Ghab-Ebene
Koordinaten: 35° 35′ 13″ N, 36° 21′ 21″ O


Die Ghab-Ebene (arabisch سَهْلُ ٱلْغَابِ, DMG Sahl al-Ġāb ‚Waldebene‘) ist eine fruchtbare Ebene, die hauptsächlich im Bezirk as-Suqailabiyya des Gouvernements Hama im Nordwesten Syriens liegt. Der nach Norden fließende Fluss Orontes mündet in der Nähe von Mhardeh, etwa 25 km nordwestlich von Hama, in diese Ebene.[1][2]
Die Ghab-Ebene ist ein langgezogenes, schmales Grabenbruch-Tal, das Teil des nördlichen Ausläufers des Großen Afrikanischen Grabenbruchs ist. Sie erstreckt sich über etwa 60 km in Nord-Süd-Richtung und ist 10–15 km breit.[3] Im Westen wird sie durch das Bergmassiv des Dschebel Ansariye begrenzt, während im Osten der Dschebel Zawiyah - der südlichen Teil des nordsyrischen Kalksteinmassivs - die Ebene begrenzt.[1]
Durch die jahrhundertelange Überflutung durch den Orontes war die Ebene Sumpfland.[3][4] Das in den 1950er Jahren beginnende Ghab-Projekt entwässerte das Tal, um es für Landwirtschaft und Siedlungen nutzbar zu machen.[5] Dadurch entstanden so zusätzliche 41.000 Hektar Ackerland.[6]
Fischerei
Vor seiner Entwässerung war der Ghab das Zentrum der Welsfischerei (Flusswels, Silurus glanis) im Orontes-Tal.[7]
Ghab-Projekt

Das Projekt begann im Jahr 1953 und gilt als eines der wichtigsten Wasserbauprojekte in Nordsyrien. Aufgrund eines leichten Gefälles (0,10 %) des Orontes in der Gegend von al-Asharinah versorgte der Fluss die umliegenden Gebiete nicht mit ausreichend Wasser. In der Antike schon wurden am Orontes-Fluss in der Ghab-Ebene mehrere große Deiche und Dämme gebaut, wodurch das westliche Ende der Region von Sümpfen in Ackerland umgewandelt wurde. Die syrische Regierung beabsichtigte, diesen Plan selbst zu wiederholen. Die Ebene wurde 1968 vollständig trockengelegt und bot 11.000 Familien Land.[5]
Durch das Ghab-Projekt wurden große Gebiete landwirtschaftlich nutzbar gemacht und neue Bewässerungssysteme eingeführt. Das System umfasste Staustufen, Kanalnetze zur Bewässerung und zur Entwässerung. In Mhardeh, Zayzun, Qarqur und anderen Dörfern wurden große Stauwerke gebaut. Der 1961 erbaute Damm in Mhardeh ist 40 Meter hoch und 200 Meter lang und fasst 65 Millionen Kubikmeter Wasser.[5] Der 1996 erbaute Zeyzoun-Staudamm war 32 Meter hoch und fasste maximal 71 Millionen Kubikmeter Wasser; Es brach aber im Juni 2002 und führte zum Tod von 22 Menschen und zur Vertreibung von über 2.000 Menschen, als sich ein großes Loch in der Böschung öffnete und 80 Quadratkilometer der Landschaft flussabwärts überschwemmte.
Weitere Vorteile des Ghab-Projekts waren die Verbesserungen der Kommunikationssysteme durch den Bau von Straßen- und Schienennetzen, die zuvor aufgrund der Sümpfe nicht möglich waren. Außerdem ging die Malaria zurück, weil es kein stehendes Wasser mehr gab.[5]
Al-Rudsch-Ebene
Nordöstlich der Ghab-Ebene befindet sich eine weitere kleinere Ebene, die als al-Rudsch-Ebene (Rudsch-Becken) bekannt ist.[8] Es liegt zwischen der Ghab-Ebene und der Amouq-Ebene. Dies ist eine landwirtschaftlich wohlhabende Enklave westlich der Stadt Idlib.[2] Dort befinden sich viele antike archäologische Stätten.
Literatur
- Federal Research Division: Syria a Country Study. Kessinger Publishing, 2004, ISBN 978-1-4191-5022-7 (google.com).
- Arnon Sofer: Rivers of fire: the conflict over water in the Middle East. Rowman & Littlefield, 1999, ISBN 978-0-8476-8511-0 (google.com).
- Adriana de Miranda: Water architecture in the lands of Syria: the water-wheels. L'Erma di Bretschneider, 2007, ISBN 978-88-8265-433-7 (google.com).
- Salman M. A. Salman: The World Bank Policy for Projects on International Waterways: An Historical and Legal Analysis. World Bank Publications, 2009, ISBN 978-0-8213-7953-0 (google.com).
Einzelnachweise
- ↑ a b Federal Research Division, 2004, S. 74.
- ↑ a b Topography and Hydrology Map of the Orontes valley. ( vom 13. April 2017 im Internet Archive) In: water-security.org.
- ↑ a b Sofer, 1999, S. 205.
- ↑ South, Coleman. Syria. Tarrytown, N.Y.: Marshall Cavendish Benchmark, 2006. Print.
- ↑ a b c d de Miranda, 2007, S. 267.
- ↑ Salman, 2009, S. 28.
- ↑ J. Gaulmier: Notes sur la pêche du silure dans la vallée du Ĝāb. In: Mélanges de l'Institut Français de Damas, 1929, S. 19–25
- ↑ Wikimapia location
