Guy St. Louis

Nzingha Guy St. Louis (* 31. Juli 1957 in West-Berlin[1][2]) ist eine afrodeutsche Autorin, Performance-Künstlerin und Aktivistin.

Leben und Werk

Mitte der 1980er Jahre zählte St. Louis zum Freundeskreis von Audre Lorde, außerdem war sie wahrscheinlich beim Forum für schwarze Frauen ADEFRA aktiv. Sie nutzte Sprache als Medium der Emanzipation. Als Performance-Poetin trat sie mit rassismuskritischen und erotischen Texten auf der Bühne auf.[3] Hierbei stellte sie das Frauenbild ihrer Zeit in Frage und ihre Texte provozierten durch BDSM-Inhalte und Gewaltfantasie, die als Machtverhandlungen gelesen werden können.[4] Die Inhalte einiger Gedichte legen nahe, dass sie in dieser Zeit in einem Pflegeberuf gearbeitet hat.[2] Neben der Poesie war sie auch in anderen künstlerischen Bereichen, wie Fotografie, Installation, Malerei, Bildhauerei und Schmiedearbeiten, tätig.[4]

In ihrem Hauptwerk Gedichte einer schönen Frau reflektiert St. Louis ihre eigene Identität, diesen Lyrikband veröffentlichte sie als Guy St. Louis. Sie stellt darin das lesbische Leben im Berlin der frühen 1980er Jahre dar. Neben ihrer Homosexualität thematisiert sie zudem ihr Schwarzsein in einer weißen Gesellschaft.[2][5][6] Der Gedichtband enthält 54 Gedichte, wovon fünf in englischer Sprache verfasst wurden. Zu den genutzten Stilmitteln zählen eine fehlende Groß- und Kleinschreibung, ein freies Versmaß, zahlreiche Alliterationen, Enjambements und die Nutzung von Vulgär- und Umgangssprache.[2] Gudula Lorez gilt durch dieses Werk als erste Verlegerin, die mit Guy St. Louis eine afrodeutsche Autorin veröffentlichte.[7]

St. Louis besuchte den Berliner Kulturort Pelze Multimedia. Dort hatte sie beispielsweise 1988 eine gemeinsame Performance mit Mahide Lein. Lein wiederholte immer wieder den Satz „Help me please, help me please, I’m dying, I killed myself“ („Bitte hilf mir, bitte hilf mir, ich sterbe, ich tötete mich selbst“), während St. Louis dem Publikum Pralinen von einem goldenen Tablett anbot, die jedoch Schweineaugen waren.[8]

Ihr Gedicht Pennerrequiem für einen Wald wurde im Buch Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache abgedruckt, das 2011 von Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard herausgegeben wurde.[9]

St. Louis hat sich aus der Kunst-Szene in ein nicht-öffentliches Leben zurückgezogen.[4]

Veröffentlichung

  • Guy St. Louis: Gedichte einer schönen Frau. Verlag Gudula Lorez, Berlin 1983, ISBN 978-3-922391-06-7.

Einzelnachweise

  1. Charlott Schönwetter: Charlott liest "Gedichte einer schönen Frau". In: goethe.de. Goethe-Institut, abgerufen am 14. Juli 2025.
  2. a b c d Cecilie Schoppe, Jimmy Bosch und David Bahr: St. Louis, [Nzingha] Guy: Gedichte einer schönen Frau. In: hu-berlin.de. Humboldt-Universität zu Berlin, 2024, abgerufen am 11. Juli 2025.
  3. Jayrôme C. Robinet: Geniale Geneal(l)ogie: meine Spoken-Word-Vorfahr*innen. In: Heinz-Jürgen Voß (Hrsg.): Westberlin – ein sexuelles Porträt. Psychosozial-Verlag, Gießen 2021, ISBN 978-3-8379-3108-2, S. 191, doi:10.30820/9783837977851.
  4. a b c Jayrôme C. Robinet: „lecken lecken …“ – Queerer Spoken Word im West-Berlin der 1970er und 1980er Jahre. In: Jenny Schrödl & Eike Wittrock (Hrsg.): Theater* in queerem Alltag und Aktivismus der 1970er und 1980er Jahre. Neofelis, Berlin 2022, ISBN 978-3-95808-340-0, S. 161–190.
  5. Hengameh Yaghoobifarah: Unverschämtes Verlangen – Queeres Begehren in der Literatur. In: lfbrecht.de. Literaturforum im Brecht-Haus, 19. Dezember 2022, abgerufen am 14. Juli 2025.
  6. Philipp Khabo Koepsell: Gedichte einer schönen Frau von Guy St.Louis (1983). In: blackcentraleurope.com. Black Central Europe, abgerufen am 14. Juli 2025.
  7. Traude Bührmann: Gudula Lorez. In: FemBio.de. Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston, abgerufen am 14. Juli 2025.
  8. Jayrôme C. Robinet: Sie verlassen den heteronormativen Sektor. In: zfl-nachbarschaften.org. Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin, 2021, abgerufen am 14. Juli 2025.
  9. Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. 1. Auflage. Unrast-Verlag, Münster 2011, ISBN 978-3-89771-501-1, S. 75–79.