Die Gilbert-Varshamov-Schranke (nach Edgar Gilbert und Rom Rubenowitsch Warschamow) ist eine untere Abschätzung der Mächtigkeit eines im gewissen Sinne optimalen Blockcodes mit vorgegebener Blocklänge und Minimalabstand (siehe Hammingabstand). Im Gegensatz zu anderen vergleichbar berühmten Schranken liefert diese sogar eine Existenzaussage für einen Code. Das heißt, gegeben seien Alphabet, Blocklänge und Minimalabstand, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, dann existiert dazu ein Code mit einer Mindestanzahl an Codewörtern, die durch die Gilbert-Varshamov-Schranke von unten beschränkt ist.
Hinführende Definitionen
Für die folgenden Definitionen sei
ein Alphabet mit
Die größte Mächtigkeit eines Codes mit vorgegebener Blocklänge und Minimalabstand
Wir definieren
als die größte Mächtigkeit eines Codes über
mit Blocklänge
und Minimalabstand
, genauer also
. Merke, dass
ausschließlich von der Mächtigkeit von
, der Blocklänge und vom Minimalabstand abhängt.
Kugeln mit Radius r und ihr Volumen
Es sei
die Kugel um das Wort
. Die Mächtigkeit (oder auch das Volumen) von
ist gegeben durch
.
Aussage der Gilbert-Varshamov Schranke
Es gilt:
.
Beweis
Es sei
ein Code mit Minimalabstand
, Blocklänge
und Mächtigkeit
.
ist also ein
-Code mit größter Mächtigkeit. Dann gilt, dass
. Denn angenommen, das wäre nicht der Fall, so gibt es ein
. Dieses
erfüllt
, womit
ein Code mit Minimalabstand
über
wäre, der eine größere Mächtigkeit als
hat. Das kann nach Definition von
nicht sein. Daher bekommen wir
und somit insgesamt:
,
wobei
irgendein Wort ist. Nach Umstellen erhalten wir unsere Behauptung.
Konstruktion eines (n,d)-Codes über K
Der Beweis der Schranke liefert einen Greedy-Algorithmus zur Konstruktion eines Codes
, der die Gilbert-Varshamov-Schranke erfüllt, das heißt
. Dabei startet man mit einem beliebigen Wort
und setzt
. Danach wählt man
,
, so dass
. Man stoppt, sobald man kein
mit
mehr wählen kann.
Die Gilbert-Varshamov-Schranke für lineare Codes
Man kann die Gilbert-Varshamov-Schranke für lineare Codes (siehe linearer Code) verbessern:
Es sei
eine Primpotenz und
ein (bzw. auch der) Körper mit
Elementen. Weiterhin seien
mit
und
. Wenn
gilt, so gibt es einen linearen Code
mit
. Damit erhalten wir, dass
.
Literatur
- J.H. Lint: Introduction to Coding Theory (Graduate Texts in Mathematics. Band 86). Third Edition, Springer-Verlag Berlin Heidelberg, 1999, ISBN 978-3-642-63653-0, DOI:10.1007/978-3-642-58575-3
- San Ling, Chaoping Xing: Coding Theory A First Course. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-82191-9, DOI:10.1017/CBO9780511755279