Goldmaskenspecht
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Goldmaskenspecht (Melanerpes flavifrons), Männchen | ||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
| Melanerpes flavifrons | ||||||||||
| (Vieillot, 1818) |
Der Goldmaskenspecht (Melanerpes flavifrons) ist eine Vogelart aus der Familie der Spechte (Picidae). Diese sehr kleine Spechtart besiedelt ein relativ großes Gebiet im zentralen östlichen Südamerika. Goldmaskenspechte bewohnen feuchte Wälder, aber auch Zuckerrohrfelder, Palmenhaine und Obstgärten. Die Nahrung besteht offenbar überwiegend aus Früchten, Beeren und Samen. Die Art wird von der IUCN aufgrund ihres großen Verbreitungsgebietes und des offenbar zumindest nicht stark abnehmenden Bestandes als ungefährdet („least concern“) eingestuft.
Merkmale
Goldmaskenspechte sind sehr kleine Spechte mit langem, meißelförmig zugespitztem und an der Basis recht breitem Schnabel. Der Schnabelfirst ist nur ganz leicht nach unten gebogen. Die Körperlänge beträgt etwa 17 cm, das Gewicht 49–64 g; sie sind damit nur wenig größer als ein Kleinspecht, aber deutlich schwerer. Die Art zeigt wie die meisten Spechtarten bezüglich der Färbung einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus, Weibchen sind außerdem etwas kleiner und kurzschnäbeliger als Männchen.
Bei beiden Geschlechtern ist der obere Rücken auf bläulich schwarzem Grund kräftig weiß gestrichelt, der übrige Rücken, der Bürzel und die Oberschwanzdecken sind weiß mit einigen schwarzen Flecken, die Oberschwanzdecken haben außerdem schwarze Schaftstriche. Die Oberflügeldecken sind einfarbig glänzend blau-schwarz, die Oberseite der Schwingen ist braunschwarz mit einem bläulichen Glanz auf den Außenkanten. Die Innenfahnen der Armschwingen und der Schirmfedern zeigen auf diesem Grund weiße Bänder. Der Oberschwanz ist schwarz, die beiden Mittelfedern zeigen oft ein oder zwei weiße Bänder auf den Innenfahnen. Die blassgraue bis gelblich-olive Brust wird nach unten durch ein breites rotes Querband begrenzt, das sich hinten bis auf den Bauch fortsetzt. Die übrige Rumpfunterseite ist weißlich, oft oliv oder gelblich braun überhaucht. Die Flanken, die Beinbefiederung und die Unterschwanzdecken sind auf diesem Grund kräftig dunkel pfeilspitzenartig gebändert. Die Unterflügel sind braun mit weißen Binden. Der Unterschwanz ist braun, die äußeren Federn sind häufig olivbraun.
Der Schnabel ist schwarz. Beine und Zehen sind oliv mit einem Grün- oder Braunton. Die Iris ist schwarz bis blau-schwarz, bei Jungvögeln braun. Beide Geschlechter zeigen einen weißlichen bis orange-gelben Augenring.
Beim Männchen ist die Stirn goldgelb, Oberkopf und Nacken sind rot. Ein sehr kräftiger schwarzer Augenstreif beginnt an der Schnabelbasis und zieht sich, das Auge unten und oben einfassend, über die oberen Ohrdecken nach hinten entlang der hinteren Halsseiten bis zum oberen Rücken. Die übrigen Kopfseiten, Kinn und Kehle sind einfarbig leuchtend gelb. Weibchen fehlt die Rotfärbung des Kopfes; Oberkopf und Nacken sind wie die übrige Oberseite einfarbig blau-schwarz.
Lautäußerungen
Die Art ist sehr ruffreudig, häufig äußern die Tiere ein „kikikiki“, die Flugrufe klingen wie „benedito“. Wenn sich Artgenossen treffen, rufen sie gereiht „chlit“. Die Tiere trommeln und nutzen dazu vor allem große Bäume.
Verbreitung und Lebensraum

Das Verbreitungsgebiet des Goldmaskenspechts umfasst ein relativ großes Gebiet im zentralen östlichen Südamerika. Es erstreckt sich über die brasilianischen Bundesstaaten Bahia, Goiás, Minas Gerais, Rio de Janeiro und Rio Grande do Sul nach Süden bis in den Osten Paraguays und in den Bundesstaat Misiones im Nordosten Argentiniens. Die Größe des Gesamtverbreitungsgebietes wird auf 1,56 Mio. km² geschätzt.
Goldmaskenspechte bewohnen feuchte Wälder, aber auch die sie ersetzende Vegetation wie Zuckerrohrplantagen, Palmenhaine und Obstgärten. Die Tiere kommen von den Niederungen bis in 1800 m Höhe vor.
Systematik
Nach Winkler et al. bildet die Art eine Superspezies mit dem Gelbbrauenspecht. Im Vergleich mit küstennahen Populationen sind die Tiere im Nordwesten des Verbreitungsgebietes meist viel heller auf der Unterseite mit gelblicher Kehle, weißlich grauer Brust und einem orangen Bauchfleck. Da die Art jedoch im gesamten Verbreitungsgebiet eine erhebliche Variabilität zeigt, sehen Winkler et al. keine gesicherte Grundlage zur Anerkennung von Unterarten.[1]
Lebensweise
Die Tiere werden gewöhnlich in kleinen Gruppen beobachtet, mehrere Individuen benutzen dieselben Schlafhöhlen. Die Nahrung ist bisher kaum bekannt, sie besteht offenbar überwiegend aus Früchten, Beeren und Samen, letztere werden auch in Depots gelagert.
Die Brutzeit erstreckt sich im größten Teil des Verbreitungsgebietes von Januar bis April. Die Nisthöhlen werden in Bäumen gebaut. Offenbar brüten die Tiere häufig in Gruppen, bis zu drei Männchen und zwei Weibchen wurden bei der Fütterung der Jungen an einer Höhle beobachtet. Die Jungvögel schlafen nach dem Ausfliegen auch weiter in der Bruthöhle. Weitere Angaben zum anscheinend ausgeprägten Sozialverhalten und zur Brutbiologie liegen bisher nicht vor.
Etymologie und Forschungsgeschichte
Die Erstbeschreibung des Goldmaskenspechts erfolgte 1818 durch Louis Pierre Vieillot unter dem wissenschaftlichen Namen Picus flavifrons. Als Verbreitungsgebiet gab er die Brasilien an.[2] 1832 führte William Swainson die Gattung Melanerpes für den Rotkopfspecht (Melanerpes erythrocephalus, (Linnaeus, 1758)) ein.[3] Der Begriff leitet sich von μελας, μελανος melas, melanos, deutsch ‚schawrz‘ für ἑρπης, ἑρπω herpēs, herpō, deutsch ‚Kriecher, kriechen‘ ab.[4] Der Artname flavifrons hat seinen Ursprung in lateinisch flavus ‚gelb, goldgelb‘ und lateinisch frons, frontis ‚vorderer Oberkopf, Stirn, Braue‘.[5] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay vier Bälge, gesammelt von Eugen Josef Robert Schuhmacher (1906–1973) und Michael Mathias Kiefer (1902–1980) in Nueva Germania, zur Verfügung. In der Literatur betrachtete er Sapucai durch Charles Chubb[6], Villarica durch Roberto Dabbene[7] und sowie das Departamento Alto Paraná[8] durch Arnaldo de Winkelried Bertoni als Nachweise für das Land. Außerdem sah er Carpintero del dorado pardo[9] von Félix de Azara als Nachweis für das Land.[10] Picus rubriventris Vieillot, 1818[11] wird heute als Synonym zur Nominatform betrachtet. Rubriventris ist ein Wortgebilde aus lateinisch ruber, rubra ‚rot‘ und lateinisch venter, ventris ‚Bauch‘.[12]
Bestand und Gefährdung
Die Art gilt als relativ häufig, Angaben zur Größe des Weltbestandes und zum Bestandstrend gibt es nicht. Auf Grund des sehr großen Verbreitungsgebietes und des offenbar zumindest nicht stark abnehmenden Bestandes wird die Art von der IUCN als ungefährdet („least concern“) eingestuft.
Einzelnachweise
- ↑ Hans Winkler, David Christie und David Nurney: Woodpeckers. A Guide to the Woodpeckers, Piculets and Wrynecks of the World. Pica Press, Robertsbridge 1995, ISBN 0-395-72043-5: S. 205.
- ↑ Louis Pierre Vieillot (1818), S. 75
- ↑ William Swainson (1842), S. 316
- ↑ Melanerpes The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ flavifrons The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Charles Chubb (1910), S. 280
- ↑ Roberto Dabbene (1912), S. 300
- ↑ Arnaldo de Winkelried Bertoni (1914), S. 49.
- ↑ Félix de Azara (1805), S. 320–321
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 209
- ↑ Louis Pierre Vieillot (1818), S. 103
- ↑ rubriventris The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
Literatur
- Félix de Azara: Apuntamientos para la historia natural de los páxaros del Paragüay y Rio de la Plata. Band 2. Impr. de la viuda de Ibarra, Madrid 1805, S. 320–321 (biodiversitylibrary.org).
- Arnaldo de Winkelried Bertoni in Mosè Giacomo Bertoni: Fauna paraguaya. Catálogos sistemáticos de los vertebrados del Paraguay : peces, batracios, reptiles, aves, y mamíferos conocidos hasta 1913. In: Descripcion fisica y economica del Paraguay. Band 59, Nr. 1. Establecimiento Gráfico M. Brossa, Asunción 1914, S. 1–86 (google.de).
- Charles Chubb: On the Birds of Paraguay Part II. In: The Ibis (= 9. Band 4). Nr. 13, 1910, S. 263–285 (biodiversitylibrary.org).
- Roberto Raúl Dabbene: Contribucion a la Ornitología del Paraguay - Notas sobre las aves colectadas en Vila Rica por el Señor Félix Posner. In: Anales del Museo Nacional de Historia Natural de Buenos Aires. Band 23, 1912, S. 283–390 (biodiversitylibrary.org).
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 209 (google.de).
- William Swainson, John Richardson: Fauna boreali-americana, or, The zoology of the northern parts of British America: containing descriptions of the objects of natural history collected on the late northern land expeditions, under command of Captain Sir John Franklin, R.N. (= Vögel. Band 2). John Murray, London 1831 (biodiversitylibrary.org).
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 26. Deterville, Paris 1818, S. 75 (biodiversitylibrary.org).
- Hans Winkler, David A. Christie, David Nurney: Woodpeckers. A Guide to the Woodpeckers, Piculets and Wrynecks of the World. Pica Press, Robertsbridge 1995, ISBN 0-395-72043-5, S. 58–59 & 205–206.
Weblinks
- Melanerpes flavifrons in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2025.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2024. Abgerufen am 26. August 2025.
- BirdLife International: Species Factsheet – Yellow-fronted Woodpecker (Melanerpes flavifrons)
- Goldmaskenspecht (Melanerpes flavifrons) bei Avibase
- Melanerpes flavifrons im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- Goldmaskenspecht (Melanerpes flavifrons) auf eBird.org
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Goldmaskenspecht (Melanerpes flavifrons)
- Yellow Fronted Woodpecker (Melanerpes flavifrons) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
