Gwenda Stewart

Gwenda Stewart, 1925
Gwenda Stewart am Steuer eines Derby-Miller Special; 1930 auf dem Autodrome de Linas-Montlhéry

Gwenda Mary Stewart-Hawkes (* 1. Juni 1894 in Preston; † 27. Mai 1990 auf Poros) war ein britische Autorennfahrerin, Teilnehmerin am Ersten Weltkrieg und Halterin von mehreren Geschwindigkeitsrekorden.

Familie und Ehen

Gwenda Stewart war die Tochter des britischen Generalmajors Frederic Manley Glubb und dessen Ehefrau Frances Letitia Bagot. Ihr Vater war Kommandeur der Royal Engineers der Second Army während des Ersten Weltkriegs.[1] Ihr Bruder war John Bagot Glubb, der unter anderem verantwortlich für die Errichtung und Führung der Arabischen Legion war.

Gwenda Stewart war dreimal verheiratet. Ihrer ersten Ehe ging eine peinliche Untersuchung innerhalb der britischen Armee während des Ersten Weltkriegs voraus. Sie diente als Rettungsfahrerin beim Queen Mary’s Army Auxiliary Corps, dessen Leitung Violet Douglas-Pennant innehatte. Die im Corps sehr unbeliebte hatte wiederholt Anschuldigen gegenüber Corps-Mitarbeiterinnen erhoben, diese würden sich ungebührlich verhalten. Zu den betroffen zählte auch Gwenda Stewart, der ein sexuelles Fehlverhalten mit dem Oberst Sam Janson vorgeworfen wurde. Eine von Winston Churchill eingeleitete Untersuchung ergab die Haltlosigkeit der Anschuldigungen und Violet Douglas-Pennant erhielt ihre Entlassung. Als ihre Nachfolgerin fungierte die Mykologien und Frauenrechtlerin Helen Gwynne-Vaughan.[2][3]

Ausgelöst durch die Untersuchung lernten sich Gwenda Stewart und Sam Janson näher kennen und heiraten noch während des Krieges. Janson leitete in den 1920er-Jahren die Geschäfte des Automobilherstellers Syker.[4]

Ihr zweiter Ehemann war ebenfalls ein Offizier mit hohem Dienstgrad. Mit Oberstleutnant Neil Stewart, dem Triumph Motorcycles lebte sie zeitweise in Frankreich, in unmittelbarer Nähe zum Autodrome de Linas-Montlhéry. 1929 lernte sie den britischen Rennwagenkonstrukteur Douglas Hawkes kennen, der 1937 ihr Dritter Ehemann wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, den das Paar in England verbrachte, zogen 1948 auf die griechische Insel Paros. Douglas Hawks starb 1974, Gwenda Stewart 1990.[5]

Erster Weltkrieg

Als Fahrerin eines Militär-Rettungswagen diente sie im Ersten Weltkrieg an Kriegsschauplätzen in Russland und Rumänien. Für ihren Einsatz und ihre Tapferkeit erhielt sie das Georgs-Kreuz und den Sankt-Stanislaus-Orden.[6][7]

Karriere als Rennfahrerin

Die Karriere von Gwenda Stewart begann 1921 mit einem Motorradrennen und endete beim 500-Meilen-Rennen in Brooklands 1936, wo sie gemeinsam mit George Duller auf dessen Duesenberg den siebten Gesamtrang (Gesamtsieger Freddie Dixon und Charles Martin im Riley).[8] Dazwischen lagen unter anderem zwei Teilnahmen beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und ein Start beim Grand Prix de Picardie in ihrem letzten Rennjahr.

Rekordfahrten

Internationale Bekanntheit erhielt sie durch ihre Rekordfahrten im Motorrädern und Automobilen. 1924, als sie mit ihren zweiten Ehemann Neil Stewart in unmittelbarer Nähe von Linas-Montlhéry lebte, brach sie mit einem Rudge 350-ccm-Motorrad und einem Morgan Super Aero-Dreirad einen Rekord nach dem anderen. Bei den Arpajon Speed Trials auf einem Straßenkurs in Arpajon erreichte sie eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 190 km/h und wurde damit zur Allzeitrekordhalterin für Dreiräder.[9] In Linas-Montlhéry stellte sie fast 50 neue Rekorde auf, darunter den fliegenden Kilometer und das 2.500-Kilometer-Langstreckenrennen für Motorräder.

Legendär wurde ihr Wettkampf mit der kanadischen Rennfahrerin Kay Petre. Über mehrer Tage hinweg überboten sich die beiden Frauen mit neuen Geschwindigkeitsrekorden auf der Rennbahn von Monthlèry. Kay Peter fuhr einen Delage Type 2 LCV und Gwenda Stewart einen Derby-Maserati. Die Rekordjagd endete nach einem Stoßdämpferschaden am Derby zugunsten von Petre.

Statistik

Le-Mans-Ergebnisse

Jahr Team Fahrzeug Teamkollege Platzierung Ausfallgrund
1934 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gwenda Stewart Derby L8 FrankreichFrankreich Louis Bonne Ausfall Unfall
1934 FrankreichFrankreich Derby Derby Type L 8 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Julian Charlesworth Ausfall Motorschaden

Literatur

  • Christian Moity, Jean-Marc Teissèdre, Alain Bienvenu: 24 heures du Mans, 1923–1992. Éditions d’Art, Besançon 1992, ISBN 2-909-413-06-3.
  • R. M. Clarke: Le Mans. The Bentley & Alfa Years 1923–1939. Brooklands Books, Cobham 1998, ISBN 1-85520-465-7.
Commons: Gwenda Stewart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Beitrag über Frederic Manley Glubb in der Edinburgh Gazette
  2. Molly Izzard; Heroine in Her Time: Dame Helen Gwynne-Vaughan, 1879–1967; Macmillan Das Leben von Helen Gwynne-Vaughan
  3. Mary R. S. Creese: Vaughan, Dame Helen Charlotte Isabella Gwynne- (1879–1967). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford University Press, 2004 Die Affäre Violet Douglas-Pennant
  4. Über die erste Ehe von Gwenda Stewart
  5. Weiteres zu den Ehen von Gwenda Stewart
  6. Über Gwenda Stewart
  7. Gwenda Stewart im Ersten Weltkrieg
  8. 500-Meilen-Rennen von Brooklands 1936
  9. Arpajon Speed Trials 1924