Gahawa-Syndrom
Das Gahawa-Syndrom ist eine lautliche Erscheinung verschiedener arabischer Dialekte, besonders bei beduinischen Sprechern oder in ländlichen Regionen.
Das Syndrom besteht in einer veränderten Syllabifizierung von Wörtern, die im Standardarabischen eine Folge von a + velarem Spiranten (h und ähnliche Laute) + Konsonant aufweisen. Infolge des Gahawa-Syndroms wird der Vokal nochmals hinter den Spiranten kopiert. Beispielsweise kann das Wort für „Kaffee“, standardarabisch qahwa, in Gahawa-Dialekten als gahawa realisiert werden. Diese Vokabel war auch namensgebend für die Erscheinung. Je nach Dialekt kann dann auch der ursprüngliche Vokal reduziert oder ganz ausgestoßen werden und sich der Akzent auf den Sprossvokal verlagern. So kann sich etwa laḥm „Fleisch“ zu liḥám entwickeln, oder auch das Wort für „Kaffee“ zu gháwa.
In vielen Sprachen, darunter auch dem Deutschen, kann h nicht im Silbenauslaut gesprochen werden. Im Arabischen ist das zwar grundsätzlich möglich, doch geht diese Möglichkeit in denjenigen Dialekten, die vom Gahawa-Syndrom betroffen sind, verloren. In der Beseitigung dieses eher ungewöhnlichen Silbenauslauts ist die tiefere Motivation für das Gahawa-Syndrom zu sehen.
Literatur
- R. de Jong: Gahawa-Syndrome, in: Encyclopedia of Arabic Language and Linguistics. Bd. 2, 2007, S. 151–153.
- Igo Younes: Raising and the gahawa-Syndrome, between Inheritance and Innovation, in: Zeitschrift für arabische Linguistik, Nr. 67, 2018. S. 5–11. [1]