Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815

Titelseite des ersten Bandes

Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815 von Walter von Boetticher ist ein 1912 bis 1923 erschienenes vierbändiges Werk über den Oberlausitzischen Adel. Ursprünglich sollte der Titel Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter vom Prager bis zum Wiener Frieden lauten, was bezogen auf den Zeitraum keinen Unterschied gemacht hätte. Es ist die Fortsetzung der Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1620 von Hermann Knothe aus dem Jahr 1887.[1][2]

Geschichte

Schon Jahre vor der Veröffentlichung des ersten Bandes Boettichers Werk, war dessen Absicht bekannt, Hermann Knothes Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter fortzusetzen.[3] Knothe war einer der besten oder der beste Historiker auf dem Gebiet der Oberlausitzischen Geschichte. Er ging aber zeitlich nicht über den Anschluss der Oberlausitz an Sachsen (Prager Frieden) hinaus.[4]

Quellen

Die Schwierigkeiten in Knothes Werk lagen in den vielen Lücken in den ohnehin schon vergleichsweise wenigen Quellen. Boetticher hingegen stand einer nahezu unüberschaubaren Masse an „fast überreich[em]“[4] Quellenmaterial gegenüber. Er wertete neben herkömmlicher Literatur, spezieller Lokalliteratur, Stücke des Dresdner Hauptstaatsarchivs, den Oberlausitzer Lehensakten in Bautzen und in Breslau, unter anderem auch Gutsakten, Kirchenbücher und Bücher aus wichtigen Bibliotheken, beispielsweise Dresden und Görlitz, aus.[5]

Inhalt

Von Boettichers Werk darf „sich vollkommen gleichberechtigt neben das Werk seines Vorgängers stellen“, wie Ermisch formulierte. Er habe sich „mit Recht im Wesentlichen an das bewährte Vorbild Knothes gehalten“.[4] Der hatte „zum ersten Mal den wohlgelungenen Versuch“ gemacht, „nicht nur die Genealogie zahlreicher Familien, ihren Ursprung, ihre Ausbreitung und Verzweigung zu erörtern, sondern auch die Reihen der Besitzer von fast jeder Ortschaft aufzustellen“.[6]

Von Boettichers erster Band beginnt mit einer „verfassungs- und kulturgeschichtlichen Einleitung“ und fährt dann in alphabetischer Reihenfolge mit der Behandlung der verschiedenen Geschlechter fort. Das Alphabet ist hierbei auf drei Bände unterteilt. Auf den vergleichsweise kurzen Abschnitt des Alphabets U bis Z im dritten Band, nach deren Ordnung die Geschlechter berücksichtigt wurden, folgt noch im dritten Band „nach Art Knothes“ ein Abschnitt, in dem die Geschichte der einzelnen, hauptsächlich oberlausitzischen Güter abgehandelt wird. Auf diesen Abschnitt im dritten Band folgen wiederum urkundliche Beigaben, die bei ursprünglich 110 geplanten Seiten, letztendlich einen weniger als halb so großen Teil eingenommen haben. Ein vierter Band ergänzt Nachträge und Berichtigungen, sowie ein gesamtes Inhaltsverzeichnis und ein Register.[7][6]

Die Gersdorffs wurden vergleichsweise ausführlich behandelt. Ihrer Darstellung wurden über 184 Seiten (Band 1) gewidmet. Mit 110 Seiten (Band 2) sind im Gesamtwerk nur die Herren von Nostitz ebenso mit über 100 Seiten behandelt.[6]

Weitere Verwendung

Götz Freiherr von Houwald verfasste Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Bände über die Niederlausitzer Rittergüter und deren Besitzer. Als Vorbild diente ihm dieses, von Boetticher verfasste Werk über die Geschichte des oberlausitzischen Adels und seiner Güter.[8]

Ausgabe

Siehe auch

Literatur

  • Eduard Karl Heinrich Heydenreich: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815 von Dr. Walter von Boetticher Bd. I. 1912. 961 S. 8°. In: Familiengeschichtliche Blätter, Band 10 („X. Jahrgang“), Nummer 11 (November). S. 180. Bücherbesprechungen. (Volltext)
  • Hubert Ermisch: Walther von Boetticher [Dr. med. in Dresden], Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815. Band 1. Görlitz, Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (in Kommission der Verlagsanstalt Görlitzer Nachrichten und Anzeiger), 1912. 961 S. 8°. M. 20. In: Paul Henneberg (Hrsg.): Deutsche Literaturzeitung, Band 33 („dreiunddreissigster Jahrgang“). Berlin 1912. S. 2292–2295 (Volltext)
  • Woldemar Lippert: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter 1635–1815. Von Dr. Walter von Boetticher. Bd. 1. 1912. (Görlitz,) Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften . II, 961 SS. 8°. M. 20. In: Hubert Ermisch (Hrsg.): Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Band 34 („Vierunddreißigster Jahrgang“). Dresden 1913. S. 201–203. (Volltext)
  • Adalbert Horčička: Boetticher von Walter, Dr.: Geschichte des Oberlausitzischen’ Adels und seiner Güter 1635–1815. I. Band. 1912. Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz. S. 961. In: Adalbert Horčička, Ottocar Weber: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, Band 51. Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Prag 1913. S. 30–32. (Volltext)

Einzelnachweise

  1. Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften. In: Hubert Ermisch (Hrsg.): Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde. Band 32. Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1911, S. 193 (google.de [abgerufen am 19. Juli 2025]).
  2. Richard Jecht: Jahresbericht von Herbst 1909 bis Herbst 1910. In: Richard Jecht (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin. Band 86. Görlitz 1910, S. 273 (google.de [abgerufen am 19. Juli 2025]).
  3. Woldemar Lippert: Gesc, hichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter 1635–1815. Von Dr. Walter von Boetticher. Bd. 1. 1912. (Görlitz,) Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften . II, 961 SS. 8°. M. 20. In: Hubert Ermisch (Hrsg.): Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Band 34 („Vierunddreißigster Jahrgang“). Dresden 1913. S. 201
  4. a b c Hubert Ermisch: Walther von Boetticher [Dr. med. in Dresden], Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815. Band 1. Görlitz, Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (in Kommission der Verlagsanstalt Görlitzer Nachrichten und Anzeiger), 1912. 961 S. 8°. M. 20. In: Paul Henneberg (Hrsg.): Deutsche Literaturzeitung, Band 33 („dreiunddreissigster Jahrgang“). Berlin 1912. S. 2293
  5. Woldemar Lippert: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter 1635–1815. Von Dr. Walter von Boetticher. Bd. 1. 1912. (Görlitz,) Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften . II, 961 SS. 8°. M. 20. In: Hubert Ermisch (Hrsg.): Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Band 34 („Vierunddreißigster Jahrgang“). Dresden 1913. S. 201–202
  6. a b c Eduard Karl Heinrich Heydenreich: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815 von Dr. Walter von Boetticher Bd. I. 1912. 961 S. 8°. In: Familiengeschichtliche Blätter, Band 10 („X. Jahrgang“), Nummer 11 (November). S. 180. Bücherbesprechungen
  7. Woldemar Lippert: Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter 1635–1815. Von Dr. Walter von Boetticher. Bd. 1. 1912. (Görlitz,) Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften . II, 961 SS. 8°. M. 20. In: Hubert Ermisch (Hrsg.): Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde, Band 34 („Vierunddreißigster Jahrgang“). Dresden 1913. S. 202
  8. Tim S. Müller: Gosda/Niederlausitz. Landnutzungswandel einer ostelbischen Gutsherrschaft zwischen „Ökonomischer Aufklärung“ und anbrechendem Industriezeitalter (1790–1860). Waxmann Verlag, Münster 2012, ISBN 978-3-8309-7618-9, S. 22 (google.de [abgerufen am 19. Juli 2025]).