Galeriewaldralle
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Galeriewaldralle (Aramides ypecaha) | ||||||||||
| Systematik | ||||||||||
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| Wissenschaftlicher Name | ||||||||||
| Aramides ypecaha | ||||||||||
| (Vieillot, 1819) |
Die Galeriewaldralle (Aramides ypecaha), auch Ypecaharalle genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Rallen (Rallidae), die in Brasilien, Bolivien, Paraguay, Argentinien und Uruguay vorkommt. Die Art gilt als monotypisch.[1] Der Bestand wird von der IUCN als nicht gefährdet (Least Concern) eingeschätzt.
Merkmale
Die Galeriewaldralle erreicht ein Körpergewicht von bis zu 765 g bei einer Körperlänge von etwa 41 bis 45 cm. Es besteht kein Geschlechtsdimorphismus. Die Weibchen sind im Allgemeinen etwas kleiner. Es ist die größte Ralle der Gattung Aramides. Sie ist ein hübscher Vogel mit blass bläulich-grauem Gesicht und Vorderhals, olivfarbener Oberseite und zart bräunlich-rosafarbenen Flanken und Oberbauch. Die Unterflügeldecken sind kastanienbraun mit schwarzen Streifen. Die Haltung ist aufrecht mit einem eleganten Gang. Im Jugendkleid wirkt das Gefieder etwas stumpfer als im Erwachsenenalter. Die Beine sind bräunlich rot, der Schnabel hat einen bräunlichen Schimmer.[2]
Lautäußerungen
Die Rufe der Galeriewaldralle ertönen tagsüber und auch abends, wenn sich Vögel an ausgewählten Orten versammeln und einen erstaunlich kraftvollen, sogar ohrenbetäubenden Chor aus Schreien und Pfiffen aufbauen, während sie mit ausgebreiteten Flügeln und senkrecht erhobenem Schnabel hektisch umherrasen. Die hysterischen Rufe klingen wie ol..wäki....ol..wäki. Außerdem gehört ein durchdringendes, hohes, einzelnes iiiiok, eine Art Bellen, ein tiefes Keau und ein explosives Puk zu ihrem Repertoire.[2]
Fortpflanzung
Die Galeriewaldralle baut ihr Nest aus Gräsern und Unkrautstängeln. Es ist ca. 30 cm im Durchmesser und mehr als einem Meter über dem Wasser gebaut. Dies platziert sie in Sträuchern oder zerfallener Vegetation. Ein Gelege besteht aus vier bis fünf Eiern. Die Küken sind dunkel mahagonibraun. Aus der Zucht in Gefangenschaft wird berichtet, dass die Eier in täglichen Abständen gelegt werden. Die Inkubationszeit betrug dort 24 Tage. Die Eier wurden von beiden Geschlechtern bebrütet. Nach drei bis vier Tagen verließen die Küken ihr Nest. Danach wurden sie acht bis neun Wochen von beiden Elternteilen betreut und gefüttert. Eine Brut blieb über drei Monate bei den Eltern. Die Küken sind nach 5 Wochen halb ausgewachsen. Ein neues Nest wurde bereits gebaut, als die Jungtiere einer Brut erst sechs Wochen alt waren. Pro Brutsaison gab es drei Gelege.[2]
Verhalten und Ernährung
Über die Ernährungsgewohnheiten der Galeriewaldralle ist nur wenig bekannt. Es gibt einen Bericht, demzufolge sie eine Schlange erbeutet hat. Außerdem wurde beobachtet, wie sie den Boden mit dem Schnabel während der Nahrungssuche durchgräbt. In Gefangenschaft ernährt sie sich von Insekten, Eiern, Hackfleisch, Äpfeln und Mehl.[2]
Verbreitung und Lebensraum

Die Galeriewaldralle bevorzugt offene Sümpfe, leicht bewaldete Sumpfgebiete, Felder und Weiden in der Nähe von Wasser und Deckung sowie Galeriewäldern. Häufiger als andere Arten der Gattung Aramides taucht sie auch in offenem Gelände auf. Sie beschränkt sich auf Tieflandgebiete des östlich zentralen und südöstlichen Brasiliens, des östlichen Boliviens, Paraguays des nordöstlichen Argentiniens und Uruguays.[2]
Das Zugverhalten der Galeriewaldralle ist bisher nicht erforscht.[2]
Etymologie und Forschungsgeschichte
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Die Erstbeschreibung der Galeriewaldralle erfolgte 1819 durch Louis Pierre Vieillot unter dem wissenschaftlichen Namen Rallus ypecaha. Das Typusexemplar stammte aus Paraguay, wobei Vieillot sich auf Ypacahá del Ypacahá[3] von Félix de Azara bezog.[4] Es war Jacques Pucheran, der 1845 die neue Gattung Aramides einführte.[5][A 1] Der Begriff leitet sich von αραμος aramos, deutsch ‚Namen, den Hesychios von Alexandria für einen Reiher verwendete‘ und -οιδης -oidēs, deutsch ‚ähnlich‘ ab.[6] Der Artname ypecaha ist der lautmalerische Name Ihpaká’á der Guaraní für die Galeriewaldralle.[7] Alfred Laubmann hatte für sein Werk Die Vögel von Paraguay keine Bälge, bis auf das Originalexemplar von Gallinula giga Spix, 1825[8], zur Verfügung. Der Name wird als ein Synonym zur Nominatform betrachtet. In der Literatur fand er viele Nachweise für das Land, so z. B. am Río Pilcomayo durch Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch[9][10], in Paraguarí durch Tommaso Salvadori[11], in Fortin Nueve durch John Graham Kerr[10], in Waikthlatingmayalwa im Gran Chaco ebenfalls durch Kerr[12], in Ytanu durch John James Dalgleish[13] und in Puerto Pinasco im Departamento Presidente Hayes durch Alexander Wetmore.[14] Laubmann ging davon aus, dass der Vogel an allen geeigneten Brutstellen im Land anzutreffen ist.[15] Gigas hat seinen Ursprung in lateinisch gigas, gigantis ‚Riese‘ oder γιγας, γιγαντος gigas, gigantos, deutsch ‚Riese‘.[16]
Literatur
- Félix de Azara: Apuntamientos para la historia natural de los páxaros del Paragüay y Rio de la Plata. Band 3. Impr. de la viuda de Ibarra, Madrid 1805 (biodiversitylibrary.org).
- Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch: Systematisches Verzeichniss der von Herrn Ricardo Rohde in Paraguay gesammelten Vögel. In: Journal für Ornithologie (= 4. Band 15). Nr. 177, 1887, S. 1–37 (biodiversitylibrary.org).
- Arnaldo de Winkelried Bertoni: Sobre ornitología del Chaco Paraguayo. Aves colectadas por Félix Posner en la Colonia „Monte Sociedad“, hoy Benjamin Aceval (Villa Hayes). In: Revista de la Sociedad Científica del Paraguay. Band 2, Nr. 6, 1930, S. 241–257.
- John James Dalgleish: Notes on a Collection of Birds and Eggs from the Republic of Paraguay. In: Proceedings of the Royal Physical Society of Edinburgh. Band 20, Nr. 13, 1889, S. 73–88 (biodiversitylibrary.org).
- John Graham Kerr: On the Avifauna of the Lower Pilcomayo. In: The Ibis (= 6. Band 4). Nr. 13, 1892, S. 120–152 (biodiversitylibrary.org).
- John Graham Kerr: On the Birds observed during a Second Zoological Expedition to the Gran Chaco. In: The Ibis (= 8. Band 1). Nr. 13, 1901, S. 215–236 (biodiversitylibrary.org).
- Alfred Laubmann: Die Vögel von Paraguay. Band 1. Strecker und Schröder, Stuttgart 1939, S. 106–107 (google.de).
- Jacques Pucheran: Notes sur quelques espèces Madécasses de l’ordre des Échassiers. In: Revue zoologique. Band 8, 1845, S. 277–280 (biodiversitylibrary.org).
- Tommaso Salvadori: Viaggio del dottor Alfredo Borelli nella Repubblica Argentina e nel Paraguay, XVI. Uccelli raccolti nel Paraguay, nel Matto Grosso, nel Tacuman e nella Provincia di Salta. In: Bolletino della Società dei Musei di Zoologia ed Anatomia comparata della R. Università di Torino. Band 10, Nr. 208, 1895, S. 1–24 (italienisch, biodiversitylibrary.org).
- Johann Baptist von Spix: Avium species novae, quas in itinere per Brasiliam Annis MDCCCXVII – MDCCCXX Iussu et Auspiciis Maximiliani Josephi I. Bavariae Regis suscepto collegit et descripsit. Band 2. Typis Franc. Seraph. Hübschmännl, München 1825 (biodiversitylibrary.org).
- Barry Taylor: Wattled Jacana (Jacana jacana). In: Josep del Hoyo, Andrew Elliott, Jordi Sargatal, David Andrew Christie, Eduardo de Juana (Hrsg.): Birds of the World. Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY 2020, doi:10.2173/bow.giwrai1.01 (englisch).
- Louis Pierre Vieillot: Nouveau dictionnaire d'histoire naturelle, appliquée aux arts, à l'agriculture, à l'économie rurale et domestique, à la médecine, etc. Par une société de naturalistes et d'agriculteurs. Band 28. Deterville, Paris 1819 (biodiversitylibrary.org).
- Alexander Wetmore: Observations on the birds of Argentina, Paraguay, Uruguay, and Chile. In: Bulletin of the United States National Museum. Nr. 133, 1926, S. 1–448 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
- Aramides ypecaha in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2025.1. Eingestellt von: BirdLife International, 2024. Abgerufen am 22. April 2025.
- Factsheet auf BirdLife International
- Galeriewaldralle (Aramides ypecaha) auf eBird.org
- Galeriewaldralle (Aramides ypecaha) bei Avibase
- Aramides ypecaha im Integrated Taxonomic Information System (ITIS)
- xeno-canto: Tonaufnahmen – Galeriewaldralle (Aramides ypecaha)
- Giant Wood Rail (Aramides ypecaha) in der Encyclopedia of Life. (englisch).
Einzelnachweise
- ↑ World bird list Finfoots, flufftails, rails, trumpeters, cranes, Limpkin
- ↑ a b c d e f Barry Taylor (2020)
- ↑ Félix de Azara (1805), S. 210–214.
- ↑ Louis Pierre Vieillot (1819), S. 568
- ↑ Jacques Pucheran (1845), S. 277
- ↑ Aramides The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ ypecaha The Key to Scientific Names Edited by James A. Jobling
- ↑ Johann Baptist von Spix (1825), S. 75, Tafel 99.
- ↑ Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch (1887), S. 34–35.
- ↑ a b John Graham Kerr (1892), S. 148
- ↑ Tommaso Salvadori (1895), S. 24
- ↑ John Graham Kerr (1901), S. 234.
- ↑ John James Dalgleish (1889), S. 87.
- ↑ Alexander Wetmore (1926), S. 126.
- ↑ Alfred Laubmann (1939), S. 106–107.
- ↑ gigas The Key to Scientific Names. Edited by James A. Jobling
Anmerkungen
- ↑ Pucheran ordnete der Gattung u. a. die Cayenneralle zu.
