Gutshaus Groß Jehser


Das Gutshaus Groß Jehser (auch: Herrenhaus oder Schloss Groß Jehser) ist im Ortsteil Groß Jehser der Stadt Calau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz in Brandenburg gelegen. Das Gebäude ist ein eingetragenes Baudenkmal in der Denkmalliste des Landes Brandenburg.
Besitzgeschichte
Im 15. Jahrhundert war das „Rittergut Groß Jehser, Nieder-Lausitz“ noch im Besitz deren von Buxdorf (Nickel und Jorge von Buxdorf).[1] Ab 1541 gehörte das Gut bis ins 18. Jahrhundert der Familie von Minckwitz und wurde von Johanne Wilhelmine Auguste von Berge, geb. von Minckwitz, am 9. Dezember 1784 für 18.000 Thaler an ihren Schwiegersohn, dem Oberamtsregierungspräsident August Wilhelm von Trosky, verkauft. Dieser ließ zwischen 1793 und 1794 ein Gutshaus südöstlich der Dorfkirche Groß Jehser errichten.
Im Jahr 1794 kam das Gut durch Heirat seiner Nichte Maria Anna Juliane Eleonore von Trosky (1783–1811) in den Besitz des Carl Friedrich von Lüdicke (1783–1812), der dafür 48.000 Thaler bezahlte. Anderen Quellen zufolge war bereits dessen 1804 zu Wien und 1805 für Sachsen nobilitierter Vater Joachim Friedrich von Lüdicke (1745–1812), zeitweise auch von Lüdecke genannt, Eigentümer der Begüterung. Die Familie von Lüdicke hinterließ drei Töchter, die alle in Groß Jehser geboren wurden und adlig heirateten. Jeanette ehelichte Wilhelm von Stuckrad (1804–1850), Antonie den späteren Generalmajor Otto von Stuckrad und Marianne den Grafen Heinrich von Brühl (1802–1864). Die Hochzeiten fanden nicht mehr auf Groß Jehser statt.[2]
Ab etwa 1840 übernahm die Familie von Patow, denen auch das westlich gelegene Gut Mallenchen gehörte, das Gut Groß Jehser. Um die Jahrhundertwende erwirbt Jean Francois Vité Groß Jehser mit Erpitz und Schadewitz. !932 wurde Groß Jehser an den Forster Tuchfabrikanten Adolf Noack verkauft, Schadewitz und Erpitz an den Rechtsanwalt von Jena. Die Familie Noack wurde 1945 im Rahmen der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet.[3]
Das Gutshaus wurde zu einem Wohngebäude umgebaut für ca. elf Familien und diente zudem als Sitz der Gemeindeverwaltung. 1967 erfolgte eine Sanierung des Herrenhauses. Im August 2009 wurde das Gebäude von dem Regisseur Siegfried Kühn und seine Gattin Irma Kühn-Grefte gekauft.[4]
Architektur
Das Gutshaus Groß Jehser ist ein großer Fachwerkbau mit neun Achsen an den Längs- und fünf Achsen an den Schmalseiten.[5] Das Gebäude hat einen relativ hohen Souterrain aus verputztem Ziegelmauerwerk mit segmentbogigen Blendfenstern. In der Mitte der zur Straßenseite ausgerichteten Ostwand befindet sich der rechteckige Haupteingang mit einer davor liegenden Freitreppe. Das Herrenhaus ist mit einem Mansardwalmdach überzogen, darauf stehen eine Vielzahl an kleinen Dachhäusern mit Satteldächern. Auf dem Dach ist eine Motorsirene montiert.
Literatur
- Gerhard Vinken, Barbara Rimpel. Et al.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Hrsg. Georg Dehio Nachfolge/Dehio-Vereinigung e. V., Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 420.
- Götz Freiherr von Houwald. Die niederlausitzer Rittergüter und ihre Besitzer, Band IV, Kreis Kalau
- The Vité Story - Privat.
Weblinks
- Gutshaus Groß Jehser in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- ↑ Horst Rogmann: Nicolás de Valenzuela - Conquista del Lacandón y Conquista del Chol, ed. Götz Freiherr von Houwald. In: 1982. De Gruyter, 31. Dezember 1983, S. 385–386, doi:10.1515/9783112418468-064.
- ↑ Walter von Hueck, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler, Silve-Maria von Hueck, Johann Georg von Rappard, Detlev Schwennicke, u. a.: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelige Häuser. B (Briefadel). 1993. Band XX, Band 104 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1993, S. 234–235.
- ↑ Gutshaus Groß Jehser in der privaten Datenbank Alle Burgen. Stand 24. Mai 2022.
- ↑ Neue Besitzer im Schloss Groß Jehser. Lausitzer Rundschau, 2. Juli 2010, abgerufen am 24. Mai 2022.
- ↑ Georg Dehio / Nachfolge/Dehio-Vereinigung e. V. (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 420.
Koordinaten: 51° 46′ 22,4″ N, 13° 52′ 26,9″ O