Griechisch-katholische Kirche in Polen
Die Griechisch-katholische Kirche in Polen (polnisch Kościół greckokatolicki w Polsce) ist Teil der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche. Sie wird in der Erzeparchie Przemyśl-Warschau sowie deren beiden Suffragandiözesen verwaltet und umfasst rund 45.000 Gläubige.
Geschichte
Seit der Kirchenunion von Brest 1596 gab es im Osten Polen-Litauens (entspricht Gebieten im heutigen Polen, der Ukraine und Belarus) eine griechisch-katholische Kirche, welche die Riten des byzantinischen (orthodoxen) Christentums pflegte, aber den Papst in Rom als Oberhaupt anerkannte. Der orthodoxe Bischof von Przemyśl (im heutigen Südosten Polens) Innocenty Winnicki trat 1691 zur unierten Kirche über, wodurch die griechisch-katholischen Eparchie Przemyśl entstand, die auch als Diözese Przemyśl, Sambor und Sanok bezeichnet wurde. Sie lag nach den Teilungen Polens Ende des 18. Jahrhunderts im von den österreichischen Habsburgern beherrschten Königreich Galizien und Lodomerien. Kirchenrechtlich unterstand sie ab 1807 der Erzeparchie Lemberg.
Nach der Wiedererrichtung der Polnischen Republik am Ende des Ersten Weltkriegs wurde die griechisch-katholische Kirche, deren Hierarchen meist ethnische Ukrainer waren und die ihre Dokumente oft in ukrainischer Sprache verfasste, separatistischer Bestrebungen verdächtigt und vom polnischen Staat verfolgt. Für die über 100.000 griechisch-katholischen Lemken, eine ostslawische Volksgruppe in den polnischen Karpaten, wurde 1934 eine separate Apostolische Administratur Łemkowszczyzna eingerichtet, die unmittelbar dem Papst unterstand. Gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt wurde Polen 1939 teils von NS-Deutschland, teils von der Sowjetunion erobert, welche die griechisch-katholische Kirche, wie auch in der Ukraine, unterdrückte.
Seit 1947 gab es wieder offiziell griechisch-katholische Gemeinden in Polen. Diese wurden jedoch in den folgenden Jahrzehnten durch den Staat behindert, der die römisch-katholische Kirche eher akzeptierte. Infolge der Annexion des ehemaligen Ostpolen durch die Sowjetunion übersiedelten die meisten Lemken, die einen Großteil der Katholiken des byzantinischen Ritus in Polen ausmachten, in die Ukrainische Sowjetrepublik. Die übrigen wurden während der Aktion Weichsel 1947 aus ihrem angestammten Siedlungsgebiet in den Karpaten in die für Polen neugewonnen (ehemals deutschen) Gebiete im Norden und Westen des Landes zwangsumgesiedelt. Dadurch verloren sie oftmals ihre kulturellen und auch religiösen Eigenarten und wurden in die (römisch-katholische) Mehrheitsgesellschaft assimiliert.

1996 bildete Papst Johannes Paul II. die Erzeparchie Przemyśl-Warschau für den Osten sowie die Eparchie Wrocław-Gdańsk für den Westen des Landes und damit eine eigenständige griechisch-katholische Kirchenorganisation in Polen. Statt über einer Million Gläubiger in der Eparchie Przemyśl (von denen einige aber auch auf dem Gebiet der heutigen Ukraine lebten) sowie 128.000 im Apostolischen Exarchat der Lemken im Jahr 1943 hatten die beiden Diözesen in Polen 1999 nur noch 85.000 Mitglieder.
Strukturen

Die griechisch-katholische Kirche in Polen ist mit der Erzeparchie Przemyśl-Warschau sowie ihren beiden Suffragandiözesen Wrocław-Koszalin und Olsztyn-Gdańsk (seit 2020) Teil der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche. Sie hat nach eigenen Angaben etwa 45.000 Mitglieder (2023).
Diese stammen überwiegend aus der ukrainischen bzw. den russinischen Volksgruppen (Lemken und Bojken), die ursprünglich im Südosten des Landes ansässig waren, aber infolge der Aktion Weichsel im ganzen Land (insbesondere in den ehemals deutschen Gebieten im Norden und Osten) zerstreut sind. Weitere Kirchenmitglieder sind Arbeitsmigranten und Flüchtlinge aus der (West-)Ukraine.[1]
Der Ritus der Liturgie gleicht im Wesentlichen dem orthodoxen (byzantinischen) Gottesdienstablauf. Die Kirche ist Teil der katholischen Weltkirche und in deren Gesamtstrukturen eingegliedert. Ihre Bischöfe sind Mitglieder der katholischen Polnischen Bischofskonferenz.
Kirchengebäude

Es gibt Konkathedralen in den Eparchiesitzen Przemyśl, Warschau, Danzig, Olsztyn, Stettin und Koszalin. Daneben gibt es weitere griechisch-katholische Kirchen in polnischen Städten und Dörfern.
Im südlichen Polen, in den jetzigen Woiwodschaften Karpatenvorland und Kleinpolen, gibt es dagegen viele Kirchen, die nicht mehr von griechisch-katholischen Gemeinden genutzt werden können nach der umfassenden Aussiedlung der ukrainischen und russinischen Bevölkerung aus diesem Gebiet im Jahr 1947. Beispiele sind
- Mariä-Schutz-Kirche in Godkowo in der Woiwodschaft Ermland-Masuren, versetzt aus Kupna in Karpatenvorland
- Paraskewa-Kirche in Kwiatoń
- Kirche St. Nikolai in Mańki
- Paraskewa-Kirche in Radruż
- Erzengel-Michael-Kirche in Smolnik
- Erzengel-Michael-Kirche in Turzańsk
Weblinks
- The Greek Catholic Church in Poland Religions in Poland
Einzelnachweise
- ↑ Griechisch-orthodoxe Kirche in Polen Renovabis, 2018, über Besuch von Erzbischof Eugeniusz Popowicz