Gottfried von Herder (Mediziner)
Wilhelm Gottfried Herder, vollständiger Name Wilhelm Christian Gottfried Herder,[1] ab 1802 von Herder (* 28. August 1774 in Bückeburg;[2] † 11. Mai 1806 in Weimar[3]), war ein deutscher Mediziner.
Leben
Der älteste Sohn von Johann Gottfried Herder und Maria Karoline Herder geb. Flachsland studierte ab 1782 in Jena Medizin, wo Johann Christian Stark sein Doktorvater war. Er wurde im März 1796 promoviert und durfte ab 18. Oktober 1796 in Weimar praktizieren.[4] Im Januar 1799 wurde er Provinzial-Accoucheur (Geburtshelfer)[5] und Ende 1804 Hofmedikus[6] in Weimar. Zusammen mit dem Leibarzt Huschke obduzierte er 1805 den Leichnam von Friedrich Schiller.[7] Er behandelte seinen Vater kurz vor dessen Tod und stellte dessen Diagnose.[8]
Herder verfasste einige kleine belletristische Schriften und eine Aufsatzsammlung zur Geburtshilfe und war auch an der Herausgabe der Werke seines Vaters beteiligt. Er heiratete am 5. Juni 1797 Marie Henriette Caroline Schmidt,[9] eine Schwester des Schauspielers und Theaterdirektors Heinrich Schmidt[10] (1775–1837) und der Louise Schwabe (1783–1859), Ehefrau von Carl Lebrecht Schwabe. Herder starb am 11. Mai 1806 an einem in Weimar grassierenden Flecktyphus, nachdem er zahlreiche Weimarer zuvor behandelt hatte.[11][12] Er hinterließ drei Töchter:[13] Agnes (* August 1799[14]), Natalie (* 30. Mai 1802[15]) und die postum geborene Maria (* September 1806[16]).
Die Herders waren mit dem Juristen Christian Gottlob Voigt d. J., Sohn des Ministers Christian Gottlob von Voigt, befreundet.[17] 1811 heiratete die Witwe Marie Henriette Caroline (den jüngeren) Christian Gottlob Voigt.
Schriften (Auswahl)
- Abschied an einige Schulfreunde. In: Der Neue Teutsche Merkur vom Jahre 1792. Zweiter Band, Weimar 1792, S. 99–104.
- An Leonore. (Weimar, am Neujahrstage 1794.) In: Musen-Almanach 1796. Göttingen o. J., S. 247.
- De nativo prolapsu vesicae urinariae inversae in puella observato. Inauguraldissertation Jena 19. März 1796 (Digitalisat) mit Sollemnia inauguralia (Digitalisat).
- Aufführung von Mozartʼs Requiem in der Hauptkirche zu Weimar. In: Journal des Luxus und der Moden. Januar 1802, S. 37–39.
- Zur Erweiterung der Geburtshülfe diagnostisch-praktische Beiträge. Leipzig 1803. Digitalisat.
Einzelnachweise
- ↑ laut Taufeintrag in Nachrichten von der Kirche und den Predigern zu Bückeburg 1618–1780, S. 693, Eintrag Nr. 56 vom 2. September 1774. (Eingesehen bei ancestry.com.)
- ↑ Erinnerungen aus dem Leben Joh. Gottfrieds von Herder. Gesammelt und beschrieben von Maria Carolina von Herder, geb. Flachsland. Tübingen 1820, S. 246.
- ↑ Todesanzeige in Weimarisches Wochenblatt vom 14. Mai 1806, S. 160.
- ↑ Weimarische Wöchentliche Anzeigen vom 12. November 1796, S. 361; Hochfürstl. S.Weimar- und Eisenachscher Hof- und Addreß-Calender, auf das Jahr 1797, S. 47.
- ↑ Weimarische Wöchentliche Anzeigen vom 2. Februar 1799, S. 399.
- ↑ Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Adreß-Calender, auf das Jahr 1805, S. 153; vgl. Von und an Herder. Ungedruckte Briefe aus Herders Nachlaß. 3. Band. 1862, S. 337.
- ↑ Dokumentiert in Max Hecker: Schillers Tod und Bestattung. Leipzig 1935, S. 32–35.
- ↑ S. H. Sunnus: J. G. von Herders Krankheit und Tod und die Pfarrerswitwe Caroline. In: Deutsches Pfarrerinnen- und Pfarrerblatt 2003, Heft 12, Archiv.
- ↑ Weimarische Wöchentliche Anzeigen vom 7. Juni 1797, S. 178.
- ↑ Siehe Heinrich Schmidts Erinnerungen eines weimarischen Veteranen aus dem geselligen, literarischen und Theater-Leben. Leipzig 1856. S. 9.
- ↑ Julius Schwabe, Neffe von Gottfrieds Ehefrau, hat darüber berichtet: Harmlose Geschichten. Erinnerungen eines alten Weimaraners. 1890, S. 23f.
- ↑ Nachruf in Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung Num. III. vom 13. August 1806, Spalte 884–886.
- ↑ Eine Tochter wurde nur vier Monate alt (Weimarisches Wochenblatt vom 12. Oktober 1805, S. 352, und vom 12. Februar 1806, S. 54).
- ↑ Getauft am 25. August (Weimarische Wöchentliche Anzeigen vom 28. August 1799, S. 278f.).
- ↑ Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten Jahrhunderts. 5. Ausgabe, 2. Band. Leipzig o. J., S. 139.
- ↑ Getauft am 9. September (Weimarisches Wochenblatt vom 13. September 1806, S. 311).
- ↑ Vgl. Otto Jahn: Einleitung in Goethes Briefe an Christian Gottlob von Voigt, hrsg. von Otto Jahn, Leipzig 1868, S. 25 und 106.