Germenau

Germenau
Stadt Klötze
Koordinaten: 52° 34′ N, 10° 59′ O
Höhe: 64 m
Fläche: 80,4 ha[1]
Eingemeindung: 1. April 1937
Eingemeindet nach: Jahrstedt
Postleitzahl: 38486
Vorwahl: 039008
Germenau (Sachsen-Anhalt)
Germenau (Sachsen-Anhalt)
Lage von Germenau in Sachsen-Anhalt
Germenau, Ortsdurchfahrt, 2006
Germenau, Ortsdurchfahrt, 2006

Germenau ist ein Wohnplatz im Ortsteil Jahrstedt der Stadt Klötze im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Geografie

Das altmärkische Straßendorf Germenau liegt östlich der Ohre am Nordrand des Feuchtgebietes Naturpark Drömling.[2]

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Die erste Erwähnung stammt aus einem Lehnsbrief von 1472 als dat halue wüste dorp Germen. Kurfürst Albrecht von Brandenburg belieh Werner und Gebhard von Alvensleben mit Schloss und Vogtei Gardelegen.[3] Das Dorf war also damals nicht mehr besiedelt, sondern eine Wüstung. Wilhelm Zahn schlussfolgerte später, dass das Dorf 1506 neu angelegt worden sein müsste.[4] 1711 heißt der Ort Garmenow. Im Jahre 1789 ist das Kolonistendorf von Ausländern bewohnt.[1] Bratring berichtet im Jahre 1804 über das Koloniedorf und Vorwerk Germenau, aufgebaut auf der wüsten Feldmark Germen.[5]

Im Jahre 1986 betrieb die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft „Karl Marx“ die Junghennenanlage Germenau.[1] Im Jahre 2018 wurde das 1956 errichtete Stauwehr an der Ohre bei Jahrstedt und Germenau vom Wasser um- und unterspült und brach zusammen.[6] Der Neuaufbau einer Fischaufstiegsanlage am Ohre-Stauwehr Jahrstedt/Germenau war für das Jahr 2019 vorgesehen.

Gutshistorie

Im Jahre 1506 wurde über einige Orte der Region als diese … versetzten und verpfändeten güter und dörffer, darunter Germen, in einer Urkunde über die Verpfändung des halben Schlosses Gardelegen berichtet.[7] Es bildete sich ein kleiner Gutsbesitz zugehörig, als Teil des Gutes in Immekath. Dieses war ein markgräfliches Lehen und gehörte dann zum Einflussbereich der Herren von der Schulenburg. Eine Fläche des Gutes Immekath und zudem eine Hälfte des Gutes Germenau[8] wurde ein sogenanntes Aftlerlehn einer bisher in der Genealogieforschung wenig bekannten altmärkischen Familie von Flügge, welches dem Uradel zugeordnet wurde und seit Anfang des 19. Jahrhunderts als ausgestorben gilt.[9] Letzte Vertreterin war wahrscheinlich Elisabeth Sophie von Werdeck, geb. von Flügge, verheiratet mit dem späteren Landrat Friedrich Karl Ferdinand von Werdeck, Sohn des Offiziers Ernst Ferdinand von Werdeck.[10] 1745 ist im Ort Germenau ein adliges Gut und eine Schäferei verzeichnet, 1775 nur ein Vorwerk und Schäferei mit 6 Bündnern und Inwohnern.

Anfang des 19. Jahrhunderts war die alte Familie von Kröcher Eigentümer geworden. Premierleutnant a. D. Heinrich (Conrad Heinrich Ferdinand) von Kröcher-Lohm[11] war 1828 Teil der Ritterschaft des Salzwedelschen Kreises mit einem landtagsfähigen Rittergut, in Germenau.[12] Nachfolgend wurde Gut Germenau mit Cunrau kurz ein Nebengut[13] der briefadeligen Familie von Jena auf Cöthen bei Berlin. Das Areal betrug 490 Morgen Acker, 1000 Morgen Wiesen, 7 Morgen Gärten, 200 Morgen Weide und 300 Morgen Forsten.[14] Nach einer weiteren alten Matrikelübersicht besaß um 1847/1850 Germenau mit Cunrau, als freie Allodgüter, Herr Th. Hermann Rimpau.[15] 1878 wird weiterhin die Familie Rimpau als Rittergutsbesitzer genannt.[16] Anfang der 1880er Jahre verlegt der Gutsherr scheinbar seinen Hauptwohnsitz nach Cunrau und nennt sich Rimpau-Cunrau; des Weiteren entwirft er ein Gutachten zur Umgebung des Drömlings.[17] Rimpau ist Vorsteher des Amtsbezirk Cunrau mit mehreren Orten und dem Rittergut Cunrau, für Germenau wird nur der Ort erwähnt aber kein gesonderter Gutsbezirk mehr.[18]

Eingemeindungen

Am 1. April 1937 wurden die Gemeinden Germenau und Jahrstedt aus dem Landkreis Salzwedel zu einer Gemeinde mit dem Namen Jahrstedt zusammengeschlossen.[19] Dadurch wurde Germenau ein Wohnplatz von Jahrstedt. Mit der Eingemeindung von Jahrstedt nach Klötze am 1. Januar 2010 verblieb Germenau bei Jahrstedt.[20]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1774 014
1789 138
1798 170
1801 175
1818 224
Jahr Einwohner
1840 255
1864 313
1871 289
1885 262
1892 [0]277[4]
Jahr Einwohner
1895 299
1900 [0]313[4]
1905 207
1910 [0]280[4]
1925 281

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1925:[1]

Religion

Die evangelischen Christen aus Germenau und Jahrstedt sind in die Kirchengemeinde Steimke eingekircht[21] und gehören heute zum Pfarrbereich Steimke-Kusey im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Der Ortsfriedhof befindet sich im Norden des Dorfes.
  • In Germenau steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[22]

Literatur

  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 134 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt (Hrsg.): Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Band 2 (Zweiter, oder topographischer Teil), Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, u. a. S. 332.

Einzelnachweise

  1. a b c d Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 756–757, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 141–142 (Digitalisat).
  4. a b c d Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 134 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  5. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 373 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00395~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  6. Matthias Mittank: Keine schnelle Lösung in Sicht. Kaputter Jahrstedter Stau: Entscheidung zum Wiederaufbau um vier Wochen verschoben. In: Altmark Zeitung. 28. April 2018 (az-online.de).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 159 (Digitalisat – CCXXII).
  8. Johann Friedrich Danneil: Das Geschlecht von der Schulenburg. Band 1, J. D. Schmidt, Salzwedel 1847, S. 251.
  9. G. A. von Mülverstedt, Ad. M. Hildebrandt, u. a.: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch. Neuauflage, Band 6.5, (Des Sechsten Bandes Fünfte Abtheilung), Der abgestorbene Adel der Provinz und Mark Brandenburg. Bauer und Raspe Emil Küster, Nürnberg 1880, S. 28.
  10. Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin (Hrsg.), Band 85; K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9, S. 1086.
  11. Geschichte des Geschlechts von Kröcher. Band 1, Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei R. (L.) v. Decker, Berlin 1865, S. 259 f.
  12. Siehe: Carl von Eickstedt (Hrsg.): Beiträge zu einem neueren Landbuch der Marken Brandenburg. Prälaten, Ritter, Städte, Lehnschulzen, oder Roßdienst und Landwehr. Verlag Creutz, Magdeburg 1840, S. 515.
  13. J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt (Hrsg.): Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Band 2 (Zweiter, oder topographischer Teil), Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, S. 75.
  14. Friedrich Wilhelm Boldewin Ferdinand von dem Knesebeck: Die Rittermatrikeln der Altmark nebst einer alphabetischen Uebersicht der Ritterschaft und der von denselben vertretenen Rittergüter. Heinrichshofen, Magdeburg 1859, S. 18.
  15. Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Hand-Matrikel. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 128.
  16. Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg. Stück 17. 1878, Magdeburg, 27. April 1878, S. 91.
  17. H. Thiel (Hrsg.): Landwirthschaftliche Jahrbücher. Zeitschrift für wissenschaftliche Landwirthschaft. Band 12, Paul Parey, Berlin 1883, S. 31 ff.
  18. Gustav Klingenstein (Hrsg.): Adreß-Buch der Stadt Salzwedel. Selbstverlag, Salzwedel 1888, S. 98.
  19. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1937, ZDB-ID 3766-7, S. 187.
  20. Ortsteilverzeichnis Land Sachsen-Anhalt (Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile), Gebietsstand Januar 2014, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 2016.
  21. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 52 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  22. Germenau, Ortsteil von Jahrstedt, Stadt Klötze, Altmarkkreis Salzwedel. In: Denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.