Gabriel Delmotte

Gabriel Delmotte (* 5. Februar 1876 in Masnières; † 10. März 1950 ebenda) war ein französischer Ingenieur, Politiker und Astronom.

Leben

Gabriel Louis Eugène Alfred Delmotte wurde am 5. Februar 1876 in Masnières, zirka 8 km südlich von Cambrai, geboren.[1] Er studierte ab 1893 Chemie an der École centrale des arts et manufactures in Paris und machte dort 1898 seinen Abschluss. Im Jahre 1900 gründete er ein erfolgreiches Unternehmen zur Herstellung von Tierfutter, das später im Ersten Weltkrieg stark beschädigt wurde.[2]

Als ehemaliger Handelsrichter am Handelsgericht von Cambrai wurde Delmotte am 15. Mai 1912 Bürgermeister in Masnières, was er bis zum 13. August 1941 blieb. 1928 kandidierte er für die Abgeordnetenkammer der Dritten Französischen Republik und gewann das Mandat in seinem Wahlkreis Cambrai. Er gehörte zur Gruppe der radikalen Linken (Gauche radicale) und war Mitglied der Kommission für Bergbau und Antriebstechnik und der Kommission für die befreiten Gebiete (dabei handelt es sich um Gebiete, die im Ersten Weltkrieg von Deutschland besetzt waren). Bei den Wahlen am 8. Mai 1932 trat er erneut an, unterlag aber im zweiten Wahlgang dem sozialistischen Kandidaten Maurice Camier seines Wahlkreises.[1]

Delmotte interessierte sich für Astronomie und verfügte über kleinere Teleskope, die er in Cambrai und in der Nähe seiner Fabrik in Masnières betrieb.[2] Damit beobachtete er hauptsächlich den Mond und veröffentlichte darüber in den Zeitschriften L'Astronomie der Société astronomique de France (der Astronomischen Gesellschaft Frankreichs) und Ciel et Terre der Société royale belge d'astronomie (der Königlichen Belgischen Gesellschaft für Astronomie).[3] Er war Mitglied in beiden Gesellschaften.[2] Er zeigte auch Interesse an den Aktivitäten der Amateurastronomie und war von 1924 bis zu seinem Lebensende Präsident der Association Astronomique du Nord, der Vereinigung der Amateurastronomen Nordfrankreichs. Er engagierte sich bei der Errichtung des Observatoriums von Lille, indem er dem Projekt staatliche Kredite verschaffte.[4] In seinem 1923 erschienenen Buch Recherches sélénographiques et nouvelle théorie des Cirques Lunaires (Selenographische Untersuchungen und eine neue Theorie der Mondkreise) schlug er geologische Prozesse zur Entstehung der kreisförmigen Strukturen auf dem Mond vor.[5] (Heute allerdings gilt als gesichert, dass es sich bei der überwiegenden Mehrzahl um Einschlagkrater handelt.)

Delmotte war zweimal verheiratet, seine erste Frau starb 1936, mit seiner zweiten Frau hatte er 1937 eine Tochter Isabelle. Während des Zweiten Weltkrieges floh Delmotte nach Südfrankreich. Die Deutschen verschleppten seine Instrumente nach Deutschland und verbrannten viele seiner Bücher und Aufzeichnungen. 1946 kehrte er in seine Heimat zurück, verfolgte aber wegen seines fortgeschrittenen Alters keine astronomischen oder politischen Aktivitäten mehr. Er starb am 10. März 1950 im Alter von 74 Jahren und wurde auf dem Friedhof von Masnières begraben.[2]

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. a b Gabriel, Louis, Eugène, Alfred Delmotte. Assemblée nationale, abgerufen am 14. September 2025 (französisch).
  2. a b c d Jean Fort: Gabriel Delmotte... un astronome qui était souvent dans la Lune. In: Obs. Trav. Band 41, 1995, S. 24–32, bibcode:1995O&T....41...24F (französisch).
  3. Veröffentlichungen von Gabriel Delmotte. astrophysics data system, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
  4. Les origines de l'observatoire de Lille. Association Jonckheere, 2019, abgerufen am 14. September 2025 (französisch).
  5. Gabriel Delmotte: Recherches sélénographiques et nouvelle théorie des Cirques Lunaires. Librairie Scientifique Albert Blanchard, Paris 1923 (französisch).
  6. Société astronomique de France (Hrsg.): L'Astronomie. 1. Januar 1934, S. 326 (französisch, bnf.fr).
  7. Delmotte im Gazetteer of Planetary Nomenclature der IAU (WGPSN) / USGS