Gelbbrust-Sumpfhuhn

Gelbbrust-Sumpfhuhn

Gelbbrust-Sumpfhuhn (Laterallus flaviventer)

Systematik
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
Familie: Rallen (Rallidae)
Gattung: Laterallus
Art: Gelbbrust-Sumpfhuhn
Wissenschaftlicher Name
Laterallus flaviventer
(Boddaert, 1783)

Das Gelbbrust-Sumpfhuhn (Laterallus flaviventer; Syn.: Porzana flaviventris) ist eine Vogelart aus der Familie der Rallen (Rallidae), die auf Kuba, Jamaika, Hispaniola, Puerto Rico, in Mexiko, Belize, Guatemala, El Salvador, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Suriname, Französisch-Guayana, Ecuador, Brasilien, Bolivien, Paraguay, Argentinien und Uruguay vorkommt. Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.

Merkmale

Das Gelbbrust-Sumpfhuhn erreicht ein Körpergewicht von bis zu 20 bis 29 g bei einer Körperlänge von etwa 12,5 bis 14 cm. Es besteht kein Geschlechtsdimorphismus. Es ist ein sehr kleines Sumpfhuhn mit langen Zehen, die es ihm ermöglichen, auf schwimmender Vegetation zu laufen. Es hat einen kurzen schwarzen Schnabel und orangegelbe Beine. Der Oberkopf und der Augenstreif sind schwarz, der Überaugenstreif weiß. Der hintere Nackenbereich und der Rest der Oberseite ist gelbbraun mit schwarzen Streifen und weiß am Mantel und an den Schulterfedern. Die mittleren oberen Flügeldecken und die Schirmfedern sind schwarz und weiß gebändert. Dazu hat es teils einige lange blass braune Flügeldecken die große Teile der Flügeldecken bedecken. Die Unterseite wirkt stark gelbbraun, die Kehle ist weißlich und die Flanken und Unterschwanzdecken schwarz und weiß gebändert. Jungvögel ähneln den erwachsenen Vögeln, doch setzen sich die Streifen auf den Flanken bis zur Seite der Brust fort.[1]

Lautäußerungen

Zu den Lauten des Gelbbrust-Sumpfhuhns gehört ein tiefes, raues, gerolltes oder rufendes k'kuk kurr-kurr oder ein klagendes, quietschendes, einzelnes oder wiederholtes krir oder krreh. Dies klingt ähnlich wie beim Carolinasumpfhuhn (Porzana carolina).[1]

Fortpflanzung

Ein männliches Gelbbrust-Sumpfhuhn in El Salvador war im August in Brutstimmung, in Costa Rica im Juli, und auf Trinidad im Februar. In Kolumbien wurden Jungtiere im Februar beobachtet. Das Nest wird lose auf Wasserpflanzen oder im Sumpfgras gebaut. Ein Gelege besteht aus drei bis fünf Eiern. Bei einer Studie in Puerto Rico wurden funfzehn Nester mit Eiern von Januar bis Juni beobachtet. Dabei war der Schlupferfolg bei 65 % und 40 % der Geschlüpften Tiere überlebten. Sechs der Nester wurden geplündert. Die Eier sind im 24,4 mm × 18,o mm groß.[1]

Verhalten und Ernährung

Das Gelbbrust-Sumpfhuhn ernährt sich von kleinen Schnecken, Insekten und Samen. Diese finden es im Wasser, im Schlamm und der Vegetation. Die Futtersuche erfolgt zwischen heranwachsenden Pflanzen. Es taucht frühmorgens und abends aus der Deckung auf, um am Rande des Sumpfes zu fressen. Dabei läuft es über schwimmende Pflanzen und klettert leicht durch verworrenen Schilfbewuchs.[1]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiet (grün) des Gelbbrust-Sumpfhuhns

Das Gelbbrust-Sumpfhuhn bevorzugt Süßwassersümpfe, grasbewachsene Ränder von Seen und Teichen, überschwemmte Felder, Reisfelder und schwimmende Wasservegetation wie Wasserhyazinthen. Sehr selten ist es in Salzwasserhabitaten unterwegs. Es bewegt sich in Höhenmlagen von Meeresspiegel bis in 2500 Meter.[1]

Migration

Normalerweise wird das Gelbbrust-Sumpfhuhn als Standvogel betrachtet. Allerdings wurde beobachter, dass es im westlichen Teil des Río Meta nur von März bis Juli anwesend war. In Costa Rica macht es wahrscheinlich lokale Wanderungen in Verbindung mit wechselnden Wasserständen. Ein Exemplar wurde im Mai nachts unter einer Straßenlaterne in einem Dorf in Veracruz gefunden.[1]

Unterarten

Es sind folgende Unterarten bekannt:[2]

  • Laterallus flaviventer gossii (Bonaparte, 1856)[3] kommt auf Kuba und auf Jamaika vor. Ist neben der Nominatform die größte Unterart.[1]
  • Laterallus flaviventer hendersoni (Bartsch, 1917)[4] ist auf Hispaniola und auf Puerto Rico verbreitet. Diese Subspezies hat die hellste Oberseite aller Unterarten.[1]
  • Laterallus flaviventer woodi (Van Rossem, 1934)[5] kommt im zrentralen Mexiko bis ins nordwestliche Costa Rica vor.
  • Laterallus flaviventer bangsi (Darlington, 1931)[6] ist im nördlichen Kolumbien verbreitet. Die Unterart hat die dunkelste Unterseite aller Unterarten.[1]
  • Laterallus flaviventer flaviventer (Boddaert, 1783)[7] kommt in Panama bis über die Guyanas südlich über Brasilien bis ins nördliche Argentinien vor. Von allen ist diese Unterart am dunkelsten an Nacken und Brust.[1]

Etymologie und Forschungsgeschichte

Die Erstbeschreibung des Gelbbrust-Sumpfhuhn erfolgte 1783 durch Pieter Boddaert unter dem wissenschaftlichen Namen Laterallus flaviventer. Als Verbreitungsgebiet gab er Cayenne an, basierend auf Le Pertit Râle de Cayenne[8] von Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon.[7] 1855 führte George Robert Gray die neue Gattung Laterallus ein.[9][A 1] Allerdings referenzierte Gray auf Laterallus Bonaparte, 1854)[10]. Bonapartes Name muss als Nomen nudum nach den Internationalen Regeln für die Zoologische Nomenklatur betrachtet werden, da Bonaparte weder eine Art für die Gattung nannte, noch eine Beschreibung der Charakteristika des Vogels. Eine weitere Problematik hinsichtlich des Gattungsnamens analysierte James Lee Peters[11], der Laterallus Priorität über Creciscus Cabanis, 1857 zusprach. Dieser Begriff ist ein Wortgebilde aus lateinisch lateralis, latus ‚an der Seite, Seite‘ und vermutlich dem Französischen Rasle, Râle für die Ralle.[12] Der Artname flaviventer stammt von lateinisch flavus ‚gelb, goldengelb‘ und lateinisch venter, ventris ‚Bauch‘ ab.[13] Gossei ist Philip Henry Gosse (1810–1888) gewidmet[3][A 2][14], hendersoni John Brooks Henderson (1870–1923)[4], woodi Casey Albert Wood (1856–1942)[5] und bangsi Outram Bangs (1863–1932).[6] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay keinen Balg zur Verfügung. Alle Hinweise in der Literatur bezogen sich für Laubmann auf Ypacahá del ceja blanca[15] von Félix de Azara. Allerdings verwies er auf Roberto Dabbene[16], der das Verbreitungsgebiet deutlich nach Argentinien erweiterte.[17]

Literatur

  • Félix de Azara: Apuntamientos para la historia natural de los páxaros del Paragüay y Rio de la Plata. Band 3. Impr. de la viuda de Ibarra, Madrid 1805 (biodiversitylibrary.org).
  • Paul Bartsch: Additions to the Haitian avifauna. In: Proceedings of the Biological Society of Washington. Band 30, 1917, S. 131–132 (biodiversitylibrary.org).
  • Pieter Boddaert: Table des planches enluminéez d’histoire naturelle de M. D’Aubenton: avec les denominations de M.M. de Buffon, Brisson, Edwards, Linnaeus et Latham, precedé d’une notice des principaux ouvrages zoologiques enluminés. NA, Utrecht 1783 (biodiversitylibrary.org).
  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Conspectus systematis ornithologæ. In: Annales des sciences naturelles cmprenant la Zoologie, La Botanique, l'Anatomie et la Physiologie comparée des deux régnes et l'Histoire des corsps organisés fossiles (= 4 Zoologie. Band 1). 1854, S. 105–152 (biodiversitylibrary.org).
  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Zoologie – Excursions dans les divers Musées d'Allemagne, de Hollande et de Belgique (suite), et Tableaux paralléliques de l'orde des Échassiers (fin). In: Comptes rendus hebdomadaires des séances de l’Académie des sciences. Band 43, 1856, S. 593–601 (biodiversitylibrary.org).
  • Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon: Histoire naturelle des oiseaux. Band 15. L'Imprimerie royale, Paris 1781 (google.de).
  • Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon, Louis Jean-Marie Daubenton, Edme-Louis Daubenton, François-Nicolas Martinet: Planches enluminées d'histoire naturelle. Band 9. ??, Paris (biodiversitylibrary.org – 1765-1783).
  • Roberto Raúl Dabbene: Distribution des oiseaux en Argentine d'après l'ouvrage de Lord Brabourne et Chubb The Birds of South America. In: Boletín de la Sociedad Physis. Band 1, 1914, S. 241–261 (biodiversitylibrary.org).
  • Philip Jackson Darlington, Jr.: Notes on the Birds of Rio Frio (near Santa Marta) Magdalena, Colombia. In: Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. Band 71, Nr. 6, 1931, S. 349–421 (biodiversitylibrary.org).
  • Philip Henry Gosse: The birds of Jamaica. John van Voorst, London 1848 (biodiversitylibrary.org).
  • George Robert Gray: Catalogue of the genera and subgenera of birds contained in the British Museum. Printed by order of the Trustees, London 1855 (biodiversitylibrary.org).
  • Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 109 (google.de).
  • James Lee Peters: Laterallus Gray antedates Creciscus Cabanis. In: Proceedings of the Biological Society of Washington. Band 45, 1932, S. 119–120 (biodiversitylibrary.org).
  • Adriaan Joseph van Rossem: A Review of the Races of the Mountain Quail. In: The Condor. Band 36, Nr. 6, 1934, S. 243–244 (englisch, unm.edu [PDF; 400 kB]).
  • Barry Taylor, Eduardo de Juana: Yellow-breasted Crake (Laterallus flaviventer). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana, Fernando Medrano Martínez (Hrsg.): Birds of the World. Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY 2024, doi:10.2173/bow.yebcra1.01.1 (englisch).
Commons: Gelbbrust-Sumpfhuhn (Laterallus flaviventer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Barry Taylor u. a. (2020)
  2. World bird list Finfoots, flufftails, rails, trumpeters, cranes, Limpkin
  3. a b Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1856), S. 599.
  4. a b Paul Bartsch (1934), S. 131.
  5. a b Adriaan Joseph van Rossem (1934), S. 243.
  6. a b Philip Jackson Darlington, Jr. (1931), S. 372.
  7. a b Pieter Boddaert (1783), S. 52.
  8. Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon (1781), S. 259–260.
  9. George Robert Gray (1855), S. 120
  10. Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte (1854), S. 150.
  11. James Lee Peters (1932), S. 119–120.
  12. Laterallus The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  13. flaviventer The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
  14. Philip Henry Gosse (1932), S. 371.
  15. Félix de Azara (1805), S. 231–222.
  16. Roberto Raúl Dabbene (1912), S. 255–256.
  17. Alfred Laubmann (1939), S. 109.

Anmerkungen

  1. Gray ordnete der Gattung die Rothalsralle (Laterallus melanophaius (Vieillot, 1819) zu.
  2. Neuer Name für Ortygometra minuta Gosse, 1848.