Gottfried von Rollemann

Gottfried von Rollemann

Gottfried von Rollemann (* 1. Oktober 1729 in Wien;[1]8. März 1772[2]) war von 1766 bis 1772 lateranensischer Abt der Augustiner-Chorherren vom Lateran und Propst des Stiftes Klosterneuburg.[3] Zuvor war der Gottesgelehrtheit Doctor und kaiserliche und königliche Rat bereits Oberkellerer des Stifts.[4]

Familie

Wappen derer von Rollemann
Wappen derer von Wenighofer

Sein Vater war der Geheime Hofkanzleisekretär Ferdinand Gottfried Rollemann (auch Rolemann/Roleman), der 1738 in Wien in den Reichs- und erbländischen Ritterstand[5] erhoben wurde.[6][7] Die Rollemanns galten als kölnische Patrizierfamilie. Großvater und Vater seien Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Speyer und Wetzlar gewesen.[4] Sein Großvater, Johann Adam Roleman, wurde erstmals am 6. Juni 1679 in einer Patenschaft zu St. German in Speyer erwähnt. Laut Ausweis der gedruckten Personalliste schwor er 1680 als Advokat und Prokurator beim Reichskammergericht auf. Er starb am 20. Februar 1702.[8] Er, Advokat und Prokurator am Reichskammergericht zu Wetzlar, wurde am 1. Januar 1694 in Würzburg als Agent und Anwalt des Würzburger Juliusspitals bestallt, unter Zusage von jährlich 12 Reichstalern und Erstattung aller anfallender Kosten.[9]

Gottfried Rollemanns Vater heiratete Anna Ernestine, geb. von Wenighofer. Dieser Ehe entstammten auch Philipp, Wasgottwill, Ferdinand und Josefa von Rolemann.[10] Die Wenighofer hatten bereits 1630 mit dem kaiserlichen Hoffischmeister Michael Wenighofer einen Adelsbrief erhalten.[11] Das Wenighofer'sche Wappen (kaiserlicher Schildhalter Greif und Anker mit Delfin; = kaiserlicher Hoffischmeister) wurde 1738 bei der Rollemann'schen Nobilitierung mit dem Rollemann'schen Stammwappen (Mann mit Hellebarde) vereinigt.[4]

Gottfried von Rollemanns Bruder Wasgottwill (Quodvultdeus) wurde Hofkaplan des Kaisers Joseph II.,[12] Konsistorialrat des Bistums Passau und infulierter Abt der Kirche St. Georgii in Szerencs.[13][14]

Wirken

Er gründete 1768 die theologische Hauslehranstalt in Klosterneuburg.[15] Er besuchte Kranke im Militärspital, steckte sich an, und starb an den Folgen.[16]

Bestattungsfeier

Bei den am 6. April 1772 gehaltenen Exsequien hielt der Jesuitenpater Ignaz Wurz die Leichenpredigt. Die Beteiligung dieses bekannten Rhetorikers galt als besondere Auszeichnung; Wurz hatte auch bei der Krönung von Kaiser Josef II. (1764) gepredigt.[17] Der Propst wurde in der Afrakapelle der Stiftskirche (südlicher Querhausarm) bestattet.

  • Trauerrede auf den verstorbenen Propst Gottfried von Rollemann, von Ignaz Wurz (Wien 1772)

Einzelnachweise

  1. Trauerrede S. 4, Anm.
  2. Franz Carl Weidmann: Wien’s Umgebungen. Historisch-malerisch geschildert. Nußdorf. Kahlenbergdörfel. Klosterneuburg (Historischer Theil). Klosterneuburg (Topographischer Theil). Kritzendorf. Höflein. Greifenstein. Hadersfeld. Sechster Ausflug. Band 6, Wien 1824, S. 95 (books.google.de).
  3. Trauerrede auf den verstorbenen Propst Gottfried von Rollemann, von Ignaz Wurz (Wien 1772).
  4. a b c Heraldisch-Genealogische Gesellschaft „Adler“: Gottfried von Rollemann. In: Neues Jahrbuch. 1874, S. 74 (google.at [abgerufen am 25. Juni 2025]).
  5. Johann Georg Megerle von Mühlfeld: Österreichisches Adels-Lexikon des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Enthaltend alle von 1701 bis 1820 von den Souveränen Österreichs wegen ihrer Verdienste um den Kaiserstaat, in die verschiedenen Grade des deutsch-erbländischen oder Reichs-Adels, erhobenen Personen. Band 1, Wien 1822, S. 140 f. (books.google.de).
  6. Österreichisches Staatsarchiv: Signatur: AT-OeStA/AVA Adel HAA AR 804.30, Titel: Roleman, Ferdinand Gottfried, geheimer Hofkanzleisekretär, Ritterstand, Wappen (Abgerufen am 26. Juni 2025).
  7. Johann Christian von Hellbach: Adels-Lexikon. Band 2, Ilmenau 1826, S. 334 (digital.ulb.hhu.de).
  8. Gisela Wilbertz: Hexenverfolgung und Regionalgeschichte. Die Grafschaft Lippe im Vergleich. 1994, S. 154.
  9. Alfred Wendehorst und Friedrich Merzbacher: Das Juliusspital in Würzburg. Band 1, 1976, S. 105.
  10. Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "Adler": Monatsblatt der Heraldischen Gesellschaft "Adler", Band 4, Wien 1896, S. 388 (books.google.de).
  11. Otto Titan von Hefner: Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten, enthaltend zuverlässige und urkundliche Nachrichten über 9898 Adels-Geschlechter, Band 4, Regensburg 1866, S. 179 (books.google.de).
  12. Schematismus derer Kayserl. königlich wie auch Erz-Herzoglichen, nach dem Alphabet gesezten Instanzien, Aemtern, Banco, Cammern, Buchhaltereyen, Canzleyen, Consistorien, Gerichtern, ... und verschieden- andern in denen Kays. Kön. Erb-Landen befindlichen Instanzien. Wien 1765, S. 275 (books.google.de).
  13. Rollemann, Quodvutltdeus (Abgerufen am 27. Juni 2025).
  14. Neues genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch. Frankfurt am Main 1790, S. 272 (books.google.de).
  15. Berthold Otto Černík, Johannes Chrysostomus Mitterrutzner: Dr. Daniel Tobenz. In: Die Schriftsteller der noch bestehenden Augustinerchorherrenstifte Österreichs von 1600 bis auf den heutigen Tag. H. Kirsch, Wien 1905, S. 225 (Textarchiv – Internet Archive).
  16. Maria Theresia: Ad den Erzherzog Ferdinand. In: Alfred von Arneth (Hrsg.): Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde. W. Braumüller, 1881, S. 107 (Textarchiv – Internet Archive).
  17. Lauchert: Wurz, Ignaz. In: Deutsche Biographie. Abgerufen am 25. Juni 2025.