Großzehennagelschiefstand
| Klassifikation nach ICD-10 | |
|---|---|
| L60.8 | Sonstige Krankheiten der Nägel |
| ICD-10 online (WHO-Version 2019) | |
| Klassifikation nach ICD-11 | |
|---|---|
| LC31 | Entwicklungsdefekte der Nägel |
| ICD-11: Englisch • Deutsch (Entwurf) | |
Der Großzehennagelschiefstand oder Kongenitale Großzehennageldystrophie ist eine nicht seltene angeborene oder frühkindlich erworbene Störung der Wachstumsrichtung der Nagelmatrix des Großzeh mit Abweichung nach lateral (zur Seite hin). Es besteht eine familiäre Häufung.[1][2][3][4]
Synonyme sind: Angeborener Großzehennagelschiefstand; Großzehennageldystrophie der Kindheit; Großzehennagelschiefstand; Kongenitale Großzehennageldystrophie; englisch Congenital malaligment of the big toe nail; Congenital malalignment of the great toe nails; Great toe nail dystrophy
Die Erstbeschreibung als „Great toe nail dystrophy“ stammt aus dem Jahre 1978 durch den britischen Dermatologen Peter Derrick Samman (1914–1992)[5], im darauffolgenden Jahr wurde die englische Bezeichnung „Congenital malalignment of the big toe nail“ von R. Baran und Mitarbeiter geprägt.[6]
Verbreitung
Die Häufigkeit ist nicht bekannt, das weibliche Geschlecht ist häufiger betroffen.[4]
Pathologie
Die veränderte Wachstumsrichtung führt zu abnormalem Nagel und Veränderungen auch an der Nagelplatte mit Verdickung und Bildung von Querrillen. Häufiger kommt es zu bakterieller oder mykotischer Besiedlung und vermehrter Brüchigkeit der Nägel.[2]
Klinische Erscheinungen
Klinische Kriterien sind:[1][2][3][4]
- Manifestation meist bereits bei Geburt, als frühkindliche Form auch während der ersten beiden Lebensjahre, vereinzelt erst in der Pubertät vermutlich als Spätmanifestation der angeborenen Nageldystrophie.
- sowohl längs als auch quer vermehrt gekrümmte und graugelb oder grünlich verfärbte Nagelplatten mit typischen Querrillen, nur noch im proximalen Nagelbett anhaftende Nägel
- Schmerzen bei Druck auf den seitlichen Nagelwall wie bei Unguis incarnatus und/oder bakteriellen Paronychie
- Spontane Rückbildung oder Besserung in etwa 50 % bis zum 10. Lebensjahr
Häufigste Komplikationen sind eingewachsener Zehennagel (Unguis incarnatus) und ausgeprägte krallenartige Verkrümmung (Onychogrypose).
Diagnose und Differentialdiagnostik
Die Diagnose ergibt sich aus dem klinischen Befund.
Differentialdiagnostisch ist eine Onychomykose abzugrenzen.[7]
Therapie
Die Behandlung erfolgt zunächst symptombezogen mit einem Keratolytikum wie Harnstoff sowie durch wiederholtes Abschleifen der Nagelverdickungen. Da bei mindestens 50 % eine Spontanheilung oder -besserung erwartet werden kann, sollte eher abgewartet werden mit weiteren Maßnahmen.
Bei starker Abweichung und erheblichen Schmerzen trotz konservativer Behandlung kommt eine operative Korrektur infrage.[8][2][3][4]
Literatur
- J. Domínguez-Cherit, A. A. Lima-Galindo: Congenital malalignment of the great toenail: Conservative and definitive treatment. In: Pediatric dermatology. Band 38, Nummer 3, Mai 2021, S. 555–560, doi:10.1111/pde.14548, PMID 33738847 (Review).
- P. Blecher: Kongenitale Großzehennageldystrophie. In: O. Braun-Falco, G. Plewig, M. Meurer: Fortschritte der praktischen Dermatologie und Venerologie. Springer, S. 548–549, 1992
- H. Hamm: Angeborener Großzehennagelschiefstand. In: O. Braun-Falco, G. Plewig, H. H. Wolff, W. H. C. Burgdorf, M. Landthaler: Dermatologie und Venerologie. Springer, S. 966, 2005
Einzelnachweise
- ↑ a b Gunnar Wagner, Michael Max Sachse: Kongenitale Großzehennageldystrophie / Congenital malalignment of the big toe nail. In: JDDG Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 2011, Band 10, Nummer 5, S. 326–330 doi:10.1111/j.1610-0387.2011.07848.x.
- ↑ a b c d Galina Balakirski, Christoph Löser: Häufige Nagelerkrankungen im Kindes- und Jugendalter. In: Die Dermatologie, Band 74, Nummer 3, S. 199–212, 2023 doi:10.1007/s00105-022-05106-1.
- ↑ a b c Henning Hamm und Ina Stolze: Erkrankungen der Nägel. In: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie, 2017, emedpedia
- ↑ a b c d Altmeyers Enzyklopädie
- ↑ P. D. Samman: Great toe nail dystrophy. In: Clinical and experimental dermatology. Band 3, Nummer 1, März 1978, S. 81–82, doi:10.1111/j.1365-2230.1978.tb01464.x, PMID 648020.
- ↑ R. Baran, H. Bureau, J. Sayag: Congenital malalignment of the big toe nail. In: Clinical and experimental dermatology. Band 4, Nummer 3, September 1979, S. 359–360, doi:10.1111/j.1365-2230.1979.tb02653.x, PMID 509773.
- ↑ Clifford Perlis, Gladys H. Telang: Congenital malalignment of the great toenails mimicking onychomycosis. In: The Journal of Pediatrics. 2005, Band 146, Nummer 4, S. 575 doi:10.1016/j.jpeds.2004.07.038.
- ↑ H. Hamm und I. Stolze: Erkrankungen der Nägel. In: Gerd Plewig, Thomas Ruzicka, Roland Kaufmann, Michael Hertl (Herausgeber): Braun-Falco’s Dermatologie, Venerologie und Allergologie. In: Springer eBooks. 2018 doi:10.1007/978-3-662-49544-5.