Grotte aux Points d’Aiguèze
| Grotte aux Points d’Aiguèze
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| Lage: | Gorges de l’Ardèche bei Aiguèze, Okzitanien, Südfrankreich | |
| Höhe: | 95 m | |
| Geographische Lage: |
44° 20′ 14,8″ N, 4° 29′ 37,4″ O | |
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| Geologie | Urgonischer Kalkstein (Barrémien) | |
| Typ | Horizontale Karsthöhle | |
| Gesamtlänge | 110 m | |
| Website | Grotte aux Points d'Aiguèze | |
Die Grotte aux Points d’Aiguèze ([]), (deutsch Höhle der Punkte von Aiguèze), häufig auch ohne Ortsnamen als Grotte aux Points und bis Ende 1993 als Grotte Yves (Yves-Höhle) bezeichnet, ist eine horizontale Karsthöhle und archäologische Fundstelle in der Nähe der südfranzösischen Kleinstadt Aiguèze im Département Gard.
Die tief in der Höhle angebrachten jungpaläolithischen Tierdarstellungen, Handflächenabdrücke und Zeichen werden der Frankokantabrischen Höhlenkunst zugerechnet.
Geographische Lage und Topographie


Die Grotte aux Points befindet sich in den Gorges de l’Ardèche, am rechten Flussufer gegenüber einer markanten, als Rocher de la Cathédrale bezeichneten Felsnadel. Ihr Eingang liegt rund 50 m über dem heutigen Flussniveau oberhalb eines steil ansteigenden Talus. Das 13 m breite und 3 m hohe Portal ist nach Norden gerichtet und durch Bäume verdeckt. In Ufernähe führt der Fernwanderweg GR 4 in Form eines Trampelpfads an der Höhle vorbei.
Der rund 110 m lange Höhlengang ist röhrenförmig ausgebildet – ohne größere Kammern oder Hallen – und erstreckt sich zunächst in Richtung Nord-Süd, bevor er auf etwa halber Länge fast rechtwinklig nach Westen abknickt. Seine Breite variiert zwischen 4 m und 8,5 m, die Deckenhöhe beträgt maximal 6,5 m. Bis auf wenige Stellen besteht zumindest Stehhöhe. In ca. 30 m Tiefe ist der Gang durch eine deckenhohe Mauer mit Gittertür abgeriegelt. In dem dahinterliegenden Teil wurden zwischen Ende des 16. und Mitte des 19. Jahrhunderts etwa 200 m³ der Höhlensedimente abgebaut und wahrscheinlich als Dünger auf Feldern in der Umgebung ausgebracht. Unbrauchbarer Gesteinsschutt verblieb, entlang des Wegs zu Wällen aufgeschüttet, in der Höhle.[1]
Forschungsgeschichte
Mehrere der 20 heute bekannten Höhlen der Ardèche-Schlucht, die jungpaläolithische Wandverzierungen aufweisen,[2] wurden bereits Ende des 19. Jahrhunderts von Forschern wie Léopold Chiron oder Paul Raymond (1859–1944) auf Spuren urgeschichtlicher Nutzung untersucht. Der früheste Nachweis über Ausgrabungen in der Grotte aux Points stammt dagegen aus dem Jahr 1967, publiziert noch unter ihrem ursprünglichen Namen Grotte Yves.[3] Die jungpaläolithische Parietalkunst im hinteren Teil der Höhle wurde erst am 7. November 1993 erkannt, während einer Prospektion durch die Speläologen Éliette Brunel, Christian Hillaire und Jean-Marie Chauvet. Das Team entdeckte ein Jahr später auch die wenige Kilometer flussaufwärts bei Vallon-Pont-d’Arc gelegene Grotte Chauvet.[4]
Seit 2011 wird die Grotte aux Points im Zuge des Projekts zur Datierung verzierter Höhlen (Projet Datation Grottes Ornées (DGO)) unter der Leitung von Julien Monney und in Zusammenarbeit mit der Eberhard Karls Universität Tübingen wissenschaftlich untersucht.[5] Mit aufwendigen Verfahren konnte die durch Frostbruch, Konkretionen und den Sedimentabbau stark veränderte Morphologie des prähistorischen Höhlenbodens rekonstruiert werden.[1]
Ausgrabungen in der Dämmerungszone der Höhle erbrachten auf einer Fläche von 8 m² die geringe Anzahl von etwa 500 Steinartefakten. Sie werden aufgrund ihrer typo- und technologischen Eigenschaften überwiegend in das mittlere und späte Gravettien sowie ein kleiner Teil in das Solutréen gestellt.[6]
Die Höhle ist seit 1995 als Monument historique eingestuft.
Parietalkunst
| Niche aux Points |
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| Handflächenabdrücke, Rötel auf Kalkstein |
| 90 × 110 cm |
| Grotte aux Points d’Aiguèze |
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Link zum Bild |
Die steinzeitliche Malerei bzw. Ornamentik ist in dem als Rotunde bezeichneten breitesten und höchsten Höhlenabschnitt angebracht, der in einer Tiefe von 70 m beginnt und sich über eine Länge von 10 m erstreckt. Die südliche Höhlenwand lässt sich dort in drei grafische Bereiche gliedern: Den Secteur des bouquetins (Sektor der Steinböcke), in dem sich mit schwarzen und roten Strichen ausgeführte Zeichnungen von drei Steinböcken finden und etwas weiter oben, in gleichem Stil gehalten, ein Pferd und ein Bison erkennbar sind. Ihm schließen sich zwei großformatige, rote, vollflächige Abbildungen an: die sogenannten zweilappigen bzw. zweiflügeligen Zeichen (signes bilobés), die einen Pilz und einen Vogel oder ein geflügeltes Insekt darstellen könnten. Große Teile der letztgenannten Abbildung sind durch Abplatzung verloren. Gleichartige Zeichen sind in der Grotte Chauvet und der Höhle Roc-de-Vézac angebracht. Die größten Wandflächen nehmen die Galerie des Points (Galerie der Punkte ) und die gegenüberliegende Niche aux Point (Nische der Punkte) an der nördlichen Höhlenwand ein. Auf ihnen sind 59 rote Abdrücke von Handflächen in mehreren Wolken gruppiert. Diese Punkte sind zum großen Teil so gut erhalten, dass sich zahlreiche Papillarleisten erkennen lassen. Teilweise überlagern sich die Linien durch mehrfachen Farbauftrag mit geänderter Handstellung. Die 28 Abdrücke, bei denen mittels erhaltener Papillarlinien eine Seitenbestimmung möglich war, wurden mit der rechten Hand angefertigt.[7][8]
Literatur
- Julien Monney et al.: La grotte aux Points d’Aiguèze : petite soeur de la grotte Chauvet (1) In: Karstologia : revue de karstologie et de spéléologie physique n°72, 2018 , S. 1–60. [1]
- Julien Monney et al.: La grotte aux Points d’Aiguèze : petite soeur de la grotte Chauvet (2) In: Karstologia : revue de karstologie et de spéléologie physique n°73, 2019 , S. 1–66. [2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b La grotte aux Points (Aiguèze, Gard). Analyse géométrique des surfaces actuelles et évolution des volumes souterrains depuis le Paléolithique supérieur. Abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Julien Monney, Jean-Jacques Delannoy, Bernard Gély, Jean-Michel Geneste: Monographie de la grotte Chauvet-Pont d’Arc vol. 1 – Atlas. Éditions de la Maison des sciences de l’homme, Paris 2020, ISBN 978-2-7351-2533-3, La grotte Chauvet-Pont d’Arc par les cartes, S. 158–159.
- ↑ Usages et fréquentations historiques de la grotte aux Points au travers des sources écrites. Abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Éliette Brunel, Christian Hillaire, Jean-Marie Chauvet: La Grotte Chauvet – Ses inventeurs racontent ... Editions-Equinoxe, Saint-Remy-de-Provence 2015, ISBN 978-2-84135-882-3, Autres explorations, S. 212–214.
- ↑ Projet Datation Grottes Ornées - Rapport d’Activité 2015 (8ème Volet) - Grotte aux Points d’Aiguèze - (Aiguèze ; Gard). Abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Résultats préliminaires de l’étude de la série lithique de la grotte aux Points : typologie et technologie. Abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ La grotte aux Points (commune d'Aiguèze, Gard). Abgerufen am 13. Juli 2025.
- ↑ Analyse chiroscopique des points-paumes de la grotte aux Points (Aiguèze, Gard). Abgerufen am 13. Juli 2025.

