Gerhard Geldenhauer

Gerhard Geldenhauer (* 1482 in Nimwegen; † 10. Januar 1542 in Marburg), auch Gerhardus Noviomagus genannt, war ein Humanist, lutherischer Theologe und Reformator.
Leben und Wirken
Nach seinem Geburtsort Noviomagus genannt, studierte Geldenhauer in Löwen und vertrat mit Überzeugung den Humanismus erasmischer Prägung. Dabei lernte er in Deventer Hinne Rode, in Bremen Jakob Propst und in Braunschweig Johann Pelt kennen. Von Kaiser Maximilian I. wurde er zum poeta laureatus gekrönt. Als Mönch war er Vorleser und Sekretär Karls V., später Berater des Philipp von Burgund in Utrecht.
Nach Philipps Tode 1524 reiste er nach Wittenberg zu Martin Luther, Philipp Melanchthon und Andreas Bodenstein, kehrte als überzeugter Anhänger der Reformation in die Niederlande zurück und schloss sich der reformatorischen Bewegung an. Daraufhin wurde er 1526 von seiner Pfarrstelle Tiel vertrieben und bereiste oberdeutsche evangelische Städte.
In Straßburg zog ihn besonders Martin Bucer an, der sich des schwermütigen, zurückhaltenden Mannes annahm und ihn an die Universität Marburg empfahl, um dort das Amt Franz Lambert von Avignon zu übernehmen (1534–1542). Hier beteiligte er sich auch an den organisatorischen Aufgaben der Hochschule und war im Sommersemester 1536 Rektor der Alma Mater. Mit seinem Lehrer Erasmus von Rotterdam geriet er in Konflikt, mit anderen Humanisten hielt er die Verbindung aufrecht.
In seinen Schriften wie in seinem Verhalten zeichnete er sich durch den Geist der Milde aus, besonders gegenüber den Täufern. Geldenhauer unterschrieb die Schmalkaldischen Artikel und wurde auch vom Landgrafen Philipp von Hessen zu den Religionsgesprächen nach Hagenau und Worms entsandt. Als er starb, hielt Johann Draconites die Gedenkrede.
Sein Sohn war Gerhard Eobanus Geldenhauer. Seine Tochter Felicitas heiratete 1580 Caspar Dryander († 17. November 1612), einen Sohn des Johann Dryander.[1]
Werke
1530 schrieb er eines der frühesten Werke zur Geschichte der Niederlande, seine "Historia Batavica, ex optimis quibusque autoribus. Cum nonnullis aliis ... antehac non visis." (verlegt u. a. in Köln 1541 bei Eucharius Cervicornus (Hirtzhorn)).
- Historia Batavica : Ex Optimis Qvibvsqve Avtoribvs / Autore Gerardo Geldenhaurio Nouiomago collecta. - Coloniae : Cervicornus, 1541. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Literatur
- Jacob Cornelis van Slee: Geldenhauer, Gerhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 530 f.
- Gerhard Müller: Geldenhauer, Gerhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 170 (Digitalisat).
- Jacob Prinsen: Gerardus Geldenhauer Noviomagus.. Bijdrage tot de kennis van zijn leben en werken. M. Nijhoff, 's-Gravenhage 1898 (Leiden, Phil. Fac. der Lett., Diss. v. 8. Juli 1898 Leiden 1899).
- Paul Kalkoff: Hedio und Geldenhauer als Chronisten. In: Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins. Bd. 33 (1918), S. 348–362.
- Heinrich Hermelink, Siegfried A. Kaehler: Die Philipps-Universität zu Marburg, 1527–1927: fünf Kapitel aus ihrer Geschichte. Elwert, Marburg 1927, S. 127ff.
- Remigius Stölzle: Gerard Geldenhauer. In: Archiv für Reformationsgeschichte. Bd. 14 (1927), S. 65–77.
- O. Hendriks: Gerard Geldenhauer. In: Studia Catholica. Bd. 31 (1956), S. 176–196.
- Cornelis Augustijn: Gerard Geldenhauer und die religiöse Toleranz. In: Archiv für Reformationsgeschichte. Bd. 69 (1978), S. 132–156.
- Heinz Scheible (Bearb.): Melanchthons Briefwechsel: kritische und kommentierte Gesamtausgabe. R. Regesten, Bd. 12: Personen F–K. Frommann-Holzboog, Stuttgart-Bad Cannstatt 2005, ISBN 3-7728-2258-4.
- Wolf-Friedrich Schäufele: Von Erasmus zu Bucer: Gerhard Geldenhauer (1482–1542) als Geschichtsschreiber und Theologe. In: Jasmin Hauck, Georg Strack (Hrsg.): Humanismus, Jurisprudenz und Konfessionalismus in Hessen (ca. 1500–1560). Harrassowitz, Wiesbaden 2021–2024 (Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance- und Humanismusforschung; 34), ISBN 978-3-447-18423-6, S. 17–40.
Weblinks
- Geldenhauer gen. Noviomagus, Gerhard. Hessische Biografie. (Stand: 9. August 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Abschnitt zu Gerhard Geldenhauer in: Adam, Melchior: Vitae Germanorum Theologorum qui superiori seculo Ecclesiam Christi, 1620 (digitalisierte Edition)
Einzelnachweise
- ↑ Dryander, Johannes. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).