Gertrude Eaton
Gertrude Eaton (* 6. Dezember 1863 in Swansea; † 8. März 1940 in Hampstead, London) eine walisisch-britische Sängerin, Suffragette und Strafrechtsreformerin.[1]
Leben
Gertrude Eaton war fünfte Tochter und sechstes Kind des Geschäftsmanns und Richters Robert Eaton of Bryn-y-mor sowie seiner Frau Helen Edith Eaton, geborene Bolton.[1] Die Eatons waren eine prominente Familie; das imposante Bryn-y-mor wurde von einem Vorfahren im 18. Jahrhundert erbaut.[2]
1872 starb ihr Vater und danach verbrachte Eaton einen Großteil ihrer Jugend in Kontinentaleuropa und studierte zumindest einen Teil der Zeit Musik.[1] Im Jahr 1894, im Alter von dreißig Jahren, schrieb sie sich am Royal College of Music (RCM) ein, wo sie Gesang und Klavierspiel studierte.[3] Sie trat häufig in London und in der Umgebung von Bath auf, wo ihre Mutter bis zu ihrem Tod im Jahr 1898 lebte. In ihrem Haus in Kensington gab sie auch Gesangs- und Sprechunterricht und erzielte einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Musikwelt.[4]
Im Jahr 1911 gründete Eaton zusammen mit der Pianistin und Komponistin Katharine Emily Eggar und Geigerin und Musikwissenschaftlerin Marion Scott die Society of Women Musicians.[5][6] Die erste Sitzung fand im Oktober 1911 statt, bei der Eaton zur Schatzmeisterin gewählt wurde; bei dieser ersten Sitzung hielt sie auch eine Rede.[7][8] Von 1916 bis 1917 war sie Präsidentin der Gesellschaft.[9]
Gertrude Eaton engagierte sich auch für das Frauenwahlrecht und eine Gefängnisreform und war eine Amtszeit lang Präsidentin der Howard League for Penal Reform.[10] Eaton nutzte ihre musikalische Ausbildung, um anderen Suffragetten beizubringen, wie sie ihre Stimme einsetzen können, um selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu sprechen.[11] Als Sekretärin der Women’s Tax Resistance League wurde im Sommer 1911 ihr Haushaltssilber beschlagnahmt, als sie sich weigerte, aus Protest gegen das fehlende Wahlrecht Steuern zu zahlen.[12] Auch der Volkszählung im Jahr 1911 entzog sie sich im Rahmen des organisierten Wahlrechtsprotests.[13] Es heißt, sie habe maßgeblich dazu beigetragen, dass eine Strafrechtsreform auf die Tagesordnung des Völkerbundes gesetzt wurde, wo 1934 eine Empfehlung formuliert wurde und was 1955 zu Verabschiedung von Mindeststandards für die Behandlung von Gefangenen bei den Vereinten Nationen führte.[1][14] Eaton war eine der britischen Delegierten bei der Women's International League for Peace and Freedom, die 1919 in Zürich tagte.[15]
Eaton starb 1940 in Hampstead.[1] Ihre Kollegin in der Howard League for Penal Reform, Margery Fry schrieb in einem Nachruf auf Eaton: „Wenn ihre Empathie geweckt war, bemühte sie sich unermüdlich, einer Sache oder einer Person zu helfen.“[16]
Weblinks
- Postcard, portrait postcard. In: Gertrude Eaton. Museum of London, 1905, abgerufen am 26. Januar 2025.
- Photograph of Suffragette Gertrude Eaton. Museum of London, 1911, abgerufen am 26. Januar 2025.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Anne Logan: Eaton, Gertrude (1863–1940). In: Henry Colin Gray Matthew, Brian Harrison (Hrsg.): Oxford Dictionary of National Biography, from the earliest times to the year 2000 (ODNB). Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X; oxforddnb.com, Stand: 8. August 2019.
- ↑ Anne Logan: The Life of Gertrude Eaton (1864): musician, tax resistor and penal reformer. In: Women’s History: the journal of the Women’s History Network. Band 2, 11, Special Issue: 1918–2018, ISSN 2059-0156.
- ↑ Pamela Blevins: Ivor Gurney and Marion Scott: Song of Pain and Beauty. Boydell and Brewer, Martlesham 2008, ISBN 978-1-84383-421-2, S. 12 (google.de).
- ↑ In: The Vote. 6. August 1911.
- ↑ Anita Mercier: Guilhermina Suggia: A Life. Ashgate Publishing, Farnham 2008, ISBN 978-0-7546-6169-6, S. 32 f. (google.de).
- ↑ Laura Seddon: Intergenerational Relationships: The Case of the Society of Women Musicians. In: Lisa Colton, Catherine Haworth (Hrsg.): Gender, Age, and Musical Creativity. Ashgate Publishing, Farnham 2015, ISBN 978-1-4724-3085-4, S. 102 (google.de).
- ↑ Society of Women Musicians. In: The Musical Times and Singing-Class Circular. Band 52, 1. August 1911, S. 535.
- ↑ Organizing a “Society of Women Musicians” in London. In: New York Times. 22. Oktober 1911, S. 47 (newspapers.com).
- ↑ Catalogue of Papers relating to the Society of Women Musicians. (PDF) RMC Library Archives, London, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2015; abgerufen am 26. Januar 2025.
- ↑ Capital Punishment: Women Discuss its Abolition. In: The West Australian. 19. Juni 1930 (trove.nla.gov.au [abgerufen am 26. Januar 2025]).
- ↑ Anita Anand: Sophia: Princess, Suffragette, Revolutionary. Bloomsbury, New York City 2015, ISBN 978-1-63286-081-1, S. 292.
- ↑ Tax Resistance. In: The Vote. 5. August 1911.
- ↑ Jill Liddington: Vanishing for the Vote: Suffrage, Citizenship, and the Battle for the Census. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-1-84779-888-6.
- ↑ D. M. Northcroft: Women in Prison Administration: An Interesting Appointment. In: The Glasgow Herald. 17. April 1935, S. 10 (google.com).
- ↑ Charlotte Bill et al.: These Dangerous Women: WILPF Women Working in Partnership. Women’s International League for Peace and Freedom, London 2015, S. 22 (wilpf.org.uk [PDF]).
- ↑ Margery Fry: In Memoriam: Gertrude Eaton. In: Howard Journal of Crime and Justice. Band 5, Nr. 4, Januar 1940, S. 230, doi:10.1111/j.1468-2311.1940.tb01053.x.