890), am Antonianum von 1861 an; Bischöflich Münsterscher Offizial
  • Hermann Jakob Dingelstad (1835–1911), am Antonianum 1873–1889; er nahm das Wappen von Vechta in sein Wappen als Bischof von Münster auf.
  • Clemens Pagenstert (1860–1932), am Antonianum von 1896 an; Geistlicher und Heimatforscher
  • Gerhard Tepe (1863–1922), am Antonianum von 1900 bis 1910; Priester und Bischöflicher Offizial
  • Albert Maier (1873–1961), Lehrer am Antonianum; später Schulleiter in Köln
  • Albert Sleumer (1876–1964), am Antonianum von 1909 bis 1916; katholischer Priester und Latinist
  • Franz Teping (1880–1956), am Antonianum von 1911 bis 1914; später Ministerialbeamter und Schulleiter
  • Heinrich Wempe (1880–1969), am Antonianum 1934 bis nach 1946; katholischer Geistlicher und als Politiker Mitglied des Landtages

Bekannte Schüler

  • Anton Siemer (1775–1843), katholischer Priester, Landdechant
  • Franz Tappehorn (1785–1856), Jurist und Politiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49
  • Laurenz Reinke (1797–1879), römisch-katholischer Theologe
  • Christian Ellerhorst (1802–1870), Rechtsanwalt und Abgeordneter des Oldenburger Landtags
  • Carl Franz Nikolaus Bucholtz (1809–1887), oldenburgischer Politiker und Regierungspräsident des Fürstentums Lübeck
  • Franz Heinrich Reinerding (1814–1880), Theologe und Hochschullehrer
  • Bernard Neteler (1821–1912), katholischer Theologe und Schriftsteller
  • Anton Bernhard Karl Hakewessel (1825–1915), preußischer Generalmajor und Kommandant von Glatz
  • Carl Ludwig Niemann (1830–1895), Pfarrer, Historiker und Heimatforscher
  • Karl Willoh (1846–1915), katholischer Theologe, Strafanstaltsgeistlicher, Heimatforscher, Historiker, Fachautor für Geschichte und Lehrbuchautor
  • Bernhard Dinkgrefe (1858–1931), römisch-katholischer Prälat und ab 1901 Pastor primarius der Katholiken in Hamburg, Politiker (Zentrum), Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
  • Leopold Graf von Spee (1858–1920), Landrat
  • Karl Tappenbeck (1858–1941), Politiker, Oberbürgermeister der Stadt Oldenburg
  • Walter Buresch (1860–1928), Verwaltungsjurist
  • Amandus Bahlmann (1862–1939), römisch-katholischer Ordensgeistlicher und Bischof in Brasilien
  • Wilhelm Farwick (1863–1941), Politiker der Deutschen Zentrumspartei
  • Anton Stegemann (1863–1931), katholischer Priester, Funktionär im Katholischen Arbeiterverein und Politiker (Zentrum)
  • Gerhard Tepe (1863–1922), katholischer Priester und Offizial (1922) in Vechta
  • Friedrich Mathias von Galen (1865–1918), Politiker, Reichstagsabgeordneter
  • Paulus Maria von Loë (1866–1919), römisch-katholischer Ordensgeistlicher und Historiker
  • Augustinus von Galen (1870–1949), Benediktinermönch, Priester und Gründer der Catholica Unio
  • Ferdinand von Schorlemer (1870–1935), preußischer Landrat
  • Josef Haßkamp (1874–1946), Politiker (Zentrum), Abgeordneter im Oldenburgischen Landtag
  • Franz Sommer (1875–1954), katholischer Priester und NS-Gegner
  • Alwin Reinke (1877–1949), Rechtsanwalt, Lokalpolitiker (Zentrumspartei) und Schriftsteller
  • Clemens August Graf von Galen (1878–1946), 1933–1946 Bischof von Münster, Kardinal, Seliger
  • Heinrich Schniers (1880–1942), katholischer Priester, NS-Opfer im KZ Dachau
  • Franz Vorwerk (1884–1963), katholischer Priester und Offizial (1933–1940) in Vechta
  • Theodor Hartz (1887–1942), Ordensgeistlicher (Salesianer Don Boscos) und Märtyrer, NS-Opfer im KZ Dachau
  • Fritz Strahlmann (1887–1955), Schriftsteller und Verleger
  • August Wegmann (1888–1976), Jurist und Politiker (Zentrum, CDU), niedersächsischer Innenminister, Finanzminister sowie stellvertretender Ministerpräsident
  • Anton Kohnen (1889–1985), Politiker (DVP), Landtagsabgeordneter im Freistaat Oldenburg, NSDAP-Funktionär
  • Franz Uptmoor (1897–1978), römisch-katholischer Pfarrer
  • Hilarius Albers O.P. (bürgerlich Theodor Wilhelm Albers; 1899–1971), Dominikanerpater; Missionar in China, Provinzial der Dominikaner in Ecuador und Deutschland
  • Joachim Widera (1929–1994), Journalist
  • Harald zur Hausen (1936–2023), Nobelpreisträger für Medizin
  • Alfred Haverkamp (1937–2021), Historiker für Mittelalterliche und Neuere Geschichte
  • Rolf Dieter Brinkmann (1940–1975), Schriftsteller
  • Gerd Brinkhus (* 1943), Germanist und Bibliothekar
  • Hajo Funke (* 1944), Politikwissenschaftler
  • Werner Rösener (* 1944), Historiker, Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Gießen
  • Paul Schockemöhle (* 1945), Springreiter und Unternehmer
  • Uwe Bartels (* 1946), Landwirtschaftsminister von Niedersachsen und Bürgermeister von Vechta
  • Ludger Gerdes (1954–2008), Künstler
  • Thomas Bellut (* 1955), Intendant des ZDF
  • Werner Kolhoff (* 1956), Journalist; 1989–1991 Pressesprecher des Berliner Senats
  • Rainer Rother (* 1956), künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek
  • Bernhard Tönnies (* 1960), Bibliothekar, Handschriftenforscher und Historiker
  • Peter Kossen (* 1968), römisch-katholischer Priester und Theologe, Prälat und Ständiger Vertreter des Bischöflichen Offizials im Offizialatsbezirk Oldenburg
  • Burkhard Wilking (* 1970), Gewinner des Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preises 2009 im Bereich der Differentialgeometrie
  • Kristian Kater (* 1983), Betriebswirt und Politiker (SPD), Bürgermeister von Vechta
  • Pascal Mennen (* 1983), Politiker (Bündnis 90/Die Grünen), Abgeordneter im Niedersächsischen Landtag
  • Alexander Bartz (* 1984), Politiker (SPD), Mitglied des Bundestages

Literatur

  • Karl Willoh: Das Gymnasium Antonianum zu Vechta, Vechta 1896.
  • Grossherzogliches Oldenburgisches Katholisches Gymnasium zu Vechta. Festschrift zur Feier des 200jährigen Jubiläums der Anstalt am 12.–14. August 1914. Münster in Westfalen 1914.
  • Josef Nordlohne (Hrsg.): Festschrift zur 250-Jahrfeier des Gymnasium Antonianum Vechta. Vechta 1964.
  • Ingo Böhm (Hrsg.): 300 Jahre Gymnasium Antonianum Vechta. 1719–2019. Verein der Freunde, Förderer und Ehemaligen des Gymnasium Antonianum Vechta. 2019.
Commons: Gymnasium Antonianum Vechta – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Das Gymnasium Antonianum der Franziskaner in Vechta von seiner Gründung 1652 bis zur Aufhebung des Vechtaer Franziskanerklosters 1812. In: Vita Seraphica 19 (1938), S. 169–180.
  2. Christoph Floren: Runder Geburtstag mutiert zum größeren Antoniusfest. Vechtas Antonianum lädt erst 2019 zum Schuljubiläum ein – Gründungsdatum revidiert. Nordwestzeitung, 6. September 2013
  3. Das Gymnasium Antonianum der Franziskaner in Vechta von seiner Gründung 1652 bis zur Aufhebung des Vechtaer Franziskanerklosters 1812. In: Vita Seraphica 19 (1938), S. 169–180.
  4. Otto Terheyden: Die Aufhebung des Franziskanerklosters in Vechta. In: Heimatkalender für das Oldenburger Münsterland. Bd. 12 (1963), S. 106.