Gutshof Schulze Hessing

Wappen der Familie Schulze Hessing
Hofansicht um 1947

Der Hof Schulze Hessing ist ein historischer Gutshof in Oeding im Westmünsterland, der erstmals 1221 urkundlich erwähnt wurde. Er liegt unmittelbar an der heutigen Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden.

Geschichte

Der Hof Schulze Hessing ist einer der ältesten Höfe in Südlohn und Oeding im heutigen Kreis Borken. Seine erste bekannte urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1221.

Der nach der Burg Oeding einst einflussreichste Schulzenhof in Oeding wurde in Anlehnung an ritterliche Verteidigungsanlagen zum Schutz vor Plünderungen (zum Beispiel in der Zeit des Achtzigjährigen Krieges 1568–1648) mit einer breiten Gräfte umgeben.[1] Es muss angenommen werden, dass der Hof zu den bevorrechtigten Altsiedelhöfen gehörte. Dafür sprechen, neben dem Vorhandensein einer gräftenumwehrten Hofanlage mit einem mehrgeschossigen Speicher, umfangreiche Besitz- und Nutzungsrechte am Oeding-Nichternschen Esch sowie die herausragende Besitzgröße des Hofes, die im ausgehenden 18. Jahrhundert etwa 150 Hektar umfasste.

An den Hof Schulze Hessing waren wichtige Funktionen gebunden – neben dem Schultenamt für die fürstbischöfliche Hofkammer in Münster werden im 18. Jahrhundert das Amt des Kirchenmeisters und des Richters erwähnt. Zum Hof gehörten im 18. Jahrhundert zudem mehrere Kötter sowie drei Leibzuchten, was ungewöhnlich ist, da üblicherweise nur eine Leibzucht als Altenteil benutzt wurde.

Herz-Jesu-Statue am Gehöft Schulze Hessing

Die besondere Stellung des Hofes wird darüber hinaus durch wirtschaftliche Aktivitäten belegt, die über die reine Agrarwirtschaft hinausgingen. Dazu gehörten – gut belegbar für das 18. und 19. Jahrhundert – der Holzhandel sowie der Verkauf von Kalk als Baumaterial und Düngemittel durch den Betrieb einer Kalkgrube und eines Kalkofens, den ebenfalls zahlreiche Urkunden des Hofarchivs im 18. und 19. Jahrhundert dokumentieren. Auch auf Grund dieser außerlandwirtschaftlichen Aktivitäten konnte der Hof Schulze Hessing im 18. Jahrhundert solchen Wohlstand erwirtschaften, dass immer neue Grundstücke hinzugekauft werden konnten.

Die Bauerschaft Hessinghook, Ortsteil von Oeding, ist nach dem Gutshof benannt worden („Hook“ ist die alte Bezeichnung für eine Siedlung, Bauer- oder Nachbarschaft).[1]

Baudenkmal

Torhaus & Speicher

Die gesamte Hofanlage einschließlich des Wohnhauses aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist als Denkmal ausgewiesen. Dazu gehört ein unmittelbar an der Gräfte gelegener und mit Schießscharten versehener Flucht- und Wehrspeicher, dessen Sockelgeschoss aus dem Spätmittelalter stammt, sowie ein Torhaus aus Backstein aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dieser steinerne Speicher an der Südseite der Hofinsel ist das älteste Gebäude auf dem Gräftenhof und noch nahezu im Originalzustand erhalten. Er gilt als eines der ältesten und bedeutendsten Beispiele eines Bauwerks dieses Typs im Westmünsterland.

Bekannte Mitglieder der Familie Schulze Hessing

Archivbestände

Das Hofarchiv Schulze Hessing befindet sich als Depositum mit Dokumenten aus dem 16. bis 19. Jahrhundert im Gemeindearchiv Südlohn.

Literatur

  • Heinrich Lassak: Von Besitz zu Eigentum. Ein westfälischer Gräftenhof im Wandel der Agrarverfassung. Cuvillier Verlag, Göttingen 1997. ISBN 3-89712-264-2

Einzelnachweise

  1. a b Kommiessen Patt. Wandern auf Zöllner- und Schmugglerpfaden über die grüne Grenze. herausgegeben von Gemeinde Südlohn, Gemeente Winterswijk, Südlohn, 2007, Seite 13.