Giovanni Tecca
Giovanni Tecca OFMRef (* 1762 in Capestrano; † 22. November 1849 in Bologna) war der 95. Generalminister der Franziskaner-Observanten, -Reformaten, -Rekollekten und -Discalceaten (Alcantariner).
Leben
Giovanni Tecca, genannt Giovanni da Capestrano oder lateinisch Ioannes a Capistrano, wurde 1762 in Capestrano in der Provinz L’Aquila geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht überliefert. Als junger Mann ging er nach Rom, wo er in die römische Provinz der Franziskaner-Reformaten eintrat. Dort fiel er wegen seiner Intelligenz und seines Wissens auf. Der Kommendatarabt des Klosters Subiaco, Papst Pius VI., beauftragte ihn, an seiner Abtei Dogmatik zu lehren. Daneben lehrte er dieses Fach am Kolleg der Propaganda Fide an San Pietro in Montorio und war Mitglied der Theologischen Akademie der Universität La Sapienza in Rom, bis ihn die Auflösung des Kirchenstaates 1798 zwang, Rom zu verlassen und sich in die Einsiedelei von Greccio bei Rieti zurückzuziehen.
Mit dem neuen Papst Pius VII. kehrte in Rom (vorübergehend) der Alltag wieder ein. Der 1803 zum Kardinal erhobene Pier Francesco Galleffi rief Tecca aus seinem Rückzugsort Greccio zurück und machte ihn zu seinem Theologen. Später wurde er zum Provinzialminister seines Ordens und zum Censore di Merito an der Theologischen Akademie La Sapienza gewählt. Als die französische Invasion jedoch nach Rom zurückkehrte, zog er sich in seine Heimat zurück, wo er als Lektor der Theologie und Philosophie an das Seminar von L’Aquila berufen wurde, mit dessen Leitung er auch vorübergehend betraut wurde.
Als sich die politischen Verhältnisse erneut änderten, kehrte er in die römische Provinz zurück und widmete sich der Predigttätigkeit. 1817 hielt er die Fastenpredigten in Spoleto. In seinem Orden wurde er zum Generalprokurator gewählt. Auf eine Ernennung zum Bischof verzichtete er aus Demut, musste sich aber trotzdem mit der bischöflichen Verwaltung befassen, als er, nachdem er als Theologe von Kardinal Galleffi zurückgekehrt war, von diesem mit der Leitung der Diözese Albano beauftragt wurde, als Galleffi in das Konklave eintrat, in dem Papst Leo XII. gewählt wurde. Dieser ernannte Tecca an Pfingsten 1824 zum Generalminister der vier Franziskanerfamilien, dem fünften aus dem Zweig der Reformaten. Zu dieser Gelegenheit stach der bekannte Illustrator Paolo Mercuri Teccas Bildnis in Kupfer.
Teccas erste Sorge als Generalminister war es, die Klöster des Ordens zu besuchen, die durch die politischen Umwälzungen erschüttert worden waren, angefangen mit denen in den südlichen Provinzen Italiens. Leo XII. schickte ihn zu einem Treffen mit König Franz I. von Neapel, der Pater Giovanni bei dessen Einzug in Neapel (angekündigt durch einen Kanonenschuss) persönlich entgegenging.[1] Im September 1825 war Tecca in Sizilien, kehrte dann im November auf das Festland zurück und befand sich 1826 in den Abruzzen. Als er sich L’Aquila näherte, reiste ihm Bischof Manieri mehr als drei Meilen weit entgegen. Das geplante Abfeuern einer Artilleriesalve beim Einzug in die Stadt, von dem er rechtzeitig erfahren hatte, verbat Tecca sich. Schließlich kehrte er nach seinem Besuch in Mittelitalien im November desselben Jahres nach Rom zurück.
Dort erwarteten ihn Schwierigkeiten. Eine Nonne, mit der er als Beichtvater in einem Kloster in Montecastrilli zusammengetroffen war, war unter dem Vorwurf der Scheinheiligkeit (ipocrisia) im Oktober 1825 vom Heiligen Offizium inhaftiert worden. Und da bekannt war, dass er ein Verehrer von ihr war, wurde auch Pater Giovanni ins Visier genommen. Zunächst wurde ihm verboten, Rom zu verlassen, so dass er gezwungen war, die geplante Visitationsreise zu den Klöstern Norditaliens abzusagen. Trotz dieser Komplikationen hatte Tecca das Amt des Generalministers bis zum Ablauf der sechsjährigen Amtszeit im Jahr 1830 inne. Danach wurde er, immer noch mit dem Verbot belegt, Rom zu verlassen, am Abend des 18. November 1831 ins Gefängnis des Heiligen Offiziums gebracht. Schließlich kam es zu einer Lösung. Die Nonne und ihr Beichtvater wurden für schuldig befunden und Giovanni Tecca am 11. Februar 1835 zu lebenslanger Verbannung in einem von Kardinal Galleffi, dem Protektor des Franziskanerordens, zu bestimmenden Kloster verurteilt.
Die Nachricht von Pater Giovannis Verurteilung löste, wie schon seine fünfjährige Haftstrafe, in der Öffentlichkeit und im Orden große Bestürzung aus, da er ein weithin bekannter und geschätzter Mann war, nicht weniger für seine Verdienste als für seine moralischen Grundsätze. Man verfasste und veröffentlichte eine Verteidigungs- oder Rechtfertigungsschrift mit dem Titel Il Velo rimosso (deutsch: Der Schleier gelüftet), die auf über hundert Seiten seine Unschuld belegen sollte.[2]
Seine letzten Jahre verbrachte Tecca in einem Kloster in Bologna. Trotz des Hausarrests durfte er dort Besucher empfangen und korrespondieren, später auch nach Parma reisen, wo er der Herzogin Maria Luigia (Witwe Napoleons) bis zu ihrem Tod 1847 beistand. Er starb am 22. November 1849 in Bologna.
Werke
Giovanni Tecca war der Autor mehrerer theologischer Resolutionen, die größtenteils unveröffentlicht blieben. Während seiner Gefangenschaft verfasste er eine Art Tagebuch seiner Erlebnisse, das später einigen seiner Mitbrüder in die Hände fiel und größtenteils in Auszügen in der Verteidigungsschrift veröffentlicht wurde. Im Kloster San Giuliano dell’Aquila hinterließ er ein Manuskript, das auf das Zeugnis von Pater Domenico da Sant'Eusanio zurückgeht: ein Leben des franziskanischen Dieners Gottes Giambattista da Barisciano. Wahrscheinlich verfasste er während der langen Nachtwachen, die bis in seine letzten Lebenstage andauerten, noch weitere Werke, von denen aber keine Informationen überliefert sind. Näheres dazu, inklusive einem Verzeichnis der veröffentlichten Schriften bei Rivera, S. 48ff.
Literatur
- Giovanni Sonsini: Elogio funebre in morte del R.mo P. Giovanni Tecca da Capistrano. Napoli: Stamperia del Fibreno, 1849
- Giuseppe Rivera: Memorie biografiche degli scrittori aquilani trapassati dal 1820 al 1893. Aquila: G. Mele, 1898, S. 43ff.
Einzelnachweise
- ↑ Diese Nachricht von der Begegnung mit dem König wird in der Trauerrede überliefert, die Pater Giovanni Sonsino nach Teccas Tod gehalten hat.
- ↑ Il Velo rimosso: da sulle triste avventure del Reverendissimo P. Giovanni da Capistrano, ex-Generale di tutto l’Ordine de’ Minori. Dal Regno delle due Sicilie: [s.n.], 1835 und erneut 1836 (117 Seiten).