Gihan Ibrahim

Gihan Ibrahim (arabisch جيهان إبراهيم, DMG Ǧīhān Ibrāhīm), auch bekannt als Gigi, ist eine ägyptisch-amerikanische Bürgerjournalistin, Aktivistin und Bloggerin. Während der ägyptischen Revolution im Jahr 2011 berichtete sie über die Proteste und wurde für weite Teile der westlichen Medien zu einem Gesicht der Ereignisse.

Gigi Ibrahim

Leben

Ibrahim wurde 1986 oder 1987[1] in Long Beach, Kalifornien, als Kind ägyptischer Eltern geboren.[2] Als sie ein Jahr alt war, zog die Familie zurück nach Ägypten. Nach dem Tod ihrer Mutter kehrte sie 2001 mit ihrem Vater und ihrer Schwester nach Kalifornien zurück. Sie war damals 14 Jahre alt und wurde in eine örtliche katholische Schule eingeschult.[3]

Während Ibrahims zweiter Schulwoche ereigneten sich die Anschläge vom 11. September. Am nächsten Tag durchsuchten FBI-Agenten das Haus der Ibrahims und erklärten, ein Nachbar habe einen Hinweis gegeben, weil Ibrahims Onkel manchmal nachts auf Arabisch telefonierte und kürzlich ein Umzugswagen vor ihrem Haus geparkt hatte. Als einzige Muslimin in ihrer Klasse wurde Ibrahim außerdem gebeten, an ihrer Schule einen Vortrag über den Islam zu halten, obwohl ihre Familie nicht sehr religiös war. Durch diese Erfahrung wurde Ibrahim klar, dass ihr Leben anders sein würde, weil sie Muslimin und Ägypterin war.[3]

In den folgenden Jahren interessierte sich Ibrahim zunehmend für Politik.[3] Sie engagierte sich in einer Gruppe, die sich für die Rechte illegaler Einwanderer in den USA einsetzte, als Reaktion auf die ihrer Ansicht nach diskriminierende Durchsetzung des Einwanderungsgesetzes durch die örtliche Polizei. Darüber hinaus engagierte sie sich pro-palästinensisch. Allerdings war sie damals weitgehend unwissend über die politischen Ereignisse in Ägypten und besuchte das Land nur selten.[4]

Ibrahim machte 2005 ihren Abschluss an der Cornelia Connelly High School in Anaheim[5] und besuchte anschließend das Orange Coast College.[2] Im Alter von 22 Jahren wechselte sie 2008 an die Amerikanische Universität in Kairo[6][7], wo sie sich in der ägyptischen Lokalpolitik engagierte und 2009 und 2010 an Protesten teilnahm. Während dieser Zeit engagierte sie sich bei den Revolutionären Sozialisten Ägyptens[4], deren Mitglied sie heute noch ist.[8] 2010 schloss sie ihr Studium der Politikwissenschaft ab.[2]

Beteiligung an den Ägyptischen Bürgerprotesten

Ibrahim schwenkt bei einem Protest im Februar 2011 in einer Menschenmenge eine kleine ägyptische Flagge
Ibrahim bei einer Protestkundgebung im Februar 2011

Ibrahim engagierte sich als Organisatorin in der ägyptischen Revolution von 2011[1][9] und betrieb darüber hinaus Bürgerjournalismus,[7][10] indem sie soziale Medien wie Twitter nutzte, während sie an Protesten teilnahm.[11][8]

Zusammen mit anderen ägyptischen Jugendlichen spielten sie eine führende Rolle bei der Organisation der Ereignisse vom 25. Januar 2011.[12] Ihre Tweets halfen Menschenrechtsgruppen auch dabei, Verhaftungen und staatliche Gewalt[13] zu dokumentieren.[14][15]

Einzelnachweise

  1. a b Rémy Ourdan: Egypte : le "journalisme citoyen" de Mona et Gigi sur Twitter (deutsch: Ägypten: Monas und Gigis „Bürgerjournalismus“ auf Twitter) In: Le Monde, 21. Februar 2011. Abgerufen am 22. Mai 2021 (französisch). 
  2. a b c Bennett Sandy, Maria Laso, Kelly St. John, Amy Bentley: 20 Women to Watch (Memento des Originals vom 31. Mai 2015 im Internet Archive) In: OC Metro, 1. März 2013 (englisch). 
  3. a b c Megan K. Stack: The Inconsistency of American Feminism in the Muslim World, The New Yorker, 7. Oktober 2021. Abgerufen am 14. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch). 
  4. a b Khaled Abu Hijleh: Mobile Revolution, UNESCO Courier. Abgerufen am 14. Oktober 2021 (englisch). 
  5. Gigi Ibrahim '05. Cornelia Connelly High School, archiviert vom Original am 22. Juni 2020; abgerufen am 22. Mai 2021 (englisch).
  6. Robert Mackey: Interview With an Egyptian Blogger. In: The New York Times. 27. Januar 2011, abgerufen am 22. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  7. a b Egyptian activist to speak at this year's CWA. In: University of Colorado Boulder. 16. März 2011, abgerufen am 22. Mai 2021 (englisch).
  8. a b Jeffrey Fleishman: After revolution in Egypt, women's taste of equality fades In: Los Angeles Times, 14. Februar 2012. Abgerufen am 22. Mai 2021 (englisch). 
  9. Egypt on alert for mass protests. In: BBC News. 28. Januar 2011, abgerufen am 29. Mai 2025 (englisch).
  10. Brecht De Smet: A Dialectical Pedagogy of Revolt: Gramsci, Vygotsky, and the Egyptian Revolution. Brill Academic Publishers, Boston 2015, ISBN 978-90-04-26266-9, S. 309 (englisch).
  11. Bennett Allen: Citizen Journalism: Life on the Ground at the Egyptian Revolution In: Vanity Fair, 4. April 2011. Abgerufen am 22. Mai 2021 (englisch). 
  12. Noha Mellor: Who Represents the Revolutionaries? Examples from the Egyptian Revolution 2011. In: Mediterranean Politics. 19. Jahrgang, Nr. 1, 2. Januar 2014, ISSN 1362-9395, S. 82–98, doi:10.1080/13629395.2013.826446 (englisch, tandfonline.com [abgerufen am 14. Oktober 2021]).
  13. Alonso Hidalgo: Redes sociales, política y activismo. (deutsch: Soziale Medien, Politik und Aktivismus). In: Quehacer. Centro de Estudios y Promocion del Desarrollo, S. 99 (spanisch, org.pe [PDF; abgerufen am 22. Mai 2021]).
  14. Phil England: A digital revolution in Egypt and beyond In: New Internationalist, Mai 2011. Abgerufen am 22. Mai 2021 (englisch). 
  15. Ägyptens gescheiterter Aufbruch in die Freiheit. berliner-kurier.de, abgerufen am 29. Mai 2025.
Commons: Gihan Ibrahim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien