G. Siegle & Co.
Koordinaten: 48° 46′ 14,9″ N, 9° 9′ 43,8″ O

Die G. Siegle & Co. GmbH war eine bedeutende Farbenfabrik im Geviert der Straßenecken Rotebühl-, Hasenberg- und Augustenstraße[1] im Stadtbezirk West der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart.
Geschichte
Das Unternehmen wurde 1845 von Heinrich Siegle in München gegründet. 1848 verlegte Siegle den Firmensitz nach Stuttgart, wo er ein Grundstück erworben hatte, das unmittelbar an das Firmengelände des Branchenkonkurrenten Knosp´sche Fabrik angrenzte. Daran erinnert der heutige kurze Straßenabschnitt der Knospstraße, die die beiden Unternehmen räumlich trennte. Der Geschäftsumfang Siegles vergrößerte sich im Laufe der Stuttgarter Jahre rapide. Aufgrund des steigenden Platzbedarfs wurden weitere Grundstücke zugekauft, insbesondere solche, die bereits eine gewerbliche Infrastruktur aufwiesen und unmittelbar nutzbar waren. Aufgrund des Trends umfangreicher industrieller Entwicklung, forcierten insbesondere die Papier- und Textilindustrie die Nachfrage nach chemischen Produkten. Gefragt waren nicht mehr mühsam aus pflanzlichen oder tierischen Grundstoffen extrahierende Verfahren, sondern Verfahren mit denen es möglich war, aus Nebenprodukten der Steinkohleteerfabrikation synthetisierte Erzeugnisse auf den Markt zu geben.
1853 wurde die erste Dampfmaschine der Firma G. Kuhn aus Stuttgart-Berg installiert. 1854 wurde der erste Dampfkessel derselben Firma aufgestellt. 1863 ging die Unternehmensführung an den Sohn Gustav Siegle. 1873 fusionierte Siegle mit der Badischen Anilin- und Sodafabrik[2] und der Firma des anrainenden Chemie-Unternehmers Rudolf Knosp. Der Zweck des Zusammenschlusses war die gemeinsame Erzeugung von Mineral- und Anilinfarben. 1889 bereits wurde das Firmengeflecht wieder aufgelöst. In Feuerbach, das erst 1933 nach Stuttgart eingemeindet wurde, wurde unter dem Namen „Offene Gesellschaft G. Siegle u. Co.“ eine neue Farbenfabrik gegründet. Sie war auf die Herstellung von Mineral- und Lackfarben spezialisiert und wirtschaftlich sehr erfolgreich. Ab 1898 wurde diese Firma zur GmbH umfirmiert.
1905 verstarb Gustav Siegle nach einer Mehrzahl von Schlaganfällen. 1912 wurde am Leonhardsplatz (Stuttgart-Mitte) das Gustav-Siegle-Haus, das bis heute Kunst- und Bildungsveranstaltungen dient, erstellt. 1917 übernahm die Firma „Pabst & Lambrecht“ aus Nürnberg Siegle. 1920 erwarb diese auch ein Werk in Besigheim.[3]
Marktumfeld in Stuttgart
Chemiefabriken gehörten neben Schokoladenherstellern wie Eszet, Moser-Roth oder Waldbaur zu den ersten bedeutenden Herstellungsbetrieben in Stuttgart. So wurde die „Jobst´sche Chininherstellung“ Anfang des 19. Jahrhunderts begründet und konnte 1826 schon auf internationalen Ruf in der Chinin-Herstellung verweisen. Chemiefabriken waren aber gleichzeitig die ersten, die Stuttgart aufgrund modifizierter gesetzlicher Bestimmungen wieder verlassen mussten, da sie sich mit dem im Wandel begriffenen Gebietscharakter des Standorts Stuttgart-Mitte nicht vereinbaren ließen.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Durch den heutigen Verlauf der Hasenbergstraße (veränderter Straßenverlauf seit den 1970er Jahren) wurde das ehemalige Grundstück der Siegle-Fabrik durchschnitten, wobei Gebäude zugunsten der Baulinien abgebrochen wurden; vgl. Gabriele Kreuzberger: Fabrikbauten in Stuttgart, Ihre Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, Klett-Cotta 1993, ISBN 3-608-91629-6. S. 77.
- ↑ Industrie/BASF/SIEGLE, Farbige Bombe – vom 13. Juli 1970 Abgerufen am 30. August 2014.
- ↑ G. Siegle, & Co., GmbH, Farbenfabriken
- ↑ Gabriele Kreuzberger: Fabrikbauten in Stuttgart, Ihre Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, Klett-Cotta 1993, ISBN 3-608-91629-6. S. 73.
Literatur
- Gabriele Kreuzberger: Fabrikbauten in Stuttgart, Ihre Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg, Klett-Cotta 1993, ISBN 3-608-91629-6.