Grauralle
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Grauralle (Pardirallus sanguinolentus) | ||||||||||
| Systematik | ||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
| Pardirallus sanguinolentus | ||||||||||
| (Swainson, 1838) |
Die Grauralle (Pardirallus sanguinolentus) ist eine Vogelart aus der Familie der Rallen (Rallidae), die Ecuador, Peru, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Argentinien und Chile vorkommt. Der Bestand wird von der IUCN als potenziell gefährdet (Near Threatened) eingeschätzt.
Merkmale
Die Grauralle erreicht ein Körpergewicht von bis zu 233 g bei einer Körperlänge von etwa 28 bis 39 cm. Sie ist etwas größer als die sympatrische Dunkelralle (Pardirallus nigricans). Der Kopf die Halsseiten und die gesamte Unterseite, die Flanken und der hintere Bereich des Bauches sind bleigrau. Die Oberseite, die Oberflügel und der Schwanz sind olivebraun mit dunkleren Flecken an den Schulterfedern, Schirmfedern, Hinterbauch und Bürzel. Die Iris, die Beine und die Füße sind rot. Der leicht gekrümmte Schnabel ist tief grün mit heller bläulicher Basis. Es besteht kein Geschlechtsdimorphismus. Jungtiere sind dunkelbrauner als erwachsene Vögel. Die Kehle und Bauch sind bräunlich gelb bis weißlich. Der Schnabel die Beine und Füße sind schwarz.[1]
Lautäußerungen
Die Lautäußerungen der Grauralle besteht aus einer Serie hoher, durchdringender, rollender Schreie, die wie rruit'i, pu-ruit oder huir klingt. Oft wird das im Duett von gleichzeitigen tiefen hu-Tönen begleitet. Ihre Rufe hören sich nach wiederholten gijip- oder wit-Tönen an. Sie singt sowohl am Tag als auch in der Nacht, wobei ein Lied oft wie ein Refrain klingt.[1]
Fortpflanzung
In Peru brütet die Grauralle im Oktober und Küken wurden im Januar beobachtet. In Chile ist die Brutsaison von Oktober bis Dezember. Im Südosten Brasiliens wurden Vögel im November in Brutstimmung beobachtet, in Argentinien von Oktober bis Dezember. Man sieht sie meist als Pärchen unterwegs. Das Nest ist spärlich aus trockenen Gräsern gebaut. Dieses wird auf dem Boden an Büschen, im Schilf und im hohen Gras, umgeben von Wasser, gebaut. Ein Gelege besteht aus vier bis sechs Eiern. Die Daunen der Küken sind dunkel braun.[1]
Verhalten und Ernährung
Sie ist vorwiegend dämmerungsaktiv, aber auch nachtaktiv bei der Futtersuche. Die Nahrung sucht sie in Sümpfen oder auf angrenzenden Feldern. Gelegentlich kann sie tagsüber bei der Nahrungssuche beobachtet werden. Bei der Futtersuche schwimmt auch manchmal. Die Ernährungsgewohnheiten der Grauralle ist wenig erforscht. Im Magen eines toten Tieres aus Chile fand man 65 Beutetiere. Dazu gehörten Muscheln aus der Gattung Chilina, Schnecken der Gattung Heleobia, Insekten der Art Naupactus xanthographus, Laufkäfer, Ameisen, Eigentliche Ohrwürmer (Forficulidae) und Spinnentiere. Der Anteil der Beutetiere in der Nahrung könnte von der Verfügbarkeit der Beutetiere in ihrem Lebensraum abhängen. Hierzu ist aber weitere Forschung erforderlich. Sie selbst wird gelegentlich Beute des Wüstenbussards (Parabuteo unicinctus).[1]
Verbreitung und Lebensraum

Die Grauralle bevorzugt Schilfsumpf, manchmal kleinflächig, insbesondere um schlammige Bäche und Teiche mit viel schwimmender Vegetation wie Hahnenfuß und Wassernabel. Lokal findet man sie auch im Uferdickicht, an bewässerten Flächen mit Luzernefeldern, an Gräben mit Binsenweiden und in kultivierten Teilen in halbtrockenen Tälern und Oasen in ariden Gebieten. Sie kann überall dort gefunden werden, wo es Wasser und ausreichende Vegetationsbedeckung gibt. Ihr Vorkommen ersteckt sich über Tieflandgebiete, lokal auch in Höhenlagen bis 2500 Meter und vereinzelt gar bis ca. 4000 Meter.[1]
Migration
Das Zugverhalten der Grauralle ist wenig erforscht, doch dürfte sie in einigen Gebiet ein Zugvogel sein. Die Vögel der Binnensümpfe der Südwestpampas ziehen im Winter vermutlich nach Norden, während die Vögel der Sümpfe an der Atlantikküste, wo Schutz und Temperaturen auch im Winter angemessen bleiben, sesshaft sind.[1]
Unterarten
Es sind folgende Unterarten bekannt:[2]
- Pardirallus sanguinolentus simonsi Chubb, C, 1918[3] kommt im südlichen Ecuador, im westlichen Peru und nördlichen Chile vor. Die Färbung wirkt mehr olivebraun, hat aber im Gegensatz zu P. s. landbecki Flecken. Die Unterseite wirkt blasser.[1]
- Pardirallus sanguinolentus tschudii Chubb, C, 1919[4] ist in Peru und dem zentralen sowie südöstlichen Bolivien verbreitet. Die Unterseite ist blasser als in der Nominatform.[1]
- Pardirallus sanguinolentus zelebori (Pelzeln, 1865)[5] kommt im südöstlichen Brasilien vor. Sie ist die kleinste Unterart.[1]
- Pardirallus sanguinolentus sanguinolentus (Swainson, 1838)[6] ist im südöstlichen Brasilien über Paraguay, das nördliche Argentinie und Uruguay verbreitet.
- Pardirallus sanguinolentus landbecki (Hellmayr, 1932)[7] ist im zentralen Chile und südwestlichen Argentinien verbreitet. Hat wie P. s. luridus keine Flecken, ist aber kleiner. Die Färbung wirkt mehr olivebraun. Die Unterseite ist blasser[1]
- Pardirallus sanguinolentus luridus (Peale, 1849)[8] kommt im südlichen Chile und südlichen Argentinien vor. Sie ist die größte aller Unterarten und hat keine Flecken.[1]
Etymologie und Forschungsgeschichte
Die Erstbeschreibung der Grauralle erfolgte 1838 durch William Swainson unter dem wissenschaftlichen Namen Rallus sanguinolentus. Als Verbreitungsgebiet gab er Brasilien und Chile an.[6] 1856 führte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte die für die Wissenschaft neue Gattung Pardirallus ein.[9][A 1] Der Begriff leitet sich von lateinisch pardus, pardi ‚Leopard‘ und vermulich dem Französischen Rasle, Râle für die Ralle ab.[10] Der Artname sanguinolentus hat seinen Ursprung in lateinisch sanguinolentus, sanguis, sanguinis ‚blutig, Blut‘.[11] Landbecki ist Christian Ludwig Landbeck (1807–1890) gewidmet[7], zelebori Johann Zelebor (1815–1869)[5], tschudii Johann Jakob von Tschudi (1818–1889)[4] und simonsi Perry Oveitt Simons (1869–1901).[3] Schließlich bedeutet luridus lateinisch luridus, luror, luroris ‚blassgelb, grell, gespenstisch, gelblich, fahl‘.[12] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay einen Balg, gesammelt von Gualterio Walter am Cerro Pelado, zur Verfügung. Fast alle seine genannten Quellen bezogen sich auf Ypacahá del pardo[13] von Félix de Azara, mit Ausnahme eines von William Foster (1873–1915) bei Sapucai[14] gesammelten Exemplars.[15] Rallus ricordi Bonaparte, 1856[16], Rallus rytirhynchos Vieillot, 1819[17], Rallus setosus King, PP, 1828[18] und Limnopardalis vigilantis Sharpe, 1894[19] gelten heute alle als Synonyme. Eigentlich müsste Vieillots Name Priorität haben, doch laut Hellayer kann die Art basierend auf der Beschreibung nicht eindeutig identifiziert werden und stellt deshalb für ihn ein Nomen dubium dar.[7]
Literatur
- Félix de Azara: Apuntamientos para la historia natural de los páxaros del Paragüay y Rio de la Plata. Band 3. Impr. de la viuda de Ibarra, Madrid 1805 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Zoologie – Excursions dans les divers Musées d'Allemagne, de Hollande et de Belgique (suite), et Tableaux paralléliques de l'orde des Échassiers (fin). In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des sciences. Band 43, 1856, S. 593–601 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Chubb: On the Birds of Paraguay. In: The Ibis (= 9. Band 4). Nr. 13, 1910, S. 53–78 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Chubb: Mr. Charles Chubb described the folwing new forms of South-American birds. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 38, Nr. 231, 1918, S. 29–34 (biodiversitylibrary.org).
- Charles Chubb: Notes on Collections of Birds in the British Museum, from Ecuador, Peru, Bolivia, and Argentinia. Part I Tinamidae-Rallidae. In: The Ibis (= 11. Band 1). Nr. 1, 1919, S. 1–55 (biodiversitylibrary.org).
- Carl Eduard Hellmayr, Wilfred Hudson Osgood: The birds of Chile. In: Field Museum Natural History Publications (Publication 308) (= Zoological Series). Band 19, 1932, S. 1–472 (biodiversitylibrary.org).
- Phillip Parker King: Extracts from a Letter addressed by Capt. Phillip Parker King, R.N., F.R.S. and L.S., to N.A. Vigors, Esq., on the Animals of Straits of Magellan. In: The Zoological Journal. Band 4, Nr. 13, 1828, S. 91–105 (biodiversitylibrary.org).
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 105–106 (google.de).
- Titian Ramsey Peale: United States Exploring Expedition. During the Years 1838, 1839, 1840, 1841, 1842 under the Command of Charles Wilkes, U.S.N. 8 (Mammalia and ornithology). C. Sherman, Philadelphia 1848 (google.de).
- August von Pelzeln: Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857, 1858, 1859 unter den Befehlen des Commodore B. von Wüllerstorf-Urbair (= Zoologischer Teil. 1 (Vögel)). Kaiserlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei in Commision bei Karl Gerold's Sohn, Wien 1865 (biodiversitylibrary.org).
- Richard Bowdler Sharpe: Catalogue of the Fulicariae (Rallidae and Heriornithidae) and Alectorides (Aramidae, Eurypygidae, Mestidae, Rhinochetidae, Gruidae, Psophiliidae, and Otididae) in the Collection of the British Museum. Band 23. Order of the Trustees, London 1894 (biodiversitylibrary.org).
- Barry Taylor, Vicente Pantoja-Maggi: Plumbeous Rail (Pardirallus sanguinolentus). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana, Fernando Medrano Martínez (Hrsg.): Birds of the World. Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY 2024, doi:10.2173/bow.plurai1.01.1 (englisch).
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 28. Deterville, Paris 1819 (biodiversitylibrary.org).
- William Swainson: Animals in menageries. Band 1. Printed for Longman, Orme, Brown, Green, & Longmans, and John Taylor, London 1838 (biodiversitylibrary.org).
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 28. Deterville, Paris 1819 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
- Pardirallus sanguinolentus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2025.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2024. Abgerufen am 20. April 2025.
- Factsheet auf BirdLife International
- Grauralle (Pardirallus sanguinolentus) bei Avibase
- Grauralle (Pardirallus sanguinolentus) auf eBird.org
- Pardirallus sanguinolentus im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Grauralle (Pardirallus sanguinolentus)
- Plumbeous Rail (Pardirallus sanguinolentus) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k Barry Taylor (2020)
- ↑ IOC World bird list Finfoots, flufftails, rails, trumpeters, cranes, Limpkin
- ↑ a b Charles Chubb (1918), S. 33.
- ↑ a b Charles Chubb (1919), S. 50–51.
- ↑ a b August von Pelzeln (1865), S. 133.
- ↑ a b William Swainson (1838), S. 335.
- ↑ a b c Carl Eduard Hellmayr (1838), S. 356–358.
- ↑ Titian Ramsay Peale (1848), S. 223.
- ↑ Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1856), S. 599.
- ↑ Pardirallus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ sanguinolentus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ luridus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Félix de Azara (1805), S. 220–222.
- ↑ Charles Chubb (1910), S. 65.
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 106–107.
- ↑ Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1856), S. 598.
- ↑ Louis Pierre Vieillot (1819), S. 549.
- ↑ Phillip Parker King (1828), S. 94.
- ↑ Richard Bowdler Sharpe (1894), S. 31.
Anmerkungen
- ↑ Bonaparte ordnete der Gattung der Fleckenralle (Pardirallus maculatus (Boddaert, 1783)) zu.
