Gidon Lev
Gidon Lev (hebräisch גדעון לב; geboren als Peter Wolfgang Löw am 3. März 1935 in Karlsbad, Tschechoslowakei) ist ein israelischer Milchbauer und Holocaust-Überlebender.[1] Im Alter von sechs bis zehn Jahren war er im Ghetto Theresienstadt interniert. Von 15.000 Kindern, die durch das Lager Theresienstadt kamen, ist er einer der wenigen, die überlebt haben.[2] Lev wurde als Zeitzeuge in Sozialen Medien bekannt.[3]
Leben
Levs Eltern stammten aus säkularen jüdischen Familien, die seit vielen Generationen in Österreich-Ungarn gelebt hatten. Als das Sudetenland im Münchner Abkommen 1938 an das Deutsche Reich abgetreten wurde, floh seine Familie nach Prag. 1941 wurden Lev und seine Familie in das Ghetto Theresienstadt deportiert.[4]
Lev war zehn Jahre alt, als die Rote Armee das Konzentrationslager im Mai 1945 befreite. Lev war eines der wenigen Kinder, die überlebt hatten. Er sah seinen Vater nur zweimal im Lager. Dieser wurde später nach Auschwitz transportiert und von dort auf einen Todesmarsch nach Buchenwald geschickt, den er nicht überlebte.[4] Lev und seine Mutter überlebten. Nach der Befreiung zogen sie nach Kanada.[4]
Im Jahr 1959 wanderte Lev nach Israel ein und nahm im Kibbuz Hasorea im Jesreeltal die Landwirtschaft auf.[5]
Lev war zweimal verheiratet und hat sechs Kinder, 15 Enkel und zwei Urenkelinnen.[4]
Wirken
Nach dem Tod seiner zweiten Frau lernte Lev die Autorin Julie Gray kennen, mit der er seit 2017 liiert ist.[6] Lev und Gray veröffentlichten 2020 das Buch The True Adventures of Gidon Lev: Rascal, Holocaust Survivor, and Optimist.[4] Das Werk wurde weltweit rezipiert. 2024 folgte Let's Make Things Better, das in einer deutschen Übersetzung beim Mosaik Verlag erschien.[7] Dort reiht sich das Werk in die „Bücher gegen das Vergessen“ ein.[8]
In den letzten Jahren wurde Gidon Lev durch seine Präsenz auf Instagram und TikTok bekannt.[9] Dort sprach er über seine Erlebnisse im Holocaust, um junge Menschen aufzuklären und gegen Antisemitismus zu kämpfen.[10][11] Im November 2023 deaktivierte er seinen Account. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Jahr 2023 hatte er zahlreiche Hasskommentare erhalten.[12]
Werke
- The True Adventures of Gidon Lev: Rascal. Holocaust Survivor. Optimist. Ramat Gan 2020, ISBN 978-1-73524-970-4.
- Let's Make Things Better. Ramat Gan 2024, ISBN 978-1-03-504398-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Julia Anton: Holocaust-Überlebender: „Es ist gut, dass ich überlebt habe“. In: Frankfurter Allgemeine. 9. Dezember 2024, abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ Thoralf Cleven: Ein Überlebender voller Hoffnung. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 30. Dezember 2024, S. 2.
- ↑ Yaakov Schwartz: A Holocaust survivor fought antisemitism on TikTok and now he’s a social media star. In: The Times of Israel. 3. März 2023, abgerufen am 19. August 2024 (englisch).
- ↑ a b c d e Gidon Lev and Julie Gray. In: C&W Agency. Abgerufen am 19. August 2024 (englisch).
- ↑ Gidon Lev. In: Humans of Tel Aviv. Abgerufen am 19. August 2024 (englisch).
- ↑ Zeuge der Zeit: Gidon Lev. Bayerischer Rundfunk, 4. Mai 2025, abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ Es gibt immer ein Morgen. In: Südwest Presse. 25. Mai 2025, S. 34.
- ↑ Bücher gegen das Vergessen: Fakten, Schicksale, Erinnerungen. Penguin Random House Verlagsgruppe, abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ Thoralf Cleven: Das Ende der Zeitzeugen: Der Holocaust-Überlebende Gidon Lev setzt aufs Digitale. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 16. Juni 2025, abgerufen am 18. August 2025.
- ↑ Holocaust-Überlebender kämpft auf TikTok gegen Online-Hass: »Mein Impuls ist: Zurückschlagen«. In: Der Spiegel. 16. Oktober 2022, abgerufen am 19. August 2024.
- ↑ Jack Beresford: Holocaust Survivor Accuses Joe Rogan of Promoting Hate in Viral Video. In: Newsweek. 4. Oktober 2021, abgerufen am 18. August 2025 (englisch).
- ↑ Hass im Netz wird zu viel für TikTok-Star und Schoah-Überlebenden Gidon Lev. In: Jüdische Allgemeine. 20. November 2023, abgerufen am 19. August 2024.