Gyeltshen Norbu

Gyeltshen Norbu (* 13. Februar 1990) ist der von der chinesischen Regierung anerkannte 11. Penchen Lama. Er wird vom 14. Dalai Lama und den meisten Tibetern nicht als Reinkarnation seiner Vorgänger anerkannt.^[1]

Gyeltshen Norbu wurde 1990 im Kreis Lhari (Regierungsbezirk Nagchu) des Autonomen Gebiets Tibet geboren.^[2] Am 8. Dezember 1995 wurde er als Fünfjähriger im Kloster Trashilhünpo in Samzhubzê inthronisiert^[3] und am 1. Juni 1996 legte er in Trashilhünpo sein Novizen-Gelübde ab.^[4] Im Juni 2002 erhielt Gyeltshen Norbu die Kalachakra-Initiation.^[5] Im August 2004 besuchte er Lhasa^[6] und im September 2004 gab er sein erstes offizielles Interview.^[7] Im April 2006 nahm Gyeltshen Norbu am Buddhistischen Weltforum in Hangzhou teil^[8] und im August 2006 kehrte er zum ersten Mal nach elf Jahren wieder in seinen Heimatort in Lhari zurück.^[9]

Am 3. Februar 2010 wurde Gyeltshen Norbu zum Vizepräsidenten der Buddhistischen Vereinigung Chinas gewählt. Im Mai 2010 begab er sich in die von Tibetern bewohnte Zone, die vom Yushu-Erdbeben 2010 betroffen war, und betete für die Opfer. Im Juni hielt er Vorträge an der Universität Tibet und der Universität für tibetische Medizin in Lhasa.^[10]

Nach dem Tod von Penchen Chökyi Gyeltshen, dem 10. Penchen Lama, am 28. Januar 1989^[11], begannen sowohl die tibetische Exilregierung als auch die Regierung Chinas mit vorbereitenden Maßnahmen zur sechs Jahre dauernden Suche nach dem 11. Penchen Lama.^[12]

Das System der Urnenziehung gewährleistet ein gewisses Maß an Kontrolle durch die chinesische Regierung^[13] über die Bestimmung von Reinkarnationen des Dalai- und des Penchen Lama. Die Institution der Goldenen Urne war 1792 unter dem Kaiser Qianlong aus der Qing-Dynastie eingeführt worden, viele Jahre nachdem der 7. Dalai Lama im Gefolge einer im Jahre 1720 gegen die Dsungaren in Tibet eingerückten Armee installiert worden war.^[14] Im Jahr 1808 gestattete die chinesische Regierung den Tibetern, den 9. Dalai Lama ohne die Urnenziehung zu bestimmen, doch obwohl der reale Einfluss der Qing-Dynastie ab 1840 stark verringert war, kam die Urne 1841 und 1858 zum Einsatz.^[15]

1995 konnte der damalige Vorsitzende des Suchkomitees der chinesischen Regierung für den Penchen Lama, Chadrel Rinpoche, mit dem Dalai Lama heimlich Kontakt aufnehmen. Er plante, den vom Dalai Lama bevorzugten Kandidaten der chinesischen Regierung vorzuschlagen. Als sie davon erfuhr, verhaftete sie Chadrel im Mai 1995.^[16] Der Dalai Lama wollte Chinas Wahl zuvorkommen und erklärte seinen eigenen Wunschkandidaten, Gendün Chökyi Nyima, zur 11. Inkarnation des Penchen Lama. Vier Tage später holten chinesische Sicherheitskräfte ihn aus seinem Haus im Kreis Lhari ab und erklärten, er sei „in Gefahr, von tibetischen Separatisten entführt zu werden“.^[17] China lehnt Nyima als „willkürlich“ ausgewählt ab, während die tibetische Exilregierung ihrerseits auf der Legitimität ihres Kandidaten besteht.

• Zhū Xiǎomíng 朱暁明 (Hg.): Dì-shíyī-shì Bānchán Quèjíjiébù 《第十一世班禅确吉杰布》 (Beijing, Zhōngguó Zàngxué chūbǎnshè 中国藏学出版社 2001; Tibetisch/Chinesisch), ISBN 7-80057-445-8.
• Laba Püncog 拉巴平措 (Hg.): Dì-shíyī-shì Bānchán Quèjíjiébù zuòchuáng shí zhōunián 《第十一世班禅确吉杰布坐床十周年》 / The tenth anniversary of the Eleventh Panchen Qoigyijabu’s enthronement (Beijing, Zhōngguó Zàngxué chūbǎnshè 中国藏学出版社 2006; Tibetisch/Chinesisch/Englisch), ISBN 7-80057-808-9.
• Ya Hanzhang: Biographies of the Tibetan spiritual leaders Panchen Erdenis (Beijing, Foreign Languages Press 1994), ISBN 7-119-01687-3.

1. ↑ China’s Panchen Lama Ignored by Tibetans Told to Show Devotion. Abgerufen am 29. Juli 2021 (englisch). 
2. ↑ Graham Hutchings: Modern China: A Guide to a Century of Change (Harvard University Press 2001), ISBN 0-674-00658-5, S. 327.
3. ↑ Colin Mackerras, Kevin B. Bucknall: The New Cambridge Handbook of Contemporary China (Cambridge University Press 2001), ISBN 0-521-78143-4, S. 1994.
4. ↑ pan chen sku phreng bcu gcig pas dge tshul gyi sdom pa mnos pa (Der 11. Penchen legt sein Gêcü-Gelübde ab); in: mi dmangs brnyan par, 1996.10, S. 38.
5. ↑ 11th Panchen Lama undergoes high-level initiation (China Daily, 1. Juli 2002).
6. ↑ China's Panchen Lama visits Tibet (BBC, 16. August 2004).
7. ↑ Banchen Lama has a tender heart (China Daily, 27. September 2004).
8. ↑ Panchen Lama calls for self-cultivation (Xinhua / China Daily, 13. April 2006); Panchen Lama attends World Buddhist Forum (Reuters / China Daily, 13. April 2006).
9. ↑ Panchen Lama returns home after 11-year absence (Xinhua / China Daily, 30. August 2006).
10. ↑ Panchen Lama urges students to hit the books (China Internet Information Center, Xinhua, 10. Juni 2010)
11. ↑ Colin Mackerras, Kevin B. Bucknall: The New Cambridge Handbook of Contemporary China (Cambridge University Press 2001), ISBN 0-521-78143-4, S. 1990.
12. ↑ Struggle over Tibet's 'soul boy' (Jonathan Watts, in: The Guardian, 8. September 2003)
13. ↑ china-intern: Chinas KP-Regierung ergreift Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.china-intern.de
14. ↑ Dawa Norbu: China’s Tibet Policy (Richmond, Curzon 2001), ISBN 0-7007-0474-4, S. 144; John King Fairbank (Hg.): Cambridge History of China (Cambridge University Press 1978), Bd. 10, ISBN 0-521-21447-5, S. 101; Melvyn C. Goldstein: The Snow Lion and the Dragon: China, Tibet, and the Dalai Lama (University of California Press 1997), ISBN 0-520-21951-1, S. 119.
15. ↑ John King Fairbank (Hg.): Cambridge History of China (Cambridge University Press 1978), Bd. 10, ISBN 0-521-21447-5, S. 102.
16. ↑ Profile: Chadrel Rinpoche – the man who found the XI Panchen Lama Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD), 15. Mai 1997
17. ↑ Panchen Lama TibetInfoNet News, 1. Juli 1996