Gerhard Becherer
Gerhard Moritz Becherer (* 15. Juni 1915 in Ahlsdorf; † 14. Juli 2003 in Rostock) war ein deutscher Experimentalphysiker und Hochschullehrer. Er unterrichtete an der Universität Rostock.
Leben und Wirken
Gerhard Becherer wurde in Ahlsdorf im Mansfelder Land als einiges Kind des Fahrsteigers Moritz Becherer (* 13. Januar 1889; † 29. März 1982) und dessen Ehefrau Helene, geborene Sprunk (* 17. April 1893; † 26. Juni 1962) geboren. Vater und männliche Vorfahren waren seit vielen Generationen im Mansfelder Kupferschieferbergbau tätig. Die Eltern besaßen in Alsdorf ein Haus mit einem Gartenhäuschen, das auch Becherer nach seiner Emeritierung 1980 und dem Tod seiner Ehefrau Helga, geborene Scheffler (* 29. September 1919; † 2. November 1997), zeitweise bewohnte. Gerhard und Helga Becherer sind die Eltern dreier Kinder.
Vom sechsten Lebensjahr an besuchte Becherer die Grundschule in Ahlsdorf und ab Ostern 1925 die Oberrealschule in Eisleben. 1929 wurden Luthergymnasium und Oberrealschule zur „Staatlichen Lutherschule“ vereinigt. Ostern 1934 bestand Becherer an dieser Schule das Abitur. Nach dem Abitur folgte ein halbjähriger Pflichteinsatz als „Arbeitsmann“, beim Reichsarbeitsdienst des Gaues Halle-Merseburg an den Baustellen der heutigen Bundesautobahn 9 sowie der inzwischen zerstörten Thingstätte in den Halleschen Brandbergen.[1]
Im Herbst 1934 begann Becherer an der Universität Halle mit dem Physikstudium und belegte die Fächer Mathematik, Physik und Chemie. Nach sechs Semestern Grundstudium und einer Zwischenprüfung begann er im November 1937 im Institut für experimentelle Physik, an seiner Doktorarbeit „Viskositätsmessungen von anisotropen Flüssigkeiten nach der Helmholtzschen Methode“ zu arbeiten. Die mündliche Prüfung bestand er am 23. Februar 1940 und erhielt das Doktordiplom am 2. März 1942. Sein Doktorvater war der Physikochemiker Wilhelm Kast.[1] Einer seiner Hochschullehrer, bei denen er Praktika und Vorlesungen besuchte, war der Erfinder der Normaldrucksynthese des Polyethylens Karl Ziegler. Diesem wurde im Jahr 1963 der Nobelpreis für Chemie zusammen mit Giulio Natta zuerkannt.
Ab 1944 war er Assistent am Institut für Physik der Universität Halle. 1953 habilitierte er sich. Von 1957 bis 1958 hatte er eine Professur für Experimentelle Physik in Halle inne, dann folgte er einem Ruf auf eine Professur für Experimentalphysik an der Universität Rostock als Nachfolger von Paul Kunze. Er leitete das Institut bis 1968. Von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1980 war er ordentlicher Professor für Experimentelle Physik in Rostock.

Becherer wurde 1960 als Dekan der Fakultät für Naturwissenschaft/Mathematik eingesetzt. Von 1962 bis 1964 fungierte er als Prodekan. 1975 gründete er den Arbeitskreis Nichtkristalline und Partiellkristalline Strukturen und wurde als deren Leiter eingesetzt, ferner leitete er die Vereinigung für Kristallographie. Aus Becherers Arbeitsgruppe gingen 70 Promotionen und 26 Habilitationen hervor.
Becherer starb 2003 im Alter von 88 Jahren nach längerer Krankheit in Rostock. Seine Grabstätte sowie die seiner Ehefrau und seiner Eltern befinden sich auf dem Friedhof in Ahlsdorf.
Werke
- Messungen der Viskosität kristalliner Flüssigkeiten nach der Helmholtzschen Methode. Dissertationsschrift, Halle 1942.
- Über Feinstrukturuntersuchungen zur Klärung des Haftens von Kohleschichten an Porzellan. Habilitationsschrift, Halle 1953.
- Über die Bestimmung der Fehler-Erkennbarkeit in der Röntgenmikroskopie. Verl. Technik, Berlin 1952.
Weblinks
- Literatur über Gerhard Becherer in der Landesbibliographie MV
- Eintrag zu Gerhard Becherer im Catalogus Professorum Rostochiensium
- Bernd Müller: Gerhard Becherer bei chemie.uni-jena.de (PDF; 25 kB)
- Becherer, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, (13.09.2025) Online.
- Werke von Gerhard Becherer im Gemeinsamen Verbundkatalog