Schildau
Schildau Stadt Belgern-Schildau
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|---|---|---|
| Koordinaten: | 51° 27′ N, 12° 56′ O | |
| Höhe: | 127 m ü. NN | |
| Fläche: | 20,5 km² | |
| Einwohner: | 1448 (31. Dez. 2023)[Ohne Beleg] | |
| Eingemeindung: | 1. Januar 2013 | |
| Postleitzahl: | 04889 | |
| Vorwahl: | 034221 | |
Lage von Schildau in Sachsen
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![]() Kirche St. Marien mit Maulbeerbaum von 1518
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Schildau, eine ehemals selbstständige Stadt, ist seit dem 1. Januar 2013 ein Ortsteil der Stadt Belgern-Schildau im Landkreis Nordsachsen im Freistaat Sachsen. Der Ort ist als Gneisenaustadt (1952–2012) und neben Schilda als möglicher Herkunftsort der literarischen Schildbürger bekannt.
Geographie und Verkehr
Schildau liegt südsüdwestlich von Torgau am Nordrand der Dahlener Heide und ist so fast vollständig von Wald umgeben. Die Nachbarstädte sind die Kreisstadt Torgau (13 km), Wurzen (19 km) und Dahlen (13 km). Die Bundesstraße 87 verläuft nördlich des Ortes. In Schildau endete die 1971 stillgelegte und abgebaute Bahnstrecke Mockrehna–Schildau. Große Flächen in der Umgebung sind Teil des Landschaftsschutzgebietes Dahlener Heide.
Geschichte
Schildau wurde im Jahr 1170 erstmals urkundlich erwähnt. Einige steinzeitliche Funde beweisen, dass dieses Gebiet auch schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Auf alten Karten (z. B. von Johann George Schreiber um 1750) und Ansichten (z. B. von R. Stieler, ca. 1870) ist auch die Variante Schilda zu finden.
1760 wurde August Neidhardt von Gneisenau in Schildau[1] geboren, der später nach der Niederlage Preußens gegen Napoleon Bonaparte an den Preußischen Reformen mitwirkte und zum Generalfeldmarschall aufstieg.
Von 1952 bis 2012 trug die Stadt den offiziellen Beinamen Gneisenaustadt. Zu Schildau gehörten seit dem 1. Januar 1994 die Orte Sitzenroda und Probsthain[2] und seit dem 1. Januar 1999 die Orte Kobershain und Taura.[3]
Schildau strebte zunächst einen Zusammenschluss mit Torgau[4] an, nachdem andere Fusionsmöglichkeiten mit den Gemeinden Dahlen, Mockrehna und Belgern durch den Stadtrat bzw. Bürgermeister verworfen wurden.[5] Schließlich kam zum 1. Januar 2013 doch die Fusion mit Belgern zustande.[6] Vor der Auflösung hatte die Stadt Schildau die Ortsteile Schildau, Sitzenroda, Probsthain, Kobershain und Taura.
Religion
Im ursprünglich zum Bistum Meißen gehörenden Schildau führte Johann Friedrich I. um 1540 die Reformation ein, wodurch die Bevölkerung von Schildau und die Marienkirche lutherisch wurden.
Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde
Die Stadtkirche St. Marien und ihre Kirchengemeinde gehören zum Kirchenkreis Torgau-Delitzsch der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Römisch-katholische Kuratie
Nachdem sich vom Ende des 19. Jahrhunderts an wieder einige Katholiken in Schildau angesiedelt hatten, fanden von 1931 an monatlich katholische Gottesdienste im Rathaussaal statt, 1934 zog man damit in das Gasthaus Schumann um.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen durch die Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa ab 1945 wieder Katholiken in größerer Zahl nach Schildau und in die umliegenden Ortschaften. Daher wurde 1948 die Kuratie Schildau der Pfarrei Torgau errichtet. Sie umfasste Schildau und zehn weitere Ortschaften mit rund 2000 Katholiken. Am 23. Oktober 1948 bekam Schildau mit Georg Hauke (1914–2006), Vikar der Pfarrei Torgau, erstmals einen eigenen Seelsorger,[7] der bis zu seiner Pensionierung am 31. Januar 2006 Kuratus von Schildau blieb.[8]
Im Dezember 1948 fand der Kuratus zunächst Unterkunft im Waldhaus in Altenhein, dort richtete er das Speisezimmer als Kapelle für Werktagsgottesdienste ein. Die Sonntagsgottesdienste zelebrierte er in der evangelischen St.-Marien-Kirche von Schildau.
Ein eigenes Gebäude konnte erst im Frühjahr 1953 gekauft werden, von einer Erbengemeinschaft erwarb die Kuratie das Haus Lindenstraße 32. Ein im Erdgeschoss gelegenes Zimmer wurde als Kapelle eingerichtet, in der am 7. April 1953 die erste Heilige Messe stattfand.[9] Die Sonntagsgottesdienste fanden weiterhin in der evangelischen St.-Marien-Kirche statt. Zur Errichtung einer Pfarrei kam es in Schildau nicht.
Zum 1. März 2006 wurde der Gemeindeverbund Torgau – Belgern – Dommitzsch – Schildau errichtet,[10] aus dem 2010 die heutige Pfarrei Torgau gebildet wurde,[11] zu dem die Katholiken in Schildau gehören. Die Kapelle in Schildau besteht nicht mehr.
Politik
→ siehe auch: Belgern-Schildau Politik
Bis zur Neugründung der Stadt Belgern-Schildau ergaben sich folgende Ergebnisse bei Bürgermeisterwahlen in der Stadt Schildau:
| Wahl | Bürgermeister | Vorschlag | Wahlergebnis (in %) |
|---|---|---|---|
| Auflösung (siehe Belgern-Schildau) | |||
| 2008 | Michael Jatzwauk | FWG | 60,0 |
| 2001 | Matthias Böttger | 48,0 | |
| 1994 | Böttger (parteilos) | 93,4 | |

Sehenswürdigkeiten
- Kirche St. Marien mit Maulbeerbaum von 1518, Station des Lutherwegs[12]
- Dahlener Heide mit dem Schildauer Berg (217,2 m ü. NHN)[13] und dem Aussichts- und Feuerwachturm Schildbergturm (1936 erbaut, 26 Meter hoch, mit einem Durchmesser von 5,1 Metern)[14]
- Wittes Steinbruch (Quarzporphyr)
- Heßlers Schlucht, ebenfalls ein Porphyrsteinbruch
- Napoleonstein (hier soll Napoleon bei seiner fluchtartigen Rückkehr vom missglückten Russlandfeldzug 1812 heimlich übernachtet haben)
- Gneisenaumuseum
- Museum der Schildbürger
- Schildbürgerbrunnen vom Torgauer Bildhauer Torsten Freche
-
Rathaus -
Museum
-
Gneisenaudenkmal -
Gneisenau-Denkmal, von Georg Meyer-Steglitz -
Schildbergturm
-
Schildbürgerbrunnen -
Schildbürgerbrunnen, Detail -
Gneisenau-Gedenkstätte
Persönlichkeiten
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Der bekannteste Sohn Schildaus ist August Graf Neidhardt von Gneisenau, preußischer Generalfeldmarschall und Heeresreformer (1760–1831).
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Adalbert Oehler (1911–1919) wurde 1860 in Schildau geboren.
Die Schriftstellerin Ruth Kraft (1920–2015) wurde in Schildau geboren und veröffentlichte 1953 das Werk „Das Schildbürgerbuch von 1598“, eine Neubearbeitung der Schildbürgerstreiche. Sie wurde zur Ehrenbürgerin ernannt.
- Friedrich Wilhelm Heun (1741–1812), kursächsischer Bergrat
- Friedrich Wilhelm Hauffe (1845–1915), Politiker (Deutschkonservative Partei), MdR, MdL (Königreich Sachsen)
- Lothar Bisky (1941–2013), Wohnort des Politikers (Die Linke) in dessen letzten Lebensjahren
- Inge Seiwert (1948–2006), Ethnologin, in Schildau geboren
- Lara Ochmann (1999-), WBF-International Champion, GBA und BDB Deutsche Meistrin WBF-Boxweltmeisterin im Super-Federgewicht
Literatur
- Eine umfangreiche Überlieferung der Stadt Schildau für den Zeitraum 1592–1947 zu Reichs-, Verfassungs- und Gemeindeangelegenheiten, Finanzen, Militär- und Kriegsangelegenheiten, Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Gewerbe, Landwirtschaft, Ordnungs- und Sicherheitspolizei, Brandschutz, Statistik, Wahlen, Schule, Kirche, Bauverwaltung, dem Stadtgericht und Standesamt befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Bestand 20624 Stadt Schildau.[15]
Weblinks
- Homepage der Stadtverwaltung von Belgern-Schildau
- Schildau im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- Seiten des Schildbürgermuseums in Schildau
Einzelnachweise
- ↑ Schreiben der Stadt Schildau (Kreis Torgau) an das Reichsmarineamt mit dem Ausdruck der Anteilnahme am Untergang des Panzerkreuzers Gneisenau in der Seeschlacht bei den Falklandinseln im Bundesarchiv, abgerufen am 29. August 2016. ( vom 8. März 2015 im Internet Archive)
- ↑ Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
- ↑ Interview mit Vertretern des Torgauer Stadtrates über den Wunsch Schildaus in der Torgauer Zeitung
- ↑ Bericht über die Schildauer Fusionsmöglichkeiten in der Torgauer Zeitung
- ↑ StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2013
- ↑ Herbert Koppitz: 50jähriges Priesterjubiläum von Geistl. Rat Georg Hauke. In: Tag des Herrn. Ausgabe 20/1988 vom 24. September 1988, S. 158.
- ↑ Er verkündete auf liebevolle Weise das Evangelium. In: Tag des Herrn. Ausgabe 16/2006 vom 23. April 2006, S. 13.
- ↑ Rudolf Joppen: Das Erzbischöfliche Kommissariat Magdeburg. Band 31, Teil 11, Die Zeit von der Potsdamer Konferenz bis zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik 1945–1949. St. Benno Verlag, Leipzig 1989, S. 48, 383–386.
- ↑ Neue Gemeindeverbundsleiter. In: Tag des Herrn. Ausgabe 20/2011 vom 19. März 2011, S. 16.
- ↑ Pfarrer Bernd Schacht. Katholische Kirche Torgau - Mater Dolorosa - Schmerzhafte Mutter, abgerufen am 27. Oktober 2024.
- ↑ Lutherweg Sachsen ( vom 8. August 2013 im Internet Archive)
- ↑ Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
- ↑ tourismus-nordsachsen.de ( vom 17. September 2015 im Webarchiv archive.today)
- ↑ 20624 Stadt Schildau. In: Staatsarchiv Leipzig. Abgerufen am 27. März 2020. (Infotext unter „Einleitung“)


