Georg Herbert zu Münster

Georg Herbert Graf zu Münster von Derneburg (* 23. Dezember 1820 in London; † 28. März 1902 in Hannover), ab 1899: Georg Herbert Fürst Münster von Derneburg, war ein deutscher Diplomat.^[1]

Georg Herbert zu Münster stammt aus dem westfälischen Adelsgeschlecht Münster. Sein Vater war der Graf Ernst Friedrich Herbert zu Münster († 1839), der während der britisch-hannoverschen Personalunion in der Zeit von 1805 bis 1831 die Deutsche Kanzlei in London geleitet und das Kurfürstentum Hannover auf dem Wiener Kongress vertreten hatte. Seine Mutter war Wilhelmine Charlotte zu Schaumburg-Lippe (1783–1858), eine Tochter von Philipp II. zu Schaumburg-Lippe.

Nach seinen Kinder- und Jugendjahren in London, Derneburg und Hannover studierte Münster in Bonn, Göttingen und Heidelberg Jura.^[1] Er war Mitglied der Corps Borussia Bonn (1841) und Lunaburgia III zu Göttingen (1842).^[2] Achtzehnjährig übernahm er von seinem Vater einen großen Landbesitz, der zeitlebens seine wirtschaftliche Unabhängigkeit sicherte.^[1] Mittelpunkt des Besitzes war das frühere Kloster Derneburg bei Hildesheim, das er in ein romantisches Schloss, wie er es aus England kannte, umwandelte: 1846 ließ er Georg Ludwig Friedrich Laves zwei Drittel der Klosterkirche abreißen und das geschlossene Viereck mit seinem Kreuzgang zu einer Dreiflügelanlage öffnen, so dass das Schloss Derneburg entstand. Zum Besitz gehörten mehrere Gutshöfe mit Landwirtschaft. Georg Herbert zu Münster war Gründungsmitglied und 1870 erster Präsident des Deutschen Fischerei-Vereins; sein fischereiliches Interesse rührte von seiner Teichwirtschaft, die er unterhalb von Schloss Derneburg besaß und die er zu einem Musterbetrieb ausbauen ließ.^[3]

Georg zu Münster war von 1857 bis 1865 königlich-hannoverscher Gesandter in Sankt Petersburg. 1866 bemühte er sich vergeblich, König Georg V. von Hannover zu einer preußenfreundlichen Politik zu bewegen. Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 war er von 1867 bis 1902 Mitglied des Preußischen Herrenhauses.

Seit der deutschen Reichsgründung war er Publizist und Mitglied des Reichstags (1871–1873). Danach war er Botschafter des Deutschen Kaiserreiches in London (1873–1885) und Paris (1885–1900). Als Höhepunkt der diplomatischen Tätigkeit Münsters wird seine Leitung der deutschen Delegation während der ersten Haager Friedenskonferenz 1899 gesehen.^[1] dar. Im hohen Alter und kurz vor seiner Entlassung wurde er am 29. August 1899 in Potsdam in den Fürstenstand erhoben.^[4]

Georg zu Münster ist in Derneburg auf dem Familienfriedhof vor dem Mausoleum des Grafen Ernst zu Münster bestattet.

Am 11. August 1847 heiratete er die Fürstin Alexandrine Galitzin (Tochter des russischen Generalleutnants Fürst Galitzin und der Fürstin Maria Suworow), von der er 1864 geschieden wurde. Eine zweite Ehe ging er am 22. August 1865 mit Lady Harriet Elisabeth St. Claire-Erskine ein, sie war eine Tochter des James St Clair-Erskine, 3. Earl of Rosslyn. Aus der ersten Ehe stammen:

• Sophie (* 16. Mai 1851; † 27. Dezember 1933) ⚭ Konrad Otto Heinrich Johann von Beneckendorff und von Hindenburg (* 29. Oktober 1839; † 12. März 1913), preußischer Generalmajor (Eltern von Helene von Nostitz)
• Ernst Adolf (* 5. August 1856; † 3. Februar 1905) ⚭ Melanie Ghika de Dezsanfalva (* 19. März 1866; † 21. März 1941)
• Alexander (* 1. September 1858; † 12. Oktober 1922) ⚭ Lady Muriel Henrietta Constance Hay-Drummond (* 14. August 1863; † 1. Januar 1927)

• Politische Skizzen über die Lage Europas vom Wiener Congreß bis zur Gegenwart (1815–1867) nebst den Depeschen des Grafen Ernst Friedrich Herbert zu Münster über den Wiener Congreß. Brockhaus, Leipzig 1867.
• Mein Antheil an den Ereignissen des Jahres 1866 in Hannover. Grimpe, Hannover 1868; 2. Auflage, Carl Rümpler, Hannover 1868.

• Winfried Sühlo: Georg Herbert Graf zu Münster. Erblandmarschall im Königreich Hannover. Ein biographischer Beitrag zur Frage der politischen Bedeutung des deutschen Uradels für die Entwicklung vom Feudalismus zum industriellen Nationalstaat. Lax, Hildesheim 1968. (Dissertation, Freie Universität Berlin, 1967)

• Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser Band VIII, Band 63 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1976
• Martin Vogt: Münster-Ledenburg, Georg Herbert Graf zu, seit 1899 Fürst Münster von Derneburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 535–537 (Digitalisat).
• Friedrich Karl Devens: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1827–1902. Düsseldorf 1902, S. 111.
• Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie, Band 1: Hannoversche Männer und Frauen seit 1866. Sponholtz, Hannover 1912, S. 248–253.
• G. G. Winkel: Biographisches Corpsalbum der Borussia zu Bonn 1821–1928. Aschaffenburg 1928, S. 94.
• Georg Herbert zu Münster. In: Theodor Westrin (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 2. Auflage. Band 19: Mykenai–Norrpada. Nordisk familjeboks förlag, Stockholm 1913, Sp. 50 (schwedisch, runeberg.org). 

Commons: Georg Herbert zu Münster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Graf zu Münster-Ledenburg, Georg Herbert in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
• Biografie von Georg Herbert Graf-Comte zu Muenster. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)

1. ↑ ^{a b c d} Martin Vogt: Münster-Ledenburg, Georg Herbert Graf zu, seit 1899 Fürst Münster von Derneburg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 535–537. (Digitalisat).
2. ↑ Kösener Korps-Listen 1910, 19., 186; 79., 156.
3. ↑ Ehemalige Präsidenten des Deutschen Fischerei Verbandes e. V. In: deutscher-fischerei-verband.de. Abgerufen am 15. Juli 2025. 
4. ↑ A. Freiherr von Houwald: Brandenburg-Preußische Standeserhebungen und Gnadenakte für die Zeit 1873-1918. Görlitz 1939, S. 111.