Geilshausen
Geilshausen Gemeinde Rabenau
| |
|---|---|
| Koordinaten: | 50° 39′ N, 8° 54′ O |
| Höhe: | 257 m ü. NHN |
| Fläche: | 8,63 km²[1] |
| Einwohner: | 861 (2022)[2] |
| Bevölkerungsdichte: | 100 Einwohner/km² |
| Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
| Postleitzahl: | 35466 |
| Vorwahl: | 06407 |
Geilshausen ist einer von sechs Ortsteilen der Gemeinde Rabenau im mittelhessischen Landkreis Gießen.
Ortsgeschichte
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Mittelalter
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung des Orts erfolgte vor 1282/1283 in einem Kopiar, das zwischen 1290 und 1306 angelegt wurde: „... decimam in Gauwoldeshusenn“ (den Zehnten in Geilshausen) und: „... in Gawaldeshusen“ in einem Eppsteinischen Lehnsverzeichnis.[3] Dabei handelt es sich um das Lehen des Ritters Hermann Kalb, welches vorher im Besitz der Schenck zu Schweinsberg und nachfolgend der Herren von Nordeck zur Rabenau war. Ein weiteres Kopiar beinhaltet einen Eintrag aus der Zeit um 1300, der Mainzer Besitzungen auflistet: „... Sedes in Londorff: item Gewelshusen ...“[4]. (Sitze in Londorf, außerdem in Geilshausen.) Das Kopiar selbst wurde zu Beginn des 15. Jahrhunderts angelegt. Im Jahre 1304 verkauften die Grünberger Bürger Sigelo und Sehild dem Kloster Caldern einen Zins zum Martinstag, der von ihren beiden Höfen fällig wurde. Das Kloster Caldern besaß 1359 den sogenannten „Erweyssackisgud“ (Erbsensackgut), welches zu Landsiedelrecht verpachtet war.[5] Eine Urkunde von 1311 nennt den Ortsadligen „Henricus de Gowilshusen“.[6]
Der Ortsname Geilshausen ist von dem Rufnamen „Gawiwald“ abgeleitet wurde. Eine Verkürzung führte dem heutigen Namen.[7]
Neuzeit
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Geilshausen:
„Geilshausen (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt 1 1⁄2 St. von Grünberg an der Lumda, und gehört der Freiherrl. Familie von Nordeck zur Rabenau. Man findet 86 Häuser, 443 Einw., die außer Kath. und 4 Juden evangelisch sind, ferner 1 Kirche und 1 Schulhaus. Die Einwohner, unter welchen 45 Bauern und 11 Handwerker sind, treiben zum Theil Leineweberei und Handel mit Blutigeln und irdenem Geschirr. – Geilshausen, das früher unter dem Namen Gawelsshusen vorkommt, gehörte im 15. Jahrhundert zur Londorfer Mark. Im Jahr 1822 hat die Freiherrl. Familie von Nordeck zur Rabenau einen Theil der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat abgetreten.“[8]
Die bis dahin selbständige Gemeinde Geilshausen wurde zum 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Rabenau eingegliedert.[9][10] Für den Ortsteil Geilshausen wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[11]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Geilshausen angehört(e):[1][12][13]
| Staatszugehörigkeit | Land oder Verwaltungseinheit |
Dauer der Zugehörigkeit |
|---|---|---|
| Landgrafschaft Hessen-Marburg | 1567–1604 | |
| Landgrafschaft Hessen-Darmstadt | 1604–1806 | |
| Großherzogtum Hessen | Fürstentum Oberhessen | 1806–1815 |
| Provinz Oberhessen | 1815–1870 | |
| Provinz Oberhessen | 1871–1918 | |
| Volksstaat Hessen, Landkreis Gießen |
1918–1945 | |
| Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen |
1945–1949 | |
| Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen |
1949–1976 | |
| Hessen Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis |
1977–1978 | |
| Hessen Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen |
1979–1980 | |
| Hessen Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen |
seit 1973 |
Gerichtszugehörigkeit seit 1803
In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für das Fürstentum Oberhessen (ab 1815 Provinz Oberhessen) wurde das „Hofgericht Gießen“ eingerichtet. Es war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Geilshausen das „Patrimonialgericht der Freiherren Nordeck zur Rabenau“ in Londorf zuständig. Nach der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übertragen. 1822 traten die Freiherren Nordeck zur Rabenau ihre Rechte am Patrimonialgericht Londorf an das Großherzogtum Hessen ab.[14] „Landgericht Grünberg“ war daher von 1822 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Geilshausen zuständig war.
Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglichen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15] Vom 1. Januar 1977 bis zum 1. August 1979 trug das Gericht den Namen „Amtsgericht Lahn-Gießen“, der mit der Auflösung der Stadt Lahn wieder in „Amtsgericht Gießen“ umbenannt wurde.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Geilshausen 756 Einwohner. Darunter waren 12 (1,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 108 Einwohner unter 18 Jahren, 315 zwischen 18 und 49, 174 zwischen 50 und 64 und 159 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 303 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 90 Paare ohne Kinder und 117 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 192 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[16]
Einwohnerentwicklung
| • 1577: | 48 Hausgesesse[1] |
| • 1669: | 88 Seelen[1] |
| • 1742: | 1 Geistlicher/Beamter, 52 Untertanen, 15 Junge Mannschaften, 21 Beisassen/Juden |
| • 1800: | 363 Einwohner[17] |
| • 1804: | 372 Einwohner[1] |
| • 1806: | 387 Einwohner, 69 Häuser[18] |
| • 1829: | 443 Einwohner, 86 Häuser[8] |
| • 1867: | 406 Einwohner, 83 Häuser[19] |
| Geilshausen: Einwohnerzahlen von 1800 bis 2015 | ||||
|---|---|---|---|---|
| Jahr | Einwohner | |||
| 1800 | 363 | |||
| 1806 | 387 | |||
| 1829 | 443 | |||
| 1834 | 428 | |||
| 1840 | 491 | |||
| 1846 | 526 | |||
| 1852 | 529 | |||
| 1858 | 518 | |||
| 1864 | 521 | |||
| 1871 | 461 | |||
| 1875 | 465 | |||
| 1885 | 476 | |||
| 1895 | 509 | |||
| 1905 | 468 | |||
| 1910 | 493 | |||
| 1925 | 513 | |||
| 1939 | 543 | |||
| 1946 | 857 | |||
| 1950 | 828 | |||
| 1956 | 709 | |||
| 1961 | 700 | |||
| 1967 | 725 | |||
| 1980 | ? | |||
| 1990 | ? | |||
| 2000 | ? | |||
| 2005 | 802 | |||
| 2010 | 805 | |||
| 2011 | 756 | |||
| 2015 | 821 | |||
| Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]Gemeinde Rabenau[2]; Zensus 2011[16] | ||||
Historische Religionszugehörigkeit
| • 1830: | 438 evangelische (= 98,9 %), ein römisch-katholischer (= 0,2 %), 4 jüdische (= 0,9 %) Einwohner[1] |
| • 1961: | 617 evangelische (= 88,1 %), 76 römisch-katholische (= 10,8 %) Einwohner[1] |
Historische Erwerbstätigkeit
| • 1961: | Erwerbspersonen: 153 Land- und Forstwirtschaft, 144 Prod. Gewerbe, 38 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 23 Dienstleistungen und Sonstiges.[1] |
Politik
Für Geilshausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Geilshausen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[11] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 62,48 %. Dabei wurden gewählt: je ein Mitglied der CDU und SPD sowie drei Mitglieder der Liste „Bürger für Ragenau“.[20] Der Ortsbeirat wählte Markus Titz (BfRab) zum Ortsvorsteher.[21]
Dorfkirche
Die Evangelische Kirche Geilshausen hat einen gotischen Chorturm aus dem 15. Jahrhundert, der wehrhaften Charakter hat. Der 21 Meter hohe Kirchturm auf quadratischem Grundriss erhält sein ungewöhnliches Äußeres durch vier Pechnasen. In den 1950er Jahren wurde westlich ein Langhaus mit Satteldach angebaut.
Weblinks
- Ortsteile In: Webauftritt der Gemeinde Rabenau.
- Geilshausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Geilshausen, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 1. Juni 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- ↑ a b Gemeinde Rabenau – Einwohnerstatistik. In: gemeinde- rabenau.de. Abgerufen am 25. Februar 2024.
- ↑ Paul Wagner: Die eppsteinschen Lehensverzeichnisse und Zinsregister des 13. Jahrhunderts. Wiesbaden 1927. Nr. 264; Nr. 333, S. 110.
- ↑ Stephan Alexander Würdtwein: Dioecesis Moguntia. Band III. Mannheim 1777. S. 285.
- ↑ Friedrich Schunder: Klosterarchive. Regesten und Urkunden. Teil 3. Die oberhessischen Klöster. Band 1: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 9,3. Marburg 1961, Nr. 90, S. 147.
- ↑ StAD, Urkunden Oberhessen, Geilshausen.
- ↑ Lutz Reichardt: Die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen. Namenbuch. Dissertation. Göppingen 1973. S. 128 f, S. 129.
- ↑ a b Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 81 f. (Google Buch).
- ↑ Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84, Punkt 93 Abs. 22 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
- ↑ Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC 180532844, S. 308.
- ↑ a b Hauptsatzung. (PDF; 21 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Rabenau, abgerufen im November 2021.
- ↑ Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC 162730471, S. 12 ff. (Google Buch).
- ↑ Die Abtretung der Patrimonal-Gerichtsame der Freiheeren von Nordeck zur Rabenau in dem Lohndorfer Grund, zur Ausübung durch den Staat betr. vom 4. März 1822. In: Großherzogliches Ministeriums des Inneren und der Justiz (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1822 Nr. 15, S. 179 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 36,0 MB]).
- ↑ Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
- ↑ a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 8 und 48, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020.
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 183 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 223 (Online in der HathiTrust digital library).
- ↑ Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 30 (Google Buch).
- ↑ Ortsbeiratswahl Geilshausen. In: Votemanager. Gemeinde Rabenau, abgerufen im Februar 2024.
- ↑ Ortsbeirat Geilshausen. In: Bürgerinfoportal. Gemeinde Rabenau, abgerufen im Februar 2024.