Giorgio Armani

Giorgio Armani (italienisch []; * 11. Juli 1934 in Piacenza; † 4. September 2025[1] in Mailand) war ein italienischer Modedesigner und Unternehmer. Er galt als »Archetyp italienischer Eleganz«, modernisierte Herren- und Damenanzüge grundlegend und prägte das Bild der roten Teppiche über Jahrzehnte.[2] Armani war alleiniger Eigentümer des 1975 gegründeten Modeunternehmens Giorgio Armani SpA. Der Konzern expandierte in Bereiche wie Parfum, Kosmetik, Sport, Musik und Luxushotellerie und setzte zuletzt jährlich über zwei Milliarden Pfund um.[2] Mit einem Vermögen von rund 13 Milliarden US-Dollar rangierte Armani 2023 auf Platz zwei der Forbes-Liste der reichsten Menschen Italiens.[3]
Leben
Giorgio Armani wurde am 11. Juli 1934 in Piacenza als Sohn von Maria Raimondi und dem als Manager eines Transportunternehmens tätigen Ugo Armani geboren.[4] Nach einem abgebrochenen Medizinstudium arbeitete er zunächst als Schaufensterdekorateur, dann als Ausstellungsarrangeur, bevor er Modeeinkäufer und Leiter der Herrenmodeboutique des Mailänder Warenhauses La Rinascente wurde. Von 1961 bis 1971 entwarf er unter Nino Cerruti Anzüge (Marke Hitman). 1966 lernte Armani seinen späteren Lebensgefährten Sergio Galeotti (1945–1985) kennen. Ab 1970 betrieben beide ein Design-Studio; Armani arbeitete freiberuflich u. a. für Ungaro und Zegna. 1974 zeigte er seine erste Kollektion, 1975 gründeten Armani und Galeotti das Unternehmen Giorgio Armani. Zunächst machte er sich mit Herrenmode einen Namen; elegant geschnittene Anzüge in gedeckten Farben wurden zu seinem Markenzeichen. 1976 folgte der internationale Durchbruch mit dem Markteintritt in den USA; Armani stattete zudem Filmproduktionen aus, etwa Ein Mann für gewisse Stunden (American Gigolo, 1980) und später The Wolf of Wall Street (2013).[2]
Im Jahr 1980 lancierte er seine erste Damenkollektion, entwarf Uniformen für die italienische Luftwaffe und brachte in Kooperation mit L’Oréal sein erstes Parfüm heraus; 1982 folgte der Damenduft Armani, einer der kommerziell erfolgreichsten Düfte der 1980er Jahre. 1985 starb Galeotti, der im Unternehmen die kaufmännische Führung innehatte, nach zweijähriger Leukämie-Erkrankung an einem Herzinfarkt; Armani übernahm daraufhin dessen Unternehmensanteile und Aufgaben.[5][6][7]
1991 wurde Armani mit dem Ehrendoktor des Royal College of Art ausgezeichnet. In den 1990er Jahren entstanden verschiedene Linien (u. a. Giorgio Armani, Emporio Armani, Mani); als Logo für Armani Jeans, Emporio Armani sowie Armani Junior etablierte sich ein stilisierter Adler.
1996 wurde Armani in Mailand wegen eines Bestechungsvorwurfs gegenüber den italienischen Finanzbehörden – ein Komplex, der auch andere Modeunternehmen betraf – zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.[8][9]

Seit 2000 baute Armani das Unternehmen konzernartig aus (Kosmetiklinie Armani Beauty/Cosmetics, Interior, Gastronomie, Hotels).[2]
2008 erwarb die Armani-Gruppe den Basketballclub Olimpia Milano, der seither nach Armanis Sportkollektion EA7 firmiert.[2]
Bis zuletzt hielt Armani als Alleineigentümer an der Unabhängigkeit seines Hauses fest und lehnte Übernahmeofferten großer Luxuskonzerne sowie einen Börsengang ab.[10] In der Familie arbeiten u. a. seine Schwester Rosanna und deren Sohn Andrea Camerana sowie die Töchter seines verstorbenen Bruders Sergio, Silvana und Roberta Armani.
Letzte Jahre und Tod
Im Juni 2025 blieb Armani – nach gesundheitlichen Problemen – der Mailänder Modewoche fern; im Juli dirigierte er eine Couture-Show in Paris aus der Ferne.[2] Am 4. September 2025 starb er im Alter von 91 Jahren in Mailand.[11][12] Die Aufbahrung (camera ardente) wurde für den 6. und 7. September 2025 im Armani/Teatro (Via Bergognone 59) angekündigt; die Beisetzung findet auf Wunsch Armanis im privaten Rahmen statt.[12] Die Stadt Mailand rief für Montag, den 8. September, einen Trauertag aus.[12]
Stil und Einfluss
Armani dekonstruierte das klassische Sakko, reduzierte Schulterpolster, lockerte Konstruktionen und etablierte eine nüchtern-elegante Silhouette. Für Frauen schuf er seit den 1980er Jahren sachliche Hosenanzüge als »Uniform« der arbeitenden Frau, die mit den Entwürfen Coco Chanels verglichen wurden.[2] Als einer der Pioniere des heutigen Red-Carpet-Glamours kleidete er zahlreiche Filmstars (u. a. Zendaya, Cate Blanchett, Julia Roberts) und entwarf Kostüme für Filme wie Ein Mann für gewisse Stunden (1980) und The Wolf of Wall Street (2013).[2] Nach dem Tod des Models Ana Carolina Reston 2006 forderte er ein Verbot untergewichtiger Mannequins und setzte entsprechend strenge Casting-Standards um.[2] Giorgio Armani sprach neben Italienisch auch Französisch und etwas Englisch. Er galt als kompromisslos, mitunter aufbrausend, „detailbesessen und als Asket“.[13] Er trat gerne in einem schlichten dunkelblauen T-Shirt oder Kaschmir-Pullover auf.
Unternehmen und Marken
Armani etablierte ein Marken-Ökosystem von Haute Couture (Armani Privé) bis zu Diffusionslinien (Emporio Armani, Armani Jeans), Accessoires, Brillen, Kinderbekleidung, Unterwäsche, Home, Gastronomie und Hotels. Das Unternehmen erwirtschaftete laut BBC zuletzt jährlich über zwei Milliarden Pfund Umsatz und blieb bis zu Armanis Tod privat geführt.[2] Unabhängige Unternehmensführung und Markenwahrung galten als zentrale Prinzipien; wiederholte Übernahmeangebote lehnte er ab.[10]
Für die Jahre nach seinem Tod zeichnete Armani einen Nachfolgeplan: die schrittweise Übertragung kreativer und operativer Verantwortung an seine Nichte Silvana Armani und seinen langjährigen Partner und Manager Leo Dell’Orco; geregelt ist dies über seine Stiftung.[12]
Sportliches Engagement
Armani war Anhänger von Inter Mailand und Eigentümer von Olimpia Milano. Zudem pflegte die Marke eine Partnerschaft mit dem Formel-1-Team Scuderia Ferrari.[2]
Kontroversen
2014 einigte sich die Armani-Gruppe im Streit mit den italienischen Steuerbehörden über Offshore-Tochtergesellschaften auf eine finanzielle Regelung, ohne ein Fehlverhalten einzuräumen.[2] 2015 lösten Armanis Äußerungen zur Frage, ob ein »schwuler Mann« sich »homosexuell kleiden« müsse, Kritik aus.[2] Bereits 1996 war Armani in einem Verfahren wegen mutmaßlicher Bestechung zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden (s. o.).[8]
Auszeichnungen und Ehrungen

- 1979: Neiman Marcus Award for Distinguished Service in the Field of Fashion[14]
- 1985/86: Ernennung zum Ehrenoffizier bzw. Ehrenritter der Republik Italien
- 1987: CFDA International Award
- 1991: Ehrendoktorwürde des Royal College of Art
- 1993: Ehrendoktor der Accademia di Belle Arti di Brera, Mailand
- 1998: Bambi
- 2000: David di Donatello (Rom)
- 2003: Walk of Style, Beverly Hills
- 2006: GQ »Man of the Year«
- 2006: Premio Leonardo
- 2008: Offizier der Ehrenlegion (Frankreich)
- 2009: Bambi (Kategorie Kreativität)
- 2013: 24. Oktober 2013 als »Giorgio Armani Day« in New York City
- 2014: Compasso d’Oro
- 2019: John B. Fairchild Award (New York)
- 2019: Outstanding Achievement Award (London)
- 2020: Premio Parete der Bocconi-Universität, Mailand
- o. J.: Italienischer Verdienstorden der Arbeit (Ordine al merito del Lavoro)[2]
Literatur
- Renata Molho: Essere Armani. Una biografia. Mailand 2006 (2015, ISBN 978-88-6865-715-4, Google Books).
- Barbara Vinken: Bling-Bling war ihm fremd. (Nachruf) In: Süddeutsche Zeitung Wochenendausgabe vom 6./7. September 2025, S. 16
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1934–2025: Giorgio Armani ist tot. In: orf.at. 4. September 2025, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Annabel Rackham: Legendary Italian designer Giorgio Armani dies. In: BBC News. 4. September 2025, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
- ↑ Giorgio Armani. In: forbes.com. Abgerufen am 31. Dezember 2023 (englisch).
- ↑ Giorgio Armani im Munzinger-Archiv, abgerufen am 6. März 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Sergio Galeotti, 40; Co-Founder of Giorgio Armani Design Firm. Los Angeles Times, 25. August 1985, abgerufen am 6. September 2025 (englisch).
- ↑ Was wird aus Armanis Imperium? In: The Wall Street Journal Deutschland. 25. Mai 2012, archiviert vom am 16. Januar 2013.
- ↑ Grau in Grau. Der Spiegel, 6. Juli 1987, abgerufen am 6. September 2025.
- ↑ a b Von der Finanzpolizei erpresst. 26. Januar 1998, abgerufen am 6. September 2025.
- ↑ Gewalt und Leidenschaft ( vom 16. Januar 2013 im Internet Archive), Focus, 21. Juli 1997.
- ↑ a b Das Metier ist gnadenlos. Der Spiegel, 23. Juni 2002, abgerufen am 6. September 2025.
- ↑ Italien: Modeschöpfer Giorgio Armani ist tot. In: Die Zeit. 4. September 2025, abgerufen am 4. September 2025.
- ↑ a b c d Paola Pollo: Morto Giorgio Armani, il re della moda: aveva 91 anni. In: Corriere della Sera. 4. September 2025, abgerufen am 4. September 2025 (italienisch).
- ↑ The ’King of Fashion’ wird 70 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven), Textilwirtschaft, 8. Juli 2004.
- ↑ Awards and Recognitions. In: armanivalues.com. Abgerufen am 6. September 2025 (englisch).