Gustav Quedenfeldt

Walther Maximilian Gustav Quedenfeldt (* 26. September 1871 in Essen;[1][2]23. Oktober 1959 in München) war ein deutscher Dramatiker, Librettist, Arrangeur und Theateragent.

Leben

Gustav Quedenfeldt, evangelischer Konfession, wurde als Sohn des Eisenbahnbaumeisters und späteren Duisburger Stadtbaurats Theodor Quedenfeldt (* 8. Juli 1834 in Karmitten; † 5. Oktober 1906 in Duisburg) und dessen Ehefrau Klara, geborene Thiel, in Essen geboren. Seine Geschwister waren die Malerin Anna Quedenfeldt (1868–1959), der Fotograf Erwin Quedenfeldt (1869–1948) und Kurt Quedenfeldt (1878–1929).[3] Quedenfeldt besuchte zunächst in Magdeburg die Schule und schloss nach dem Umzug der Familie nach Duisburg das dortige Realgymnasium mit dem Reifezeugnis ab. Danach studierte er in Bonn, Berlin, Genf und Marburg neuere Sprachen und wurde dort 1895 mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit über die Legenden des heiligen Sebastian zum Dr. phil. promoviert.[1]

Danach schlug er die Theaterlaufbahn ein. Er trat zunächst als Tenor im Münchener Staatstheater am Gärtnerplatz, in Dresden und in Leipzig auf.[4] 1907 gehörte er dem Ensemble des Stadttheaters Basel als Darsteller an.[5] Im August 1907 zog er nach München, wo er mit einigen Unterbrechungen die längste Zeit seines Lebens bleibt.

Von 1916 bis 1921 betrieb er zusammen mit Hans Foerster die Konzertagentur Triton.[3] Später erwarb er sich hauptsächlich einen Namen als Operettenlibrettist.[4] Während der Zeit des Nationalsozialismus trat er überwiegend als Bearbeiter klassischer Operetten in Erscheinung. Er gliederte sich damit in ein System der nationalsozialistischen Kulturpolitik ein, das Genre der Operette zu „entjuden“ und der vielfachen Beiträge jüdischer Autoren zu entledigen. Um deren Namen verschwinden lassen zu können, wurden viele Werke von „arischen“ Autoren stark überarbeitet oder mit gänzlich neuen Texten unterlegt. In diesem Zuge wurden auch die Handlungen der Werke oft stark verharmlost sowie politischer und obrigkeitskritischer Inhalte entkleidet.[6][7] Welche Rolle Quedenfeldt innerhalb dieses Systems spielte ist allerdings nicht systematisch untersucht.

Quedenfeldt heiratete 1901 Amalie Adelheid Reifen, der gemeinsame Sohn Gernot wurde im selben Jahr geboren. Die Ehe wurde 1906 geschieden. 1908 heiratete er die Sängerin Carola Galster.[3]

Werke

Literatur

  • Wilhelm Kosch, Heinz Rupp, Carl Ludwig Lang (Hrsg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. 3. völlig neu bearbeitete Auflage. Band 12: Plachetka - Rilke. Francke, Bern 1990, ISBN 3-317-01647-7, Sp. 433.
  • Irmgard Siebert, Dietmar Haubfleisch: Erwin Quedenfeldt. Von der Fotografie zur Lichtbildkunst. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-465-04578-6, S. 558–559.
  • Uwe Steffen (Red.): Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 7: Register. Piper, München und Zürich 1997, ISBN 3-492-03972-3, S. 573.

Einzelnachweise

  1. a b Lebenslauf. In: Gustav Quedenfeldt: Die Mysterien des heiligen Sebastian, ihre Quellen und ihr Abhängigkeitsverhältnis. Dissertation Marburg 1895, S. 95; digitale-sammlungen.de.
  2. Das Deutsche Literatur-Lexikon (siehe unter Literatur) nennt als Geburtsort abweichend Berlin.
  3. a b c Irmgard Siebert, Dietmar Haubfleisch: Erwin Quedenfeldt. Von der Fotografie zur Lichtbildkunst. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2022, ISBN 978-3-465-04578-6, S. 558–559.
  4. a b Deutsches Bühnen-Jahrbuch. Band 69, Druck und Kommissionverlag F.A. Günther & Sohn, 1961, S. 88; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  5. Neuer Theater-Almanach. Theatergeschichtliches Jahr- und Adressen-Buch. Band 18. Präsident der Reichstheaterkammer, Berlin 1907, S. 269; Digitalisat in der Google-Buchsuche.
  6. Heike Quissek: Das deutschsprachige Operettenlibretto : Figuren, Stoffe, Dramaturgie. Metzler, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-476-02481-7, S. 284–292, hier S. 288; doi:10.1007/978-3-476-05351-0.
  7. Ingo Fulfs: Musiktheater im Nationalsozialismus. Tectum, Marburg 1995, ISBN 3-89608-913-7, S. 71–78.
  8. Lumpenlies’l: Singspiel in einem Akt von Gustav Quedenfeldt. Mit Einlagen von Anna Maria Witte. Musik von Richard Meienries [sic] 2. Auflage. 1929; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  9. a b c d e f Franz Stieger: Opernlexikon. Teil III: Librettisten, Band 3: Q – Z. Schneider, Tutzing 1981, ISBN 3-7952-0319-8, S. 781; Textarchiv – Internet Archive
  10. Die Musterweiber. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  11. Die wehrpflichtige Braut. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  12. Der Hutmacher seiner Majestät. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  13. Das verbotene Lied. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  14. Herzdame. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  15. Catalog of Copyright Entries: Musical compositions. Band 29, Nr. 3, S. 254; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  16. Wenn Liebe befiehlt. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  17. Nico Dostal: Ans Ende deiner Träume kommst du nie. Berichte – Bekenntnisse – Betrachtungen. Pinguin, Innsbruck 1982, ISBN 3-7016-2137-3, S. 158.
  18. Extrablätter. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  19. Mädels vom Rhein. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  20. Die Mädel von Sankt Goar. In: Opening Night! Stanford University Libraries, abgerufen am 24. Mai 2025 (englisch).
  21. Edith Rosenstrauch-Königsberg: Cagliostro und Wien – Das letzte Opfer der päpstlichen Inquisition. In: Gerhard Ammerer, Hans Haas (Hrsg.): Ambivalenzen der Aufklärung. Festschrift für Ernst Angermann. Verlag für Geschichte und Politik, Wien / Oldenbourg, München 1997, ISBN 3-486-56324-6, S. 139–154; hier S. 141 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche. Abgedruckt in: Beatrice Müller-Kampel (Hrsg.): Edith Rosenstrauch-Königsberg: von der Metallschleiferin zur Germanistin : Lebensstationen und historische Forschungen einer Emigrantin und Remigrantin aus Wien (= Literatur und Leben. 56). Böhlau, Wien 2001, ISBN 3-205-99307-1, S. 195–214; hier S. 199 f.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  22. Die Rosl vom Wörthersee. In: Operetten-Lexikon. Abgerufen am 26. Mai 2025.